„Norwegian Breakaway“: neuer Meyer- Dampfer durch die Ems gequetscht

Norwegian Breakaway: Aufspringen verboten, das Schiff passt mal gerade eben noch in die ausgebaggerte Ems

Sie werden immer größer, nur der kleine Fluss kann nicht mehr mitwachsen: Die Rede ist von den gigantischen Kreuzfahrtschiffen, die im Binnenland auf der Papenburger Meyer Werft an der Ems gebaut werden. Das neueste schwimmende Spaßprodukt, die „Norwegian Breakaway“, gebaut für die US-amerikanische Reederei Norwegian Cruise Line (NCL), wurde am 13. und 14. März 2013 über die enge Ems an das seeschifftiefe Wasser der Nordsee überführt.  Mit 146.600 BRZ (neue Raumvermessungsgröße Bruttoraumzahl, früher Bruttoregistertonnen) ist die „Breakaway“ das größte jemals in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff. Der Heimathafen wird New York sein.

Norwegian Breakaway: mit starrer Schlepperverbindung ans seeschifftiefe Wasser

Die Schiffssektionen wurden auf der Rostocker Neptun-Werft, die zu Meyer gehört, vorgefertigt, dann über die Ostsee, den Nord-Ostsee-Kanal über die Nordsee in die Ems nach Papenburg geschleppt und dort zusammengebaut, um hinterher als fertiges Schiff wieder über die Ems an die Nordsee geschleppt zu werden. Dafür baut die Neptun-Werft in Rostock Flusskreuzfahrtschiffe, am Meer! Das moderne Schilda liegt also an der Ems. Es gibt keine politische Partei, die diesen unsinnigen Standort in Frage stellt, der den Steuerzahler durch die ständigen Emsunterhaltungsbaggerungen und das eigens dafür gebaute Ems“sperrwerk“ schon ungezählte Millionen gekostet hat.

Landunter im EU-Vogelschutzgbiet

Die betriebsblinden Gewerkschafter denken nur an den Erhalt von Arbeitsplätzen dieser Werft am falschen Standort, der Zustand der Ems offenbar vernachlässigbar. Schiffe dieser Baugröße sollten nur mit direktem Zugang zum Meer gebaut werden, das gebietet eigentlich schon die Vernunft, aber auch die ist im Emsland wohl vernachlässigbar. Die ehemalige lebendige Ems verkam dadurch zu einem Meyer-Kanal.

Nein, kein Plattenbau: Norwegian Breakaway bei Bingum

Diese aktuelle Überführung war gerade noch für die Brutvögel der Ems unproblematisch. Eigentlich, aber nur eigentlich, ist Aufstauen der Ems mit dem dafür gebauten Emsstauwerk bei Emden im Frühjahr und Sommer auf diese Stauhöhen nicht zulässig, der ursprüngliche Planfeststellungsbeschluss zum Schutz der Ems wurde inzwischen geändert, „flexibilisiert“ für die Bedürfnisse der Meyer Werft.

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Presseinformation vom 7. April 2009 // Umfangreiches Monitoring angeordnet

Oldenburg – Nach eingehender Prüfung hat der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) den Antrag des Landkreises Emsland zur Flexibilisierung des Sommerstaus an der Ems für zwei konkrete Schiffsüberführungen genehmigt. Mit der Auflage, erhebliche Kompensations- und Kohärenzmaßnahmen für die betroffenen Vogelarten vorzusehen und in beiden Fällen ein umfangreiches gewässerkundliches und naturschutzfachliches Monitoring durchzuführen, darf die Ems im kommenden Juni und im Juli 2011 nunmehr für rund 25 Stunden auf maximal 2,20 Meter über Normal Null gestaut werden. Der bisherige Planfeststellungsbeschluss gestattete im Sommerhalbjahr eine Stauhöhe von maximal 1,75 Meter für zwölf Stunden. […]

Die Ems mit ihren angrenzenden Vorländereien ist ein EU-Vogelschutzgebiet, ein herausragendes Brutgebiet für viele geschützte Vogelarten. Beim Aufstauen mit dem Emsstauwerk werden die Vorländereien überflutet, Gelege oder Jungvögel saufen ab. Genau das geschah zuletzt 2011 bei der Überführung der  „Celebrity Silhouette“ mit Hilfe des NLWKN und vorher 2009 bei der Überführung der „Celebrity Equinox“. Die Kreuzfahrttouristen erfahren von der Verwaltigung des Flusses und den Schäden an der Natur in den Schutzgebieten nichts, auch den vielen Sehleuten und Gaffern ist das Problem weitgehend unbekannt.

Norwegian Breakaway: abgesoffenes Naturschutzgebiet im EU-Vogelschutzgebiet, Nüttermoor/Ems

Um Ausnahmegenehmigungen muss sich die Meyer Werft also keine Gedanken machen: Der Landkreis Emsland und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) haben es bisher immer möglich gemacht, die EU-Kommission als Hüterin der EU-Vogelschutzrichtlinie schweigt, die Naturschutzorganisationen WWF, BUND und NABU ergehen sich regelmäßig in halbherzigen Protest-Pflichtritualen. Sie sind längst eingebunden in das schändliche Überführungsspektakel. In einem „Generationenvertrag“ mit der Meyer Werft und dem Land Niedersachsen billigten sie die Überführungen, Rechtsmittel werden nicht mehr eingelegt, der genau Inhalt der Vereinbarung wurde von den Organisationen auch auf Nachfrage nie zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr war witterungsbedingt noch kein Brutgeschehen festzustellen, zum Glück für die Vögel.

Schwimmender Spaßpark Norwegian Breakaway: Badespaß in Schwerölabgasen

Unser Mitarbeiter Eilert Voß hat wieder einmal mit seiner Kamera das Überführungsspektakel eingefangen. „Schönere“ Bilder mit Jubelkommentaren lieferten auch viele Fernsehsender, aber eben nur schöne Bilder, ohne die unschönen Begleiterscheinungen dieser Schiffsgigantomanie und die Auswirkungen auf den Fluss.

Norwegian Breakaway kreuzt den Emstunnel

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