Das Niedersächsisches Landesamt für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN, beachte: das Letzte ist der Naturschutz im Kürzel!) hatte dem niederländischen Energiekonzern One-Dyas am 14. August 2024 eine auf 18 Jahre befristete Genehmigung für die Gas-Explorationsbohrungen erteilt. Diese sollen von den Niederlanden aus unter dem Meeresboden von Schiermonnikoog bis Borkum nahe an den Nationalpark Wattenmeer in Deutschland niedergebracht werden. Gegen diese Bohrungen gab es erhebliche Proteste.
Aufgerufen dazu hatten die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Greenpeace, es beteiligten sich Fridays for Future, der BUND und Partei der Grünen. Es ging ums Klima. Keine Proteste gab es bisher gegen die Industrialisierung der Nordsee mit riesigen Windparks, die sollen ja angeblich „klimafreundlich“ sein. Diese hoch aufragenden Industrieanlagen in einer nur horizontalen Meeresumgebung haben erhebliche Einfluss auf den ostatlantischen Vogelzug, aber nicht auf das Klima, weil Windkonverter nur wetterabhängig bei ausreichendem Wind funktionieren. Nur das Mikroklima in den Windparks ändert sich.
Die Kollisionsgefahr der Zugvögel von Nordamerika bis Sibirien bei unsichtigem Wetter wie Nebel, Regen oder Schneefall ist enorm, auch für die unscheinbaren Kleinvögel, wie Forschungsergebnisse (z.B. Finobird) gezeigt haben.
Die Lebensräume von Schweinswalen werden erheblich eingeschränkt, der Lärm bei den Fundamentrammungen ist beträchtlich. Ein sog. „Schallschutzkonzept“ von 160 Dezibel (so laut wie ein Artillerieabschuss) in einer Entfernung von 750 m zu den Rammarbeiten, von der DUH, Umweltverbänden und der Windenergiewirtschaft 2012 ausgehandelt, ist kein Schallschutzkonzept, es schreibt nur das technisch Machbare fest, obwohl die Schalldrücke beim Rammen oft noch höher sind.
Greenpeace und die Doppelmoral
Verglichen mit der Industrialisierung der Nordsee mit Windparks, die schließlich ca. 50 Prozent der Meeresfläche ausmachen werden, ist die Gasbohrung zwar zu kritisieren, aber vergleichsweise nur ein Nadelstich ins Ökosystem Wattenmeer. Es gibt zudem bereits zahlreiche Gas- und Ölförderplattformen in der offenen Nordsee, zusätzlich zu den Windparks.
Es ist unsäglich, wie Greenpeace zwar die Ausbeutung in den Meeren beklagt, aber in diesem Zusammenhang die Industrialisierung der Nordsee mit Windparks ausblendet: „Artenschutz statt Ausbeutung – Industrielle Zerstörung der Meere stoppen! […] Es wird getrawlt, gebohrt, gebaggert, gesprengt, vermüllt, vergiftet. Die Folge: Massive Zerstörung von Lebensräumen und drastisches Artensterben. Ökosysteme geraten zunehmend aus dem Gleichgewicht.„
Greenpeace nennt sich zwar Meeresschutzorganisation, unterstützt aber als Ökostromanbieter den Ausbau der Nordsee mit Windkraftanlagen und ist daher unglaubwürdig. Es zeugt von einer Doppelmoral, wenn Windkraft gut und Gas böse sein soll. Immerhin benötigt Deutschland für die sog. „Energiewende“ schnell hochfahrbare Gaskraftwerke, die als unverzichtbare Regelkraftwerke bei Schwachwind oder Flaute das Stromnetz mit 50 Hertz stabil halten müssen; das können Windkraft- oder Solarkraftwerke nicht. Klimaideologische Gründe blenden aber die Gefahr für Vögel und Wale durch Windparks aus.
Der Nordergründe-Skandal
Als 2008 der Nearshore Windpark „Nordergründe“ vor Wangerooge, nur 570 Meter vom Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer entfernt in einem Sterntaucher-Rastgebiet genehmigt wurde, klagte der BUND-Niedersachsen mit der Unterstützung des WWF gegen das Projekt – und zog die Klage zurück, als das Land Niedersachsen dem BUND 830.000 Euro aus dem Kompensationsfond für die Rücknahme der Klage anbot. So geschah es. Das Geld floss in die „Stiftung Naturlandschaft“ des BUND. Der Near-Shore Windpark mit 18 Anlagen, jede mehr als 200 Meter hoch, ging 2017 ans Netz. Proteste oder Demos gegen dieses Monsterprojekt am Nationalpark und „Weltnaturerbe“ gab es nicht, weder von Greenpeace, der DUH oder den großen Naturschutzverbänden. Nur der kleine Wattenrat machte diesen Skandal publik. Zahlreiche BUND-Mitglieder traten anschließend aus dem BUND aus, das prominenteste Mitglied, das den BUND als ehemaliges Gründungsmitglied verließ, war der Dirigent Enoch zu Guttenberg, der auch die Verflechtungen des BUND mit der Windenergiewirtschaft öffentlich gemacht hatte.