Wattenrat

Ost-Friesland

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Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 124 (Oktober 2005)

Golfplatz auf Wangerooge im Natura-2000-Gebiet oder nicht?

Bürgermeister nennt Umweltminister Sander als Zeugen der Unbedenklichkeit, eine Landtagsabgeordneter der Bündnisgrünen hält dagegen.

Das liest man nicht oft: Ein Landtagsabgeordneter vertritt deutlich die Belange des Naturschutzes, Respekt!

Und ein Bürgermeister nennt ausgerechnet den niedersächsischen Umweltminister Sander (FDP) als Zeugen für die Unbedenklichkeit eines Golfplatzes in einem nach wie vor bestehenden EU-Vogelschutzgebiet auf der Insel Wangerooge, das auch ein niedersächsischer Minister nicht einfach durch eine Antwort auf eine Anfrage wegreden kann. Sander hat sich bisher häufig über die Natura-2000 Vorgaben der EU hinweggesetzt, sie in Frage gestellt oder sie freischwebend in seinem Sinne interpretiert.

Immerhin wurde die fragwürdige Novellierung des Nationalparkgesetzes unter der Herausnahme von wesentlichen Schutzgebieten für die touristische Nutzung inzwischen von der EU-Kommission in ein laufendes Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland integriert. Beschwerdeführer war der Wattenrat Ost-Friesland.

Und noch eins wird deutlich: Den Namen "Nationalpark" mögen die Fremdenverkehrsmacher aus marktstrategischen Gründen nicht mehr missen, nur die Inhalte fehlen noch.

Wir zitieren aus dem Jeverschen Wochenblatt, online für die Ausgabe vom 08.10.05:

Kein Vogelschutzgebiet

Wangerooge: Umweltminister antwortet auf Anfrage

Wangerooge/nc - Die Gemeinde Wangerooge hörte die Antwort mit Genugtuung, die das niedersächsische Umweltministerium jetzt im Landtag auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Hans-Joachim Janßen aus Varel zu den Golfplatzplänen im Ost-innengroden der Insel gegeben hat.

Janßen sieht hier einen Verstoß gegen EU-Recht. Der Status als Vogelschutzgebiet gelte für das ins Auge gefasste Grodengelände nach wie vor - weil die Meldung zeitlich vor der Nationalpark-Novelle liege, mit der das Areal in die niedrigste Schutzkategorie heruntergestuft worden sei. Das schätzt Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) freilich anders ein, wie aus seiner Antwort hervorgeht.

Dazu Wangerooges Bürgermeister Holger Kohls in einer Pressemitteilung: "Zutreffend wurde vorgetragen, dass die Erholungsflächen im Ostinnengroden kein Vogelschutzgebiet sind, das Anlegen eines Golfplatzes seit Jahren in der öffentlichen Diskussion steht, Flugplatz und Kläranlage außerhalb des Nationalparks liegen und weitere Teile des Areals der Ruhe- und Zwischenzone (Vogelschutzgebiet oder Erholungszone) zugeordnet und Meldungen zur Abgrenzung des Vogelschutzgebietes an die EU-Kommission entsprechend erfolgt sind." Dabei werde in Erinnerung gerufen, dass in langwierigen Verhandlungen zur Novellierung des Nationalparkgesetzes in den Jahren 1999 und 2000 - unter Zugrundelegen der Bestandskartierungen und der EU-Richtlinien - die Neuzonierungen im Ostinnengroden erfolgt seien. Zudem habe die Gemeinde zugestimmt, Flächen im Osten und Westen der Insel sowie im Watt zur Ruhezone heraufzustufen, obwohl das nicht zwingend gewesen sei.

Kohls blickt in diesem Zusammenhang gerne auf das positive Wirken der friesländischen CDU-Landtagsabgeordneten Inse-Marie Ortgies und weiterer Abgeordneter auf Landesebene zurück. Der Bürgermeister fährt fort: "Die Gemeinde geht auch mit der weitergehenden Beantwortung der Anfrage konform, wonach die Ergebnisse des Golf- und Landschaftsentwicklungskonzeptes sowie der FFH-Verträglichkeitsstudie in die Fachplanung zur Änderung des Flächennutzungsplanes eingehen." Die Gemeinde hoffe nun darauf, dass im weiteren Verfahren vor Ort eine sachliche Diskussion und Auseinandersetzung zum Thema stattfinde, "deren Ergebnis sich positiv auf den Kur- und Tourismusstandort Wangerooge auswirkt".

 
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