Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 127 (Dezember 2005)
Golfplatz auf Langeoog
Zuerst illegal, jetzt scheißegal. Nun wird der umstrittene Golfplatz gebaut.
Siehe dazu auch unsere Artikel: Illegaler Golfplatz auf Langeoog mit Duldung des Landkreises (August 2004) und Golfplatz auf Wangerooge im Natura-2000-Gebiet oder nicht? (Oktober 2005)
Die DERZEIT ilegal bespielte Fläche liegt östlich außerhalb des Ortskerns (Zwischenzone des Nationalparks). Die "Pferdewiese" war vorher extensiv genutzt, WAR Brutplatz u.a. der Sumpfohreule, die ausgemäht wurde, und WAR auch botanisch sehr wertvoll. Am Rande des jetzt bespielten Golfplatzes lud der Nieders. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küstenschutz und Naturschutz größere Mengen Erdaushub anlässlich des "Dammbaus" , also Wegebau in den Osten ab(touristenfreundliche Ersatzmaßnahme für die nicht ausgeführte Statoil-Naturschutz-Ersatzmaßnahme Wiedervernässung Münsterpolder bei Dornumersiel, die auf konzertierten Druck der Deichacht und des Landkreises Aurich nicht verwirklicht wurde). Der Aushub wurde nach längerer Lagerung eingeebnet und dann planiert, anschließend wurden Gräben zur Entwässerung gezogen. Damit wurde das Gebiet weiter zerstört.
Die NEUE geplante Golfplatzfläche in der Nähe des Flugplatzes wurde bei der Nationalpark-Gesetzesnovellierung 2001 vorausschauend aus dem Nationalpark herausgenommen, gehört aber immer noch zum gemeldeten EU-Vogelschutzgebiet.
Das sind die "Realitäten" im Großschutzgebiet Nationalpark Nieders. Wattenmeer, eine von vielen: illegal, scheißegal, weiter machen, als ob es keine Schutzverordnungen gäbe.
Das Niederschmetternde ist auch, dass sich nur drei anerkannte Naturschutzverbände in Niedersachsen kurzzeitig im Verfahren beteiligten, aber kein einziger Verband bis zum Ende im Beteiligungsverfahren blieb und auf eine Klage und Fachaufsichtsbeschwerde gegen den Landkreis Wittmund verzichtet wurde. Die Berichterstattung im Lokalblatt "Anzeiger für Harlingerland" war, anders als im Bremer "Weser-Kurier", freundlich-harmomisch-wohlwollend, man kennt sich eben.
Wir zitieren aus den Zeitungen:
Weser-Kurier (Bremen), online, 10. Dez. 2005
Vergnügliches Einlochen auf Langeoog
Seit Jahren golfen die Insulaner illegal / Gemeinderat genehmigt neuen Platz / Streit um Naturschutz begleitet auch Pläne auf Wangerooge
Von unserem Redakteur
Krischan Förster
LANGEOOG - WANGEROOGE. Wenn derzeit kleine weiße Bälle über Langeoog fliegen, gehen die Mitglieder des örtlichen Golf-Clubs einer Art illegalem Vergnügen nach. Gewählt haben sie dazu eine ehemalige Pferdeweide. Abgemäht, ein paar Fähnchen in den Sand, fertig war der Übungsplatz. Das Problem: Dort ist Spielen gar nicht erlaubt.Zustande kam dies nach der Novellierung des Nationalparkgesetzes und einem folgenden Flächentausch auf der Insel. Da lag die Pferdeweide plötzlich im Schutzgebiet. Da es keine Ausweichmöglichkeit für die rund 300 Hobbygolfer gab, ließ die Gemeinde sie munter weiter einlochen, zahlte sogar 1500 Euro Bußgeld an den Kreis Wittmund.
Vier Jahre geht das nun schon so, aller Protest von Naturschützern verhallte. Erst jetzt reagierte die Gemeinde.Per Ratsbeschluss wurde den Langeooger Golfern erlaubt, einen Bauantrag für ihr neues Projekt zu stellen. Für geschätzt eine halbe Million Euro wollen sie in der Nähe des Insel-Flugplatzes einen Neun-Loch-Platz anlegen. Dieses Mal sogar ohne Widerspruch. Der Landkreis habe in Absprache mit der Nationalparkverwaltung eine Ausnahmegenehmigung erteilt, sagte Bürgermeister Hans Janssen. "Die vierwöchige Frist ist verstrichen, ohne dass jemand Protest eingelegt hätte." Einzige Bedingung: Ausgleichsflächen müssen her.
Das Gebiet liegt nach Angaben des Wattenrates Ost-Friesland zwar nicht mehr im Nationalpark, ist aber Teil eines EU-Vogelschutzgebietes. Die Suche nach geeigneten Fläche laufe derzeit noch, erklärt Bürgermeister Janssen und betont gleichzeitig die Bedeutung des Vorhabens. "Golf ist wichtig für unsere Insel." Nicht nur für Einheimische, zunehmend fragten auch Touristen danach.Auch auf anderen ostfriesischen Inseln setzt man beim Werben um zahlungskräftige Besucher ganz auf die Trendsportart. Was aber manchmal nicht einmal den Anwohnern gefällt.
Auf Wangerooge schmetterten sie vor zwei Jahren zum Entsetzen der Golfer die Pläne kurzer Hand ab. Was den Inselrat nicht hinderte, das Projekt ein Jahr später mit knapper Mehrheit dennoch zu genehmigen. Seither stehen sich auf der östlichsten der ostfriesischen Inseln Befürworter und Gegner erbittert gegenüber. Rund vier Hektar im Ostinnengroden, ein einst durch Eindeichung dem Meer abgetrotztes Feuchtwiesengebiet, sollen den Greens, Fairways und Bunkern eines Neun-Loch-Platzes weichen. "Wir müssen attraktiver werden", fordert Wangerooges Bürgermeister Holger Kohls, der den Golfplatz als wichtige Ergänzung zu einer neuen Strandpromenade und einem Vier-Sterne-Hotel sieht. Ihm zur Seite stehen Kommunalpolitiker, Ladenbesitzer und Hoteliers.
Die meisten Bewohner und vor allem Umweltschützer sind strikt dagegen. "Der Ostinnengroden ist ein wichtiger Brut- und Rastplatz für Kiebitze und Uferschnepfen", sagen die Naturschützer vom Mellum-Rat. Aufhalten aber lässt sich das Vorhaben wohl kaum noch. Der Planungsauftrag ist längst erteilt. Bereits im Januar rechnet Bürgermeister Kohls mit Ergebnissen und "dann kann es los gehen". Für die Umweltschützer zeichnet sich eine weitere Niederlage ab. "Derzeit wird dem Tourismus alles geopfert wird", beklagt Manfred Knake vom Wattenrat. "Nur ist das leider das genaue Gegenteil von Naturschutz."
Anzeiger für Harlingerland, Wittmund, 03. Dez. 2005
Golf-Platz:
Antrag kann gestellt werden
Langeooger Rat stimmt dem Projekt zu
LANGEOOG/HPH - Was lange währt, wird endlich gut. Ein Zitat, das für den Langeooger Golfplatz ohne Zweifel Gültigkeit hat. Schon lange plant der Verein den Bau eines Neun-Loch-Golfplatzes (in der Endausbaustufe). Jetzt scheint es, als ob das Vorhaben in die Tat umgesetzt werden kann. Denn die Golfer können jetzt endlich den Bauantrag für ihr Projekt stellen, nachdem der Rat der Gemeinde Langeoog der entsprechenden Bauleitplanung zustimmte. Wie Bürgermeister Hans Janssen unserer Zeitung erklärte, sei die Ausnahmegenehmigung erteilt. Die beteiligten Verbände hätten keine Einwände dagegen erhoben.
Der Golfplatz soll in südöstlicher Richtung von der Start- und Landebahn des Flugplatzes entstehen. Derzeit grasen dort noch Hochlandrinder. Wie Janssen weiter erläuterte, gehöre ein Teil der Flächen dem Land Niedersachsen. Man habe jedoch, auch im Interesse des Landwirtes, der die Ländereien gepachtet hat, über einen Flächentausch gesprochen. Auch dem stehe nichts mehr im Wege.