Es klang wie weiland in der „Aktuellen Kamera“ der DDR: Nein, keine Erfolgsmeldungen von der Erntefront, dafür von der Klimafront, Nachrichtenmüll in hohle Phrasen verpackt. Gemeint ist der „7. Wattenmeertag“ in Wilhelmshaven und die Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, betitelt mit „Das Wattenmeer an der Spitze zur Energiewende“.
Mit dabei beim diesjährigen Wattenmeertag war auch der Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, Peter Südbeck, und die „Stimme seines Herrn“, Stefan Birkner (FDP), Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz (sic!), der kürzlich öffentlich forderte, internationale und nationale Umweltgesetze zeitweilig für die „Energiewende“ auszusetzen. Minister Birkner machte den Grüßaugust und eröffnete den Wattenmeertag.
Und dann ging es Schlag auf Schlag, nahe am Jargon der Erfolgsmeldungen des nicht mehr real existierenden Sozialismus zur Planerfüllung, hier eine Leseprobe aus der Pressemitteilung vom 30. August 2012:
Das Wattenmeer an der Spitze zur Energiewende
[…] „Die Experten untersuchten vor allem den Entwicklungsstand, das Wattenmeer in eine CO2-neutrale Region bis 2030 (eines der Ziele der 11.Trilateralen Regierungskonferenz zum Schutz des Wattenmeeres (Sylt 2010) umzuwandeln. Der derzeitige Entwicklungsfortschritt im Energiesektor entlang der Küste unterstützt dieses Ziel, doch gleichzeitig könnte dies den Druck auf das sensible Ökosystem des Wattenmeeres erhöhen. Es wurde gemeinsam entschieden, dass Experten aus dem Energiesektor eng mit den lokalen Behörden und Naturschutzorganisationen kooperieren müssen, um die möglichen Risiken für das Wattenmeer beurteilen und mildern zu können.[…] Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer betonte die Fortschritte im Niedersächsischen Nationalpark und in den Biosphäre Reservaten hinsichtlich nachhaltiger Entwicklung und Management: Zum Beispiel würde auf der Insel Juist derzeit eine lokale Strategie entwickelt, um den Status ´CO2 – freie Insel´ bis 2020 zu erreichen.[…]“
Allein der dänische Regierungsvertreter machte nüchtern auf die Probleme der Energiegewinnung mit Auswirkungen auf das Wattenmeer aufmerksam und zitierte aus der Geschichte des Wattenmeerschutzes, als es noch vorrangig um die Verbesserung der Naturschutzsituation im Wattenmeer ging:
„Peter Ilsøe, Vorsitzender des Wadden Sea Boards erinnerte an die 6. Trilaterale Wattenmeer Konferenz 1991 in Dänemark. Diese erste Konferenz unter der Schirmherrschaft des CWSS sei ein Meilenstein in der Geschichte der trilateralen Politik in Bezug auf Energieressourcen. Beispielsweise wurden die Öl- und Gasexploration sowie die Förderung dieser Ressourcen stark eingeschränkt. Die Errichtung von Windparks innerhalb des Wattenmeeres wurde verboten. Obwohl es keine Windturbinen im Wattenmeer selbst gibt, sind die offshore Windparks und Kraftwerke in unmittelbarer Nachbarschaft des Wattenmeers auch zukünftig relevant für das Ökosystem.“
In Deutschland ist das bereits Schlick von gestern, der politisch oktroyierte Energiewende-Hype dominiert alles, von Naturschutz redet niemand mehr. Die „Energiewende“, oder was dafür gehalten wird, ist in unmittelbarer Nähe des Wattenmeeres längst zu sehen: riesige Wind“parks“ in ehemaligen Rastvogellebensräumen der ostfriesischen küstennahen Marsch, ein geplantes Windturbinenfeld im Watt östlich von Wangerooge, nur ca. 560 m vom Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer entfernt (Nordergründe) mit 18 Anlagen, mehr als 180 m hoch, 18 künstliche Riffe an einem vielbefahrenen Schifffahrtsweg! Dazu kommen die Offshore-Windparks in der Deutschen Bucht in den Durchzugsräumen von Kleinvögeln, Enten, Gänsen und Watvögeln.
Die Windparks fordern schon heute Opfer, nicht nur durch den Scheucheffekt, sondern durch Vogelkollisionen in einem Hauptdurchzugsgebiet des ostatlantischen Vogelzuges. Triebfeder des Windenergie-Booms ist das für die Betreiber außerordentlich lukrative Erneuerbare-Energien-Gesetz mit der gesetzlich garantierten Stromeinspeisevergütung, nicht die Sorge um das „Klima“. Zudem verändern Windkraftanlagen nicht das Wetter und damit in der Folge auch nicht den statistischen Wert des Klimas.
Hätten diese regierungsamtlichen Schwätzer nur die Luft angehalten, wäre die Region heute schon etwas „CO2-neutraler“. Ab 2030 darf wohl gar nicht mehr geatmet werden, auf Juist schon nicht mehr ab 2020. Bis dahin will die Insel „CO2-frei“ werden! Der ständige hochkonzentrierte politisch-alarmistische Umgang mit dem Spurengas CO2, das in der Atemluft mit einem Anteil von nur 0,038 Prozent vorkommt und ohne dieses das pflanzliche Leben und damit auch unseres gar nicht möglich wäre, zeigt offenbar schon die ersten rhetorischen Fehlleistungen. Oder deutlicher gesagt: Man kann den Eindruck gewinnen, die politische CO2-Debatte führt zu Sauerstoffdefiziten im Hirn…