Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 107 (04.06.05)
Nationalpark als Marketing Instrument
Wo bleiben die Naturschutz-Inhalte?
Hüben wie drüben: Nicht nur in Ostfriesland verkümmert und verkommt das Großschutzgebiet Nationalpark Wattenmeer zum Selbstbedienungsladen der Tourismusmacher und Vermarkter. In Schleswig-Holstein wird das unverblümt durch den Geschäftsführer der "Nationalpark-Service GmbH", Christian Jessen, propagiert. Das könnte dann in Ordnung sein, wenn gleichzeitig mit gleicher Anstrengung die Schutzinhalte öffentlich transportiert, umgesetzt und kontrolliert würden. Es ist offenbar völlig in Vergessenheit geraten, dass Nationalparke nach gesetzlicher Definition "rechtsverbindlich festgesetzte einheitlich zu schützende Gebiete"... "wie Naturschutzgebiete" zu schützen sind (§24 BNatSchG).
Dazu gehören selbstverständlich auch Verbote und Kontrollen! Weichgespülte Manager, Politiker und Naturschutzvertreter haben dies völlig aus den Augen verloren.
Wir zitieren aus den Husumer Nachrichten:
Pfingsten 2005
Nordfriesland/fu
Eine starke Marke: Der Nationalpark Wattenmeer
Service-Geschäftsführer im Ausschuss für Wirtschaft, Tourismus und Verkehr: Potenziale durch gezieltes Marketing ausschöpfen
Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist eine "starke Marke". Allerdings hat es die Westküste bislang verschnarcht, das enorme wirtschaftliche Potenzial, das dieser einzigartige Naturraum bietet, auszuschöpfen. Zugegeben, der Geschäftsführer des Nationalpark-Service Christian Jessen, drückt es vornehmer aus - aber die Botschaft kommt rüber.
"Wir müssen davon wegkommen, den Nationalpark als etwas Bedrohliches zu sehen und die Menschen mit dem Herzen abholen", warb er vor dem Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Tourismus des Kreises Nordfriesland. Der Begriff Nationalpark ist laut Jessen ein Wert an sich, weltweit positiv besetzt und bietet große Chancen für Vertriebsstrategien. Eine stärkere Identifikation mit dem Nationalpark und weniger Vorbehalte bei 'touristischen Vermietern seien eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Vermarktungskonzepte in Zusammenarbeit mit Partnern und Sponsoren. Gemeinsam sollten Angebote geschnürt werden, mit denen sich auch die Vor- und Nachsaison verlängern lasse. Flankierend sollte nach Aussagen von Jessen der Bekanntheitsgrad durch gezieltes Marketing drastisch erhöht werden. "Der Nationalpark ist eine starke Marke, die wir gemeinsam nutzen sollten. Wir müssen es wollen", so Jessen.
Der Geschäftsführer musste sich freilich daran erinnern lassen, dass der Nationalpark von vornherein mit Verboten verbunden und die Menschen nicht mitgenommen wurden., "Daran kranken wir noch heute", meinte Horst Wodowos (Wählergemeinschaft NF) mit Blick auf die mangelnde Akzeptanz in der Region. Auch wenn in der Vergangenheit einiges "unglücklich gelaufen" sein möge, müsse man doch auch einmal eine Zäsur machen und nicht nur in der Vergangenheit leben, erwiderte Jessen. Erst müsse Akzeptanz geschaffen werden, forderte Hans-Joachim Droste (CDU): "Wir müssen die Geschichte bewältigen und können sie nicht wegdiskutieren."Anke Rönnau (SPD) warb dafür, Animositäten beiseite zu packen und die Chancen zu sehen für den Tourismus und Arbeitsplätze an der Westküste. Auch Uwe Schwalm (Grüne) plädierte für einen Neubeginn. Dazu ghört für Hans von Wecheln - er ist Beauftragter der Kreise Nordfriesland und Dithmarschen für die interregionale Wattenmeer-Kooperation - dann allerdings auch, dass das Multimar Wattforum in Tönning bereit ist, künftig mit dem Westküstenpark in St. Peter-Ording zu kooperieren. "Diese Befindlichkeiten können wir uns auch nicht mehr leisten", betonte er.
Dass es künftig nur gemeinsam geht, hat auch die Tourismuswirtschaft erkannt. Der Nordsee-Tourismus-Service engagiert sich deshalb jetzt auch als Gesellschafter im Nationalpark-Service. Denn allein könne die gemeinnützige GmbH den Nationalpark nicht promoten- dazu fehlt Geld und Personal", so Jessen.