Nationalparkleiter Peter Südbeck und die Krabbenfischer

Nationalparkleiter Peter Südbeck – Foto (C): Eilert Voß/Archiv Wattenrat

Peter Südbeck ist Diplom-Biologe und Leiter der Verwaltung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, EU-Vogelschutzgebiet, zum größten Teil Flora-Fauna-Habitatgebiet und für den Tourismus umsatzsteigernd und werbewirksam als „Weltnaturerbe“ ausgewiesen. Südbeck äußert sich am 22. Juli 2023 in Lokalzeitungen an der Küste (Mantel Nordwest Zeitung Oldenburg) zu Nordseekrabben und Krabbenfischern, in einer Weise, die an seiner Fachkompetenz zweifeln lassen.

Krabbenfischer sind derzeit wegen der starken Schwankungen der Garnelenbestände im Watt auch in der offenen Nordsee unterwegs, um die Netze voll zu bekommen. Südbeck zum derzeitigen Krabbenmangel im Watt: „Fischer haben natürlich auch einen Anteil, sind aber keineswegs als Hauptschuldige auszumachen“. Und weiter im Zeitungstext: „In der laufenden Diskussion über die Zukunftsfähigkeit der traditionsreichen Krabbenfischerei stellt sich der Verwaltungsleiter hinter die heimischen Fischer. ´Für uns als Nationalpark und Naturschutzgebiet ist das Schützen von natürlichen Populationen natürlich oberstes Gebot, aber Krabbenfischerei ist offiziell als nachhaltig ausgezeichnet worden´“.

Greetsieler Krabbenkutter; die Möwen warten auf den Beifang, Foto (C): Eilert Voß/Wattenrat

Die Überfischung der Krabbenbestände ist ihm kein Wort wert (es gehen immer kleinere Krabben ins Netz), der enorme Beifang von Jungfischen, Seesternen oder Krebsen, der tot oder verletzt wieder über Bord geht, ebenfalls nicht. Dadurch wird erheblich in die sog. „Kinderstube“ der Fische im Großschutzgebiet Wattenmeer eingegriffen. Dass mit den Grundschleppnetzen der Wattboden ständig planiert wird, findet keine Erwähnung.

Beifang auf einem Kutter – Foto: privat

Kein Wort zu der alten Forderung von Naturschutzverbänden (heute sind sie stumm), fischereifreie Referenzzonen im Schutzgebiet einzurichten. Südbeck beruft sich auf die vorgebliche MSC-Zertifizierung der Krabbenfischerei („Marine Stewardship Council“, ursprünglich ein Industriesiegel des britischen Verbrauchsgüter-Konzerns Unilever). Nur ist dieses angebliche Gütesiegel für die Fischereiwirtschaft sehr umstritten und wird von Greenpeace und WWF immer noch kritisiert; das weiß auch Peter Südbeck. Die Rolle der Umweltverbände ist allerdings dubios: Noch im August 2017 hatten WWF und NABU Widerspruch gegen die MSC-Zertifizierung der Krabbenfischerei eingelegt, Ende 2017 unterstützten sie plötzlich die Zertifizierung, warum?

Krabbenfischer erhalten MSC-Zertifizierung, mit Unterstützung des NABU und WWF!

Natur- und Artenschutz hört unter Wasser nicht auf!

Peter Südbeck hat zudem die Einrichtung von Kitesurferzonen im Nationalpark eingeleitet und unterstützt. Er ist nach überwiegender Meinung hiesiger Naturschützer ein sehr „stromlinienförmiger“ Nationalparkleiter, stets „auf Linie“ mit der jeweiligen Landespolitik, sonst wäre er auch kein Nationalparkleiter. Wie Kritiker seiner Amtsführung schon mal sagten: „Er könnte auch Staubsauger verkaufen…“

Das Ende des Krabbenbrötchens? Nachhaltige Krabbenfischerei oder bedrucktes EU-Papier?

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