Deichbeweidung und Wölfe: „Geht das Schaf, kommt das Wasser“

Gesehen an der Deichschäferei in Ostbense/LK Wittmund

Der Wolf ist häufig Thema in der ostfriesischen Tagespresse, überwiegend  dramatisierend. Es kommt zu Rissen von Schafen und Jungrindern. Allerdings sind die Weideflächen bisher nicht gegen Wolfsrisse durch wolfsabweisende Zäune gesichert, Herdenschutz findet nicht statt. Die Gefahr von Wolfsrissen von Schafen auf den Deichen ist ebenfalls Thema. Weidende Schafe festigen hier die Grasnarbe.

Auf den Deichen kam es bisher nur vereinzelt zu Wolfsrissen, aber auch zu Rissen durch wildernde Hunde.

Die derzeitigen Zäune an den Deichen sind nicht unproblematisch für Wildtiere. Der Zugang zu den Deichen ist landseitig durch Schaf- und Stacheldraht gesichert, an der Übergängen findet man häufig Gitterroste („cattle grids“), die Schafe nicht überqueren. Die Gitterroste sind Todesfallen für flugunfähige Jungvögel, die, von den Elterntieren wie beispielsweise Fasan oder Brandente geführt, leicht in die darunterliegende Betonwanne fallen und dann im stehengebliebenen Regenwasser verhungern oder ertrinken. Der Schafdraht ist überwiegend so angebracht, dass die engeren Maschenweite unten und die größere Maschenweite oben an den Pfählen befestigt ist. Das erschwert z.B. Hasen den Wechsel zum Deich oder jungeführende flugunfähige Enten zur Mauserzeit  bleiben darin hängen und verenden. Die Brut ist damit verloren.

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Im Schafzaun totgezappelt: Brandente – Foto (C): Manfred Knake

Der Stacheldraht wird zur Todesfalle für Vögel, die darin hängenbleiben können.

Sumpfohreule im Stacheldraht am Deich – Foto: Archiv Wattenrat

Das obige Plakat der „Bürgerinitiative wolfsfreies Ostfriesland“ hängt an einem Deichschäfereibetrieb in Ostbense im Landkreis Wittmund. Der Text suggeriert, dass fehlende Schafbeweidung die Deiche unsicher macht und die Bewohner hinter den Deichen dadurch ertrinken könnten: „Geht das Schaf, kommt das Wasser“.

In Ostfrieslands war die Schafbeweidung allerdings örtlich so dicht, dass in trockenen Sommern kaum noch Gras auf den Deichen wuchs und es dadurch zu Trockenrissen kam, die die Deichsicherheit sichtbar gefährden. Da gab es keine warnende Plakate.

Überweidung durch Schafe auf dem Deich bei Jarßum an der Unterems, Mai 2019 – Foto (C): Eilert Voß/Wattenrat

Trockenrisse auf dem Deich bei Jarßsum/Unterems, Mai 2019 – Foto (C): Eilert Voß/Wattenrat

Überweideter Deich bei Jarßum/Unterems – Foto (C): Eilert Voß/Wattenrat

Wolfsabweisende (Elektro-) Zäune an den Deichen sind zweifellos nur sehr aufwendig zu realisieren, zumal die Deiche neben den Schafen auch von Touristen stark frequentiert werden und die Wirksamkeit der Zäune bei Beweidung ständig kontrolliert werden müsste. Herdenschutzhunde können wegen der Deichspaziergänger nicht verwendet werden. Nur wird man den Wolf, auf den Deichen wohl eher einzelne durchziehende Jungtiere, ohne abweisende Zäune kaum von den Weideflächen fernhalten können.

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