Die nachfolgende Pressemitteilung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) suggeriert im zeitgeistigen alarmistischen Ton, der „Klimawandel“ und der „Meeresspiegelanstieg“ gefährdeten die Trinkwasserversorgung der Nordseeinseln im Allgemeinen und Langeoog im Speziellen. Fakt ist aber, dass die Wasserversorgung zumindest auf den Urlaubsinseln, die noch nicht an eine Wasserleitung vom Festland angeschlossen sind, durch die touristischen Belastung gefährdet ist. Am Beispiel Langeoogs wurde bereits 1980 (!) im Sondergutachten des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen „Umweltprobleme der Nordsee“ von der zu hohen Wasserentnahme aus der Dünen-Süßwasserlinse durch den Tourismus gewarnt (S.333): „10.000 Gäste [Anmerkung Wattenrat: Bei einer Wohnbevölkerung von ca. 2000 Einwohnern!] verbrauchen pro Tag etwa 2.500 m³ Wasser […] in einer 90-Tage-Saison wäre somit fast die Hälfte der Reserven verbraucht. [… ] Eine übermäßige Entnahme aus den Süßwasserlinsen ist auch im Hinblick auf die Vegetation der Dünentäler nicht nur in Naturschutzgebieten kritisch zu beurteilen. Dies gilt insbesondere wegen der verstärkten jahreszeitlichen Schwankungen. Die laufende Beobachtung der Pflanzengesellschaften der Dünentäler belegt z.B. für Norderney und Borkum eine Koinzidenz zwischen Grundwassernetnahme und Vegetationsstörung. […] Der Rat geht davon aus, daß die Sicherung naturnaher Erholung im Blick auf den Fremdenverkehr oberstes Ziel sein muß. Unter dieser Voraussetzung ist eine weitere Zunahme der Besucherzahlen während der sommerlichen Saison durch Erhöhung der Bettenkapazität, Ausweitung der Bauflächen und Vergrößerung der Transportleistungen zu den Inseln nicht mehr wünschbar.“
Inzwischen wurde das Wattenmeer mit den Inseln als „Nationalpark“ und „Weltnaturerbe“ ausgewiesen, der Fremdenverkehr hat in den letzten dreißig Jahren enorm zugenommen, neue Golfplätze auf den Inseln verbrauchen zusätzlich viel Wasser. Die Warnungen des Sachverständigenrates verhallten und fielen den kommerziellen Interessen des Massentourismus zum Opfer. Laut Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg lagen die Tourismusübernachtungen auf allen Ostfriesischen Inseln im Jahr 2011 bei 9.854.557, erfasst werden nur Häuser ab 9 Betten, die Angaben stammen von den Kurverwaltungen. Dazu kommt das Heer der nicht erfassten Tagestouristen,und alle benötigen Wasser!
Die Aussage „Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) möchte jetzt die Grundlagen für ein nachhaltiges Wassermanagement auf den Nordseeinseln legen“ ist daher ausdrücklich zu begrüßen. Ohne eine Begrenzung der touristischen Kapazitäten, wie schon 1980 im „Sondergutachten“ gefordert, wird das aber auf Dauer nicht funktionieren und nur wieder eine unverbindliche Absichtserklärung bleiben.
Nun stehen „Klima“ und „Meeresspiegelanstieg“ im Vordergrund der Untersuchungen, obwohl die Pressemitteilung der BGR im letzten Satz auf die Wasserentnahme durch den Tourismus eingeht. Für die Touristiker heißt das weitermachen wie bisher, man kann ja nun alles auf das „Klima“ schieben. Die Klimakuh lässt sich also prächtig mit den dafür bereitgestellten öffentlichen Mitteln für eine Vielzahl wissenschaftlicher Projekte melken. Mitarbeiter der Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe in Hannover hatten sich bis vor ca. zehn Jahren in Publikationen noch sehr kritisch zum aufkommenden Klimahype und dem angeblichen Verursacher CO2 geäußert. Sehr bekannt wurde das in vier Auflagen erschienene Buch „Klimafakten“ von Ulrich Berner und Hansjörg Streif (Hrsg., Stuttgart 2000, Schweizerbart Sciene Publishers, vergriffen). Inzwischen hat eine personelle Umstrukturierung der Behörde stattgefunden und, so hat es den Anschein, verpackt man die Forschungsarbeiten nun in politisch vorgegebener „korrekter“ Klimadiktion.
Der „Meeresspiegel“ an der Nordsee hat den dramatischen Anstieg verweigert: Im Jahrhundert steigt er mit ca. 25 cm an, eine Folge der letzten Eiszeit, die mit dem aktuellen Klimahye nichts zu tun hat. Der Bezugspegel in Norderney zeigt keine Änderungen, die ein Katastrophenszenario rechtfertigten.
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
Pressemitteilung
Hannover, 03.09.2012
Auswirkungen des Klimawandels auf die Nordseeinseln: Meeresspiegelanstieg gefährdet Wasserversorgung
Der Klimawandel wird in Zukunft auch die Wasserversorgung der ost- und nordfriesischen Inseln stark beeinflussen. Durch den Meeresspiegelanstieg drohen die dortigen Süßwasservorkommen zu versalzen. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) möchte jetzt die Grundlagen für ein nachhaltiges Wassermanagement auf den Nordseeinseln legen. Im Rahmen des Projektes FLIN (Freshwater Lens Investigations) führen Hydrogeologen der BGR mit Unterstützung von Experten des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) und der Universität Bremen vom 03. bis 07.09.2012 auf Langeoog mit Hilfe eines Grundwassermessfahrzeugs Untersuchungen zur Bestimmung der Grundwasserneubildungsrate, der chemischen Zusammensetzung des Grundwassers und der Altersschichtung sowie der Versickerungsrate des Wassers in den Dünensanden durch.
Die BGR möchte Ihnen gerne das Projekt bei einem Pressetermin
am Donnerstag, 06.September, um 13 Uhr am Wasserturm, An der Kaapdüne auf der Insel Langeoog vorstellen.Die Wasserversorgung in Küstenzonen und auf Inseln wie Langeoog unterliegt besonderen Herausforderungen. Obwohl Salz- und Süßwasser prinzipiell vollständig mischbar sind, kommt es im Untergrund oft zu einer räumlichen Trennung: das weniger dichte, leichtere Süßwasser schwimmt auf dem dichteren, schwereren Salzwasser – ähnlich wie Milchschaum auf einem Kaffee. Das Gleichgewicht zwischen Salz- und Süßwasser ist hingegen jedoch sehr empfindlich gegenüber Störungen. Wird zu viel Süßwasser durch Brunnen entnommen, kann es zum Nachströmen von Salzwasser kommen. Dadurch können die Süßwasservorkommen zunehmend versalzen.
„Dieser Prozess ist praktisch nicht mehr umkehrbar und führt im schlimmsten Fall zum Zusammenbruch der Wasserversorgung. Es dauert dann viele Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte, um die Süßwasserlinse wiederherzustellen“, erklärt BGR-Experte Prof. Dr. Thomas Himmelsbach. „Um eine nachhaltige Wasserversorgung zu gewährleisten, muss ein Gleichgewicht zwischen dem Verbrauch und der sogenannten Grundwasserneubildungsrate bestehen“, so Himmelsbach.
Die BGR untersucht diese Prozesse weltweit und detailliert im Rahmen des multidisziplinären FLIN-Projekts. Auf Langeoog geschieht dies gemeinsam mit dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV), der die Wasserversorgung auf der Insel gewährleistet. Im Untergrund der Insel befinden sich drei Süßwasserlinsen, von denen die westliche zur Wasserversorgung dient. Die Trennung in mehrere Süßwasserlinsen entstand durch historische Sturmfluten. Die Größe der Linsen wurde bereits durch geoelektrische und elektromagnetische Messungen mit dem BGR-Hubschrauber „Sikorsky S-76B“ bestimmt. Um das Eindringen von Salzwasser zu vermeiden, verteilt sich die Wassergewinnung auf viele kleine und flache Brunnen mit verhältnismäßig kleiner Fördermenge. Neben der auf der Insel lebenden Bevölkerung benötigen besonders die zahlreichen Touristen Wasser, letztere sind sogar für circa zwei Drittel der Wasserentnahme verantwortlich. In den warmen Ferienmonaten steigt der Wasserverbrauch so um ein Mehrfaches.