qkm Nationalparkfläche für Ordnung sorgen, ohne Fahrzeuge, Boote oder Kompetenzen, ein Witz! Die Wasserschutzpolizei in Norden-Norddeich wird im Januar 2011 abgezogen. Dafür wurden aber großflächig neue Nutzungen in vielen Zwischenzonen zugelassen, die dort eigentlich verboten sind. Nun dürfen dort ohne die gesetzlich vorgeschriebenen Verträglichkeitsprüfungen Kitesurfer großräumig Vögel vertreiben, in einem EU-Vogelschutzgebiet. Das hat nur der Wattenrat im Detail publik gemacht.
Auf den Seiten des Wattenrates, und nur dort, kann man die breite Palette der Versäumnisse und Missstände in diesem Nationalpark-Verschnitt nachlesen, der nur dem Namen nach ein Nationalpark ist und keiner werden wird, wenn so weitergewurstelt wird. Es ist derzeit ein Freizeitpark! Verantwortlich für den desolaten Zustand ist das Land Niedersachsen, der notorische Umweltminister Hans-Heinrich-Sander (FDP), die stets willfährige Nationalparkverwaltung ohne Profil mit ihrem Leiter und „His master´s voice“ Peter Südbeck.
Verantwortlich sind aber auch vierzehn (!) „anerkannte“ (weil landesweit vertreten) Naturschutzverbände in Niedersachsen, darunter BUND und NABU, die aber nie von ihrem Verbandsklagerecht Gebrauch gemacht haben, wenn es um die amtlich verursachten Verstöße im Nationalpark ging, die der BUND-Landesgeschäftsführer des BUND, Bodenstein-Dresler, mit Krokodilstränen beklagt: Kitesurfer in Zwischenzonen, Kabeltrassen durch Ruhezonen, ein illegaler Golfplatz auf Langeoog, um nur ganz wenige Beispiele zu nennen. Die in der nachstehenden Pressemitteilung des BUND aufgezeigten Defizite treffen zwar zu, nur hat der BUND im Rahmen seiner Verbandstätigkeit nichts dazu getan, rechtzeitig offensiv mit allen gebotenen Verbandsmitteln darauf hinzuweisen oder ggf. Rechtsmittel dagegen einzulegen
Es genügt nicht, nur die konzentrierten Nationalpark-Missstände auf den Seiten des ausschließlich ehrenamtlichen Wattenrates nachzulesen und Teile daraus dann nach Jahren der Untätigkeit als öffentliche Kritik zu äußern. Fachliche Naturschutzarbeit von hauptamtlichen bezahlten Naturschutzmitarbeitern mit voll ausgestatteten Geschäftsstellen müsste anders aussehen. Dann sähe es auch im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer anders aus!
Die Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven ließ heute auch etwa zum 25ten verlauten, sie lud auf ihrer Presseseite zum Entdecken des Nationalparks ein.
Fotoserie „Entdeckt im Nationalpark“
Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer feiert 2011 sein 25jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass erscheint im Wochenrhythmus die neue Fotoserie „Entdeckt im Nationalpark“.
Das wird dem desolaten Schutzzustand des Nationalparks sicher weiterhelfen!
PS:
Derzeit kungeln die BUND- und NABU-Funktionäre an der Ems mit der Meyer Werft und dem Land Niedersachsen um einen „Ems-Kanal“ parallel zur Ems und ziehen sich den Zorn der dortigen Betroffenen zu.
Pressemitteilung des BUND, LV-Niedersachsen, 30. Dez. 2010
25 Jahre Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer: Viele Schutzziele immer noch nicht erreicht
Der BUND Landesverband Niedersachsen e.V. gratuliert zum 25-jährigen Bestehen des „Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer“ am 1. Januar 2011. Der Umweltverband erkennt an, dass in diesen vielen Jahren einiges erreicht wurde, um das sensible Ökosystem zu schützen. „Positiv zu bewerten ist auch die Auszeichnung als UNESCO-Weltnaturerbe. Sie muss in Zukunft dazu beitragen, dass der Schutz des Wattenmeeres mit noch mehr Ernsthaftigkeit verfolgt wird“, sagt Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler, Landesgeschäftsführer des BUND Niedersachsen.
Natur hat im Nationalpark gesetzlichen Vorrang. Grundlage dafür ist das Bundesnaturschutzgesetz: „Nationalparke haben zum Ziel, in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleisten.“ (§ 24 Abs. 2)
Der BUND kritisiert, dass es immer noch viele Defizite beim Schutz dieses einzigartigen wertvollen Wattenmeer-Lebensraums gibt.
1. Zu wenig Personal: Die Betreuung des Nationalparks vor Ort ist laut BUND nicht ausreichend. Es gibt nur vier hauptamtliche Nationalparkwarte ohne hoheitliche Rechte, die auf Juist, Langeoog und im Land Wursten im Einsatz sind. „Es bedarf einer personellen und finanziellen Aufstockung, um den Schutz des Wattenmeeres zu gewährleisten“, erklärt Bodenstein-Dresler. Besonders kritisch sieht der BUND deswegen auch die Kürzungen bei der Wasserschutzpolizei. „Die wenigen Kräfte reichen nicht aus, um Verstöße gegen das Nationalparkgesetz zu ahnden“, so der BUND-Geschäftsführer. „Dabei ist es in diesem sensiblen Naturraum besonders wichtig, dass die Rechtsvorschriften eingehalten werden.“
- Tourismus: Die starke Zunahme des Tourismus – in 2011 wird wohl die Marke von 40 Millionen Übernachtungen überschritten – führt laut BUND zu Problemen. Denn viele Touristen missachteten wissentlich oder unwissentlich die Vorschriften im Nationalpark, dadurch komme es zu Störungen vieler Tiere in der Brut-, Setz- und Rastzeit. Des Weiteren führe der erhöhte Bedarf an Trinkwasser vor allem in den Sommermonaten zu Problemen, und Golfplatz-Planungen, der Flugverkehr auf einigen Inseln sowie der vermehrte Schiffsverkehr schadeten dem sensiblen Ökosystem.
- Trendsportart Kitesurfen: Der BUND sieht derzeit Probleme durch Kitesurfer. Die Zonierung des Nationalparks werde mehr und mehr aufgeweicht durch das Ausweisen von Kitesurf-Bereichen in der Zwischenzone, in der das Steigenlassen von Drachen verboten ist. „Viele Kitesurfer geraten zudem in dafür nicht zugelassene Zonen und schrecken Ruhe suchende Vögel und andere Tiere auf“, erläutert Bodenstein-Dresler.
- Offshore-Windparks: Zur Anbindung von Offshore-Windparks darf es nach Ansicht des BUND keine weiteren Kabeltrassen durch das Wattenmeer geben außer der schon bestehenden Norderney-Trasse. „Auf gar keinen Fall darf eine Einzelanbindung für einen Windpark in der 12-Seemeilen-Zone durch ein Seegat gebaut werden“, warnt Bodenstein-Dresler. Die Kabeltrassen müssten gebündelt werden unter bestmöglicher Ausnutzung der Übertragungskapazität. Und mehrere Windparks müssten eine Kabeltrasse gemeinsam nutzen. „Außerdem sind bislang die Auswirkungen einer Vielzahl von Offshore-Windparks noch nicht erforscht, und die Akkumulationswirkungen einzelner Störungen zum Beispiel auf den Vogelzug im Nationalpark werden unterschätzt“, erklärt der BUND-Geschäftsführer.
5. Fischerei: Probleme sieht der BUND vor allem bei der Muschel-Fischerei. Denn trotz eines Miesmuschel-Managementplans sei die Fischerei immer noch nicht klar geregelt und begrenzt. „Generell darf es insbesondere im Wattenmeer, der Kinderstube der Fische, auf gar keinen Fall zu Überfischung kommen“, warnt Bodenstein-Dresler.
Der BUND fordert zum 25-jährigen Jubiläum des Nationalparks die Nationalpark-Verwaltung auf, Bilanz zu ziehen und zu analysieren, welche Schutzziele schon erreicht wurden und welche nicht. In den kommenden 25 Jahren müsse verstärkt dafür Sorge getragen werden, dass der Ablauf der Naturvorgänge im Wattenmeer ungestört in natürlicher Dynamik gewährleistet ist – wie es das Gesetz vorschreibt.