Ein ca. zehn Hektar großer „Badepolder“ soll als zusätzliches Tourismusangebot in Norddeich, LK Aurich, in der Zwischenzone (Schutzzone!) des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer entstehen, und da sind laut Nationalparkgesetz Nutzungen wie das Kitesurfen ausdrücklich verboten, was aber bisher das Umweltministerium und den Nationalparkleiter Südbeck als „Stimme seines Herrn“, Umweltminister Sander, nicht daran gehindert hat, zahlreiche Flächen in der Zwischenzone des Nationalparks für Kiter zu öffnen, ohne die vorher vorgeschriebene Verträglichkeitsprüfung!
Vor einem Badepolder steht noch eine Verträglichkeitsprüfung nach dem Bundenaturschutzgesetz: Die Fläche gehört zu einem FFH- und EU-Vogelschutzgebiet, das ist für Politiker aber kein Hindernis und wird noch nicht einmal thematisiert. Ginge es nach der CDU im Norder Stadtrat, erführe die Öffentlichkeit noch nicht einmal etwas von den Details. Lockere fünfeinhalb Millionen Euro soll der Eingriff in den Nationalpark und das „Weltnaturerbe“ die Steuerzahler kosten, 1, 6 Millionen Euro hat das Land Niedersachsen bereits aus EU-Mitteln dafür zugesagt. Es ist ein Unding, dass die EU Nutzungen in einer Fläche finanziert, die gleichzeitig nach EU-Recht als Naturschutzflächen geschützt sind. Bei der EU-Vergabepraxis weiß die Rechte offenbar nicht, was die Linke wofür ausgibt. Ausgleichsmaßnahmen sind gar nicht möglich. Aurichs Landrat Theuerkauf (SPD) als Obertouristiker ist gleichzeitig Vorsitzender des Nationalparkbeirates, auch von dort wird das „Weltnaturerbe“ ausschließlich touristisch vermarktet, obwohl die Küste touristisch bereits übererschlossen ist. Allein die 14 (!) „anerkannten“ Naturschutzverbände in Niedersachsen wie BUND oder NABU könnten mit Rechtsmitteln diese Fehlentwicklungen in einem Groß-Naturschutzgebiet verhindern helfen, aber die sind stumm.
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edit: Die Planung des Badepolders stellte sich als nicht genehmigungsfähig heraus ist wird nicht weiter verfolgt.
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Ostfriesen Zeitung, 15. Dez. 2010
http://www.oz-online.de/?id=542&did=35400
Norden
Badepolder wird fast doppelt so teuer
VON MICHAELA KRUSE UND TATJANA GETTKOWSKI
15. Dezember 2010Die SPD hält Öffentlichkeit für nicht ausreichend informiert. Die Verwaltung weist die Vorwürfe zurück. Das Bauwerk im Meer vor Norddeich soll doppelt so teuer werden. Die Politiker erfuhren in einer nichtöffentlichen Ratssitzung, dass das Bauwerk 5,471 Millionen Euro mehr kostet.
Norden – Hoch kochen die Emotionen in Norden, wenn der Name „Badepolder“ fällt. In einer nichtöffentlichen Ratssitzung wurde deutlich, dass für das Projekt mit Kosten von jetzt gut 5,471 Millionen Euro gerechnet werden muss. Am Anfang der Planungen war man noch von gut drei Millionen Euro ausgegangen. Kritik gibt es vonseiten der SPD an Verwaltung und Allianz (ZoB, CDU und Dr. Jörg Hagena). […] Die SPD fordert, dass das Thema Badepolder in der nächsten Sitzung des Bauausschusses am 11. Januar behandelt wird. Sikken lehnt dies ab.
„Die Öffentlichkeit ist vor etwa zwei Jahren, bei der Vorstellung des Projektes, informiert worden.“ Sie werde es erneut, „wenn das Projekt spruchreif ist“. Um die Mehrkosten zu decken, wird über die Anhebung des Kurbeitrags und eine „Promenadenflaniergebühr“ für Besucher des Deiches diskutiert. […] Manfred Knake vom Wattenrat lehnt den Badepolder im Weltnaturerbe Wattenmeer strikt ab: „Das Ding ist nicht genehmigungsfähig.“ Durch den Badepolder bekomme das sensible Gebiet noch mehr Nutzer. „Das ist bald kein Nationalpark mehr, sondern ein Freizeitpark.“ […]
Ostfriesen Zeitung, Teil Norden, 14. März 2009
1,6 Millionen Euro für Norddeicher Badepolder
Das Land Niedersachsen hat einen Zuschuss zu dem Projekt zugesagt. Dabei ist geplant, im Wattenmeer eine Fläche zu schaffen, auf der tideunabhängig Wassersport betrieben werden kann.
Norden – Das Land Niedersachsen wird den geplanten Badepolder in Norddeich mit insgesamt 1,6 Millionen Euro fördern. Das geht aus einer Pressemitteilung des FDP-Landtagsabgeordneten Roland Riese (Emden)
hervor. Das Geld, das die Wirtschaftsbetriebe der Stadt Norden für das Projekt erhalten, stammt aus dem Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE), der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung
der regionalen Wirtschaftsstruktur (GA) und dem Landes-Wirtschaftsförderfonds. Die Wirtschaftsbetriebe wollen im Wattenmeer vor Norddeich einen rund zehn Hektar großen Polder für den
Wassersport errichten. Die Gesamtkosten sollen sich auf 3,15 Millionen
Euro belaufen. […]