Wattenrat

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Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 102 (01.06.2005)

Brief an CDU-Landtagsabgeordneten Dinkla

"Mutiges Anfassen" auch bei geringem Treibselanfall

Salzwiesen im Nationalpark: Wattenrat scheibt an den stellv. Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion in Niedersachsen, Hermann Dinkla. Einladung zum Ortstermin an einer Salzwiese.

Hermann Dinkla aus Westerholt im Landkreis Wittmund ist Landtagsabgeordneter der CDU. In dieser Funktion unterstützt er öffentlich das Ansinnen des Oberdeichrichters Hans-Hermann Janßen, CDU, (Carolinensiel), den Bewuchs geschützter Salzwiesen im Nationalpark Niedersächisches Wattenmeer abschlegeln zu lassen. Umweltminister Sander konnte von Janßen auch schon zu diesem Eingriff in den Nationalpark überredet werden.

Begründung: Das vorgebliche hohe Treibselaufkommen in der Deichacht Esens-Harlingerland, Zuständigkeitsbereich Neßmersiel bis Harlesiel. Fakt ist aber, dass diese Deichacht laut einem Bericht der Arbeitgruppe Treibsel des Landes Niedersachsen von 1996 zu den Deichachten mit dem geringsten Treibselanfall gehört. Janßen will es dem Naturschutz zeigen: Durch den Regierungswechsel zur CDU/FDP hat er jetzt Oberwasser und kann demonstrieren, wer Herr im Hause des Nationalparks ist.

CDU-MdL Dinkla hat offenbar einen vollen Terminkalender, er hat bis heute nicht geantwortet.

02. Juni 2005

Herrn
Hermann Dinkla
stellv. Vorsitzender der CDU-Fraktion des Niedersächsischen Landtages

Hannover

Sehr geehrter Herr Dinkla,

im Anzeiger für Harlingerland (s.u.) werden Sie in der Ausgabe vom 31. Mai 2005 so wiedergegeben, dass Sie Herrn Umweltminister Sanders "mutiges Anfassen" im Naturschutzbereich loben; in diesem Zusammenhang wird Herr Sander im Zusammenhang mit dem Treibsel im Nationalpark Nieders. Wattenmeer so erwähnt, dass er auf das vorgebliche "Sorgenthema Teek" eingeht, das Deichrichter Hans-Hermann Janßen vorgebracht hatte. "Nach alten Erfahrungen habe sich das Abschlegeln bewährt und sollte wieder versucht werden", so MU Sander im Anzeiger.

Ich darf Ihnen aus meiner ehemaligen zwanzigjährigen Tätigkeit als Landschaftswart im LK Aurich mitteilen, dass mir seit 30 Jahren nicht bekannt ist, dass in den Salzwiesen der Bewuchs abgeschegelt wurde noch dass es ein Teek-"Problem" im Bereich der Deichacht Esens-Harlingerland gab oder gibt. Belegt wird dies durch den Bericht der Arbeitsgruppe zum Treibselproblem des Landes Niedersachsen 1996, der ich angehört habe. Zuletzt hat Oberdeichrichter Janßen im Sommer 1997 vergeblich gegenüber dem MU vorgeschlagen, 15 ha Salzwiesen zu schlegeln. Ich zitiere aus einem Schreiben des MU vom 23.04.1998: "In den für den Treibselanfall extremen Jahren 1994 und 1995 gehörte der Bereich der Deichacht Esens-Harlingerland zu den am wenigsten betroffenen Deichachten entlang der niedersächsischen Küste."

Dieses "Problem ist also eine Erfindung zur Durchsetzung von "Herr-im-Hause"-Positionen des Oberdeichrichters Janßen gegen den Naturschutz und hat mit der Realität nichts zu tun.

Auch wird daraus deutlich, dass Oberdeichrichter Janßen bei der angeblichen Problematik völlig überzieht und nun politische Bundesgenossen wie Sie oder den Umweltminister Sander sucht, um in den geschützten Salzwiesen der Ruhezone des Nationalparks wie in seinem Vorgarten zu agieren.

Ich rege daher an, dass Sie sich mit den fachlichen Grundlagen vertraut machen und diese auch gegenüber Umweltminister Sander vertreten.

Ich rege ferner einen Ortstermin mit Mitgliedern des Wattenrates an der Salzwiese an, die Oberdeichrichter gerne geschlegelt sehen möchte. Unsere Absicht ist es, Ihnen diesen Bereich naturschutzfachlich zu erläutern.
Es ist der Bereich östlich von Dornumersiel, in dem sich eine typische Hochstaudenflora der Salzwiese nach Einstellung der Beweidung vor einigen Jahren entwickeln konnte, die jetzt ohne erkennbaren fachlichen Grund unter Verletzung der Vorgaben des Nationalparkgesetzes und der FFH-Richtlinie abgeschlegelt werden soll. Als Mitglied im Ausschuss der Regionen der Europäischen Union dürfte Ihnen die FFH-Richtlinie nicht fremd sein.

Ihren Terminvorschlägen sehe ich daher mit Interesse entgegen.

Mit freundlichem Gruß
Manfred Knake

Wir zitieren aus dem Anzeiger für Harlingerland/Wittmund:

Bereitgestellt am: 30.05.05 um 17:38 für Ausgabe vom: 31.05.05

Carolinensiel/na - [...] Dem schloss sich der hiesige Landtagsabgeordnete Hermann Dinkla (CDU) sogleich an. Dinkla hatte Sander zuvor dafür gelobt, dass er vieles mutig anfasse, und so ging Sander auch in Carolinensiel mit klaren Worten etwa auf das Sorgenthema Teek ein, das Deichrichter Hans-Hermann Janßen vorgebracht hatte. Nach alten Erfahrungen habe sich das Abschlegeln bewährt und sollte wieder versucht werden. [...]

 
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