Vögel des Wattenmeeres: Bestandsrückgang durch „Klima“?

Trotz Werbeetikett „Weltnaturerbe“: Austernfischer werden weniger im Wattenmeer (Bensersiel, Strandportal)

Das Internationale Wattenmeersekretariat (Common Waddensea Secretariat, CWSS) in Wilhelmshaven veröffentlichte am 06. Juli 2011 eine Pressemitteilung zur Abnahme und Zunahme bestimmter Vogelarten im Wattenmeer: „Von den 34 gezählten Vogelarten nehmen 14 Arten, darunter z.B. Austernfischer, Säbelschnäbler, Seeregenpfeifer, Silbermöwe und andere Möwenarten in ihren Beständen deutlich ab, während 20 Arten wie z.B. Löffler, Pfuhlschnepfe, Sanderling und Kiebitzregenpfeifer eine Zunahme aufweisen. Besonders Arten, die in Nord-, Zentral- oder Westeuropa brüten und überwintern, scheinen von Bedingungen in Nord-Westeuropa oder dem Wattenmeer selbst beeinträchtigt zu sein und liegen negativ im Trend.“

Für Vogelarten, die im Watt nach Nahrung suchen, gäbe es für Schleswig-Holstein und Niedersachsen einen negativen Trend. Das CWSS kommt zu dem Schluss:

„Hier konnte ein Zusammenhang zwischen Trend und Sedimentzusammensetzung, welche sich in den letzten 20 Jahren aufgrund klimatischer Veränderungen verändert hat, festgestellt werden.“ […] Auch wenn die Ergebnisse darauf hinweisen, dass einige Gründe für die negativen Trends sicherlich im Wattenmeer oder in der Klimaänderung zu finden sind, so muss gleichzeitig verstärkt nach Ursachen entlang der Vogelzuglinien gesucht und entsprechend gehandelt werden.“


Bemerkenswert, dass dem CWSS als staatlicher Einrichtung das politisch korrekte Zeitgeist-Thema „Klima“ als mögliche Ursache des Artenschwundes einfällt, nicht aber die direkt sichtbaren vom Menschen verursachten Belastungen des Wattenmeeres durch Übernutzung direkt vor unserer Haustür, dafür aber die Gefährdung im fernen Afrika auf den Zugwegen durch ebenfalls vom Menschen verursachte Umweltveränderungen. Es ist billig und bequem und zeugt entweder von Betriebsblindheit oder mutwilligen Verschweigen von erheblichen Missständen in diesem hochgelobten „Weltnaturerbe“ direkt bei uns, wenn man die Versäumnisse im Wattenmeerschutz auf das „Klima“ und auf die „Zugwege“ abwälzt und die Probleme hier bei uns verschweigt.  Mit Klimaschwankungen leben die Vögel des Wattenmeeres  seit abertausenden Jahren. Ein stabiles Klima hat es nie gegeben, und es gab in den vergangenen Jahrhunderten wesentlich wärmere Klimaphasen als heute.

Das trilaterale „Wattenmeersekretariat“ in Wilhelmshaven als staatliche Einrichtung gibt staatlichen verordneten Klimaalarmismus weiter, sonst nichts, und lenkt so geschickt von den Ursachen des Artenschwundes ab. Die starke Muschelbefischung im Watt mit der „nachhaltigen“ Vernichtung von Kleinlebewesen im Sediment entzieht den Vögeln die Nahrung, die Wiederbesiedelung des Sediments gerade mit Muscheln wird dadurch erheblich beeinträchtigt  (Michaelis, Herlyn und Millat: “Dienstbericht Nr. 9/99” der Forschungsstelle Küste: „Einfluss der Besatzmuschelfischerei auf die Entwicklung eulitoraler Neuansiedlung von Mytilus edulis im Niedersächsischen Wattenmeer”. Diese Untersuchung gelangte damals in die Hände der Muschelfischer. Die  unbequeme Veröffentlichung wurde zur Denunziation der Autoren bei der Staatskanzlei und dem Niedersächsischen Umweltministerium verwendet und als “unwissenschaftlich” abqualifiziert).

Zusätzlich wird großflächig Baggergut ins Watt eingebracht, das die Nahrungsgründe der Vögel mit feinsten Schwebstoffen überschlickt. Und es gibt kaum noch ungestörte Brutplätze, auch für Austernfischer, der Massentourismus dringt bis in die letzten Winkel des „Weltnaturerbes“ vor, mehr als 37 Millionen Tourismusübernachtungen jährlich werden am Wattenmeer allein in Niedersachsen gezählt, ohne ausreichende Aufsicht. Darunter leiden besonders Sand-, Seeregenpfeifer und Zwergseeschwalben als Strandbrüter. Die ehemaligen Brutareale auch des Austernfischers im Binnenland werden landwirtschaftlich intensivst genutzt, auch da kommt kaum noch Nachwuchs bei Kiebitzen, Austernfischern oder Uferschnepfen hoch. Sogar die früheren Allerweltsvögel wie Feldlerchen oder Sperlinge werden rar. Nun brechen die Bestände schlagartig wegen Überalterung und fehlendem Nachwuchs zusammen. Die Salzwiesen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer sind zum großen Teil durch intensive Begrüppung (Entwässerungsgräben) und zu hohen Bewuchs mit Quecken in desolatem Zustand und als Brutareal wenig attraktiv. Der Rückgang der Silbermöwen lässt sich mit dem Abdecken der früher offenen Müllkippen erklären, d.h. das früher bequem erreichbare Nahrungsangebot für  Silbermöwen ist so drastisch zurückgegangen. Dafür haben die Heringsmöwen erheblich zugenommen. Das alles hat mit „Klima“ überhaupt nichts zu tun. Aber wir haben ein tourismusförderndes Etikett „Weltnatuerbe“ auf diesem Wattenmeer, ohne die Schutzinhalte „nachhaltig“ zu verbessern, und nur darauf kommt es den politisch Verantwortlichen und den nachgeordneten Behörden anscheinend an.

Die Ostfriesen Zeitung aus Leer machte diesen Titel aus einem dpa/lni-Bericht:

Ostfriesen Zeitung, S. 1, 06. Dez. 2011

Klimawandel vertreibt den Austernfischer

Manche Arten sind auf dem Vormarsch, andere machen sich rar: Die
Zugvogel- Bestände im Wattenmeer haben sich drastisch verändert. Grund
könnte die globale Erwärmung sein. […]

 

Und hier das Original:

06.07.2011 09:37 Kategorie: Ecology, Press releases, von: CWSS

Zugvögel im Wattenmeer reagieren auf Klimaänderung

Bericht über Zustand von 34 Zugvogelarten im internationalen Wattenmeer vorgelegt


Wilhelmshaven, 5. Juli 2011: Das internationale Wattenmeergebiet ist mit seinen 14.700 km² das bedeutendste Rast- Mauser- und Überwinterungsgebiet für Wasser- und Watvögel auf ihrem ostatlantischen Zugweg zwischen Arktis und Südafrika. Der hohe nationale und internationale Schutzstatus des Gebietes wurde 2009 von der UNESCO durch Ernennung des Wattenmeeres zum Welterbe anerkannt.Das internationale Wattenmeersekretariat veröffentlicht nun einen Gesamtbericht zum Zustand der Watvögel, der neben Trends auch die Ankunfts- und Wegzugzeiten, die Verteilung der Vogelarten auf die verschiedenen Regionen und den möglichen Einfluss eines veränderten Klimas in den letzten 21 Jahren untersucht.Von den 34 gezählten Vogelarten nehmen 14 Arten, darunter z.B. Austernfischer, Säbelschnäbler, Seeregenpfeifer, Silbermöwe und andere Möwenarten in ihren Beständen deutlich ab, während 20 Arten wie z.B. Löffler, Pfuhlschnepfe, Sanderling und Kiebitzregenpfeifer eine Zunahme aufweisen. Besonders Arten, die in Nord-, Zentral- oder Westeuropa brüten und überwintern, scheinen von Bedingungen in Nord-Westeuropa oder dem Wattenmeer selbst beeinträchtigt zu sein und liegen negativ im Trend.

Einige Vogelarten, insbesondere diejenigen, die in der Arktis oder in Nordeuropa brüten, ziehen heutzutage während ihres Frühjahrzuges später durch das Wattenmeer als vor 20 Jahren, was möglicherweise auf klimatische Veränderungen zurückgeführt werden kann. Auch die Verteilung der Vögel auf die Wattenmeerregionen scheint von Veränderungen der Umwelt in den letzten Jahrzehnten abhängig zu sein. Für viele Arten, die auf Wattflächen nach Nahrung suchen, ist der Trend in den letzten 21 Jahren in Dänemark und den Niederlanden stabil geblieben, während die Zahlen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen einen negativen Trend aufweisen. Hier konnte ein Zusammenhang zwischen Trend und Sedimentzusammensetzung, welche sich in den letzten 20 Jahren aufgrund klimatischer Veränderungen verändert hat, festgestellt werden.

„Zum ersten Mal konnten die Vogelzählungen von über 20 Jahren herangezogen werden, um neben detaillierten Trendanalysen genauere Aussagen über das zeitliche Auftreten und die räumliche Verteilung der Zugvögel im Wattenmeer zu machen. Auch wenn die Ergebnisse darauf hinweisen, dass einige Gründe für die negativen Trends sicherlich im Wattenmeer oder in der Klimaänderung zu finden sind, so muss gleichzeitig verstärkt nach Ursachen entlang der Vogelzuglinien gesucht und entsprechend gehandelt werden. Ein vom Bund gefördertes 3-jähriges Projekt zur Förderung lokaler Kompetenzen auf dem Gebiet des Vogelschutzes, das in Westafrika durchgeführt werden soll, ist schon in Vorbereitung“, sagt Jens Enemark, der Leiter des Internationalen Wattenmeersekretariats in Wilhelmshaven.

Seit über 20 Jahren koordiniert das Wattenmeersekretariat zusammen mit der Joint Monitoring of Migratory Birds Group (JMMB) ein Programm zur Zählung der Rastvögel im Wattenmeer. Das Engagement vieler ehrenamtlicher Vogelzähler und professioneller Ornithologen rund um das Wattenmeer ermöglichen mehrere koordinierte Zählungen im Jahr, die die Basis für die Trendberechnungen bilden.

Detaillierte Informationen zu den Trends von 34 Rastvogelzahlen im Wattenmeer sind unter http://www.waddensea-secretariat.org/ zu finden. Zusammen mit Übersichtstafeln werden auf der Website für jede Art die Trends im Wattenmeer und den vier Regionen graphisch präsentiert. Auf der gleichen Website sind ebenfalls Trends für 26 Brutvogelarten im Wattenmeer zu finden.

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