Wattenrat

Ost-Friesland

- unabhängiger Naturschutz für die Küste -

Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 296 (September 2008)

Nationalpark Wattenmeer als UNESCO-Weltnaturerbe für noch mehr Tourismus

IUCN-Officer bereist Küste und lässt sich etwas vorführen

Im September 2008 bereiste der hochrangiger Vertreter der IUCN (International Union for Conservation of Nature), der Kubaner Senior-Officer Pedro Manuel Rosabal, der in der Schweiz arbeitet, die niedersächsische Wattenküste, um sich in wenigen Tagen ein Bild über die mögliche Nominierung des Wattenmeeres als UNESCO-Weltnaturerbe zu machen. Daran wird von politischer Seite seit Jahren gearbeitet, um das Wattenmeer für den Tourismus noch attraktiver zu machen, nicht aber um die Schutzinhalte im Wattenmeer zu verbessern.

Pazifische Auster

Selbstverständlich bekam er von den hiesigen Offiziellen nur die Filetstücke des Wattenmeeres zu sehen, wie z.B. die Ostplate Spiekeroogs. Hier wurde auf hohem Niveau das niedersächsische Potemkische-Naturschutzdorf vorgeführt, um das Prädikat "UNESCO-Weltnaturerbe" für noch mehr Tourismus und Vermarktung zu erhalten.

Es wurde vom Wattenrat nicht erwartet, dass der IUCN-Mitarbeiter auch das "Gammelfleisch" des Nationalparks zu sehen bekam. Er hatte überwiegend Kopfnicker und Interessenvertreter in seinem Tross, die Naturschutz sagen und Tourismus meinen. Von den ehrenamtlichen kritischen Naturschützern, die mehr als 30 Jahre lang in der Fläche tätig sind, wurde niemand eingeladen. Es war zu erwarten, dass dem Mann nicht nur etwas vorgeführt, sondern dass er von der Tourismusindustrie vorgeführt wurde!

Offshorekabel für Windpark "Alpha Ventus"

E.ON/ABB/Oceanteam Verlegebarge im Watt

Weiterführende Links:

Hier die Beispiele aus diesem Pseudo-Nationalpark, der seinen Namen nicht verdient:

etc, etc.

Fahrzeugspuren in einer Inselsalzwiese (Ruhezone I)

Zudem gibt es politische und wirtschaftliche Interessengruppen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, die dieses Schutzgebiet zielstrebig in einen touristischen Groß-Freizeitpark umwandeln wollen und den Begriff "Nationalpark" nur als Werbeträger sehen:

Fazit: Der "Naturschutz" an der Küste befindet sich fest in Parteien- und Wirtschaftshand und wird auch zielstrebig so entwickelt, obwohl der Nationalpark ausgewiesenes FFH- und EU-Vogelschutzgebiet ist! Es hat sich also an der intensiven Nutzung dieses Schutzgebietes trotz internationaler Schutzvorschriften, wie auch der Ramsar-Feuchtgebiets-Konvention von 1975, nichts geändert.

Und so sehen die Naturschutzverbände den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer: Bilanz über 20 Jahre Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer (pdf-Datei, ca. 2.6 MB).

Freizeitsport

Wir zitieren eine dpa-Meldung vom 03. September 2009:

Spiekeroog/Hannover (dpa/lni) - Die Bemühungen um einen Platz des Wattenmeeres auf der Weltnaturerbe-Liste gehen in die entscheidende Phase. Experten der Weltnaturschutzunion bereisen und bewerten die zwischen Holland und Dänemark gelegene einzigartige Naturlandschaft noch bis zum 10. September. Das teilte das Umweltministerium am Mittwoch in Hannover mit. Hintergrund ist die Kandidatur für eine Anerkennung als Weltnaturerbe, über die die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) bestimmt. Sie hat die Fachleute der Weltnaturschutzunion IUCN beauftragt, sich persönlich im Wattenmeer umzuschauen.

Die «Jury» hatte ihre Tour auf der Insel Spiekeroog begonnen und machte am Mittwoch in Greetsiel Station. In den nächsten Tagen werden das Ministerium und die Nationalparkverwaltung eine Auswahl weiterer wichtiger Orte präsentieren. Enden soll die Reise mit einer Besichtigung der Wesermündung und der Jade. «Unser Wattenmeer ist ein Naturerbe, das eine weltweite Anerkennung verdient», sagte Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) laut einer Pressemitteilung. Das Wattenmeer sei das größte zusammenhängende System aus Sand- und Schlickwatten weltweit und beherberge einen außergewöhnlichen Tier- und Pflanzenreichtum.

Die UNESCO-Liste des Welterbes ist lang und führt sowohl Kulturdenkmäler wie das Bremer Rathaus als auch Naturdenkmäler auf. Deutschland hat gut 30 Weltkulturerben, aber bisher nur ein Weltnaturerbe - die 1995 ernannte Grube Messel, ein stillgelegter Tagebau in Hessen, in dem sich unzählige Fossilien fanden. Dem Umweltministerium zufolge will die UNESCO ihre Entscheidung über das Wattenmeer im Sommer kommenden Jahres fällen.

Was dem Wattenmeer die internationale Auszeichnung «Welterbe» bringen könnte, ist umstritten. Das Umweltministerium spricht von «vielfältigen Chancen für die Regionen». Solche Formulierungen lassen Kritiker aufhorchen. Im Wattenrat organisierte Umweltschützer an der Küste teilten mit, die Bewerbung diene nur dem Wunsch nach einem weiteren Etikett für «Tourismus und Vermarktung». Auch die Umweltstiftung WWF stellt dem Umweltministerium ein schlechtes Zeugnis für die bisherige Entwicklung im Nationalpark Wattenmeer aus. «Es fehlen das Bekenntnis und der Wille zu einem starken Nationalpark, wo der Schutz dieser einmaligen Natur (...) höchste Priorität hat», schrieb der WWF vor zwei Jahren in einer Bilanz über «20 Jahre Nationalpark». So seien etwa die «ohnehin bereits zu geringen Mittel» für die Nationalparkeinrichtungen gekürzt worden, und die Schutzflächen im Nationalpark seien nicht genug überwacht.

Pressemitteilung des Niedersächsischen Umweltministeriums vom 02. September 2008:

Experten bereisen Nationalpark

Sander: Wattenmeer muss UNESCO-Weltnaturerbe werden

Hannover. Unser Wattenmeer ist ein Naturerbe, das eine weltweite Anerkennung verdient, unterstrich der Niedersächsische Minister für Umwelt und Klimaschutz, Hans-Heinrich Sander, gestern (Dienstag) in Hannover die Bemühungen der Länder Deutschland und der Niederlande, diese einzigartige Naturlandschaft in die Welterbeliste der UNESCO aufnehmen zu lassen. Das Land Niedersachsen hat sich für die Anmeldung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe seit Jahren stark gemacht und diesen Prozess aktiv begleitet.

Im Rahmen einer knapp zweiwöchigen Delegationsreise wird Pedro Manuel Rosabal von der Internationalen Naturschutzorganisation (IUCN) vom 1. bis 2. September sowie am 10. September gemeinsam mit weiteren Experten den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer bereisen, um sich vor Ort einen Eindruck von dem geplanten Weltnaturerbegebiet Wattenmeer zu verschaffen. Dabei trifft der IUCN-Vertreter mit regionalen Fachleuten in Niedersachsen zusammen. Zum Auftakt des Besuches begrüßte Umweltstaatssekretär Stefan Birkner den internationalen Gast am Dienstag, 2. September, um 18 Uhr im Schilds Hofladen und Café im Elisabethgroden in der Gemeinde Wangerland.

Das Wattenmeer ist weltweit das größte zusammenhängende System aus Sand- und Schlickwatten mit einem außergewöhnlichen Tier- und Pflanzenreichtum, hob Birkner die Wichtigkeit dieses Besuchs hervor. Das Wattenmeer sei ein überlebenswichtiger und schützenswerter Lebensraum, der für den Erhalt der globalen Artenvielfalt von großer Bedeutung sei. Die Aufnahme in die Welterbeliste würde dem Wattenmeer ein internationales Prädikat verleihen und vielfältige Chancen für die Regionen eröffnen, sagte Birkner. Und weiter: Das Land Niedersachsen bekennt sich mit dem Antrag auf Anerkennung als Weltnaturerbe auch international zu seiner Verantwortung, diese einzigartige Schatzkammer zu bewahren.

Der IUCN-Experte Pedro Manuel Rosabal wird sich zu Beginn seiner Delegationsreise zunächst auf Spiekeroog einen ersten Eindruck vom Wattenmeer und den vorgelagerten Inseln verschaffen und sich dabei auch über die dynamische Entwicklung der Dünen und Salzwiesen auf der Ostplate Spiekeroogs informieren. Geplant ist auch ein Gespräch mit Fachleuten über das Insel- und Tourismusmanagement. Eine Fahrt entlang der ostfriesischen Küste stellt die Krabbenfischerei, die Landwirtschaft sowie die Küstenentwicklung dar. Am Ende der Bereisung, die auch in das niederländische und schleswig-holsteinische Wattenmeer führt, sollen auf einer Schifffahrt von Dorum-Neufeld an der Wurster Küste nach Wilhelmshaven die Knechtsandregion, das Weserästuar und die Jade vorgestellt werden.

Regionale Experten aus den Bereichen Naturschutz, Küstenschutz und Tourismus, politische Vertreter sowie Repräsentanten der Küstenbevölkerung und Mitglieder des Nationalparks begleiten den Gast und werben um die politische Unterstützung für die Welterbe-Kandidatur.

Fährverkehr

 
Zum Seitenanfang