Bildungs(not)stand im Naturschutz

Rotschenkel – Foto (C): Eilert Voß

Übernahme von der Webseite der Europäischen Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE), mit freundlicher Genehmigung der Eulenfreunde.

Bildungs(not)stand im Naturschutz – August 2020

Im August 2020 haben Bundesumweltministerium (BMU) und Bundesamt für Naturschutz (BfN) die Ergebnisse einer Umfrage zu Natur und biologische Vielfalt 2019 veröffentlicht. Dabei wurden mehr als 2.000 Personen zu den Themen biologische Vielfalt, Mensch-Natur-Beziehung, Schutzgebiete, Energiewende, Agrogentechnik, Artenkenntnis und Chancen der Digitalisierung befragt. Nach Meinung von BMU und BfN ist die Studie in ihrer Aussagekraft für ganz Deutschland repräsentativ und bezieht Menschen aus allen Regionen und sozialen Milieus ein.


Seit 2009 werden solche Studien im zweijährigen Abstand durchgeführt und veröffentlicht. Die Ergebnisse sind teils ermutigend, teils besorgniserregend oder auch nur erstaunlich. In jedem Fall lohnt sich ein Blick in die Studie. Die EGE greift einige bemerkenswerte Befunde heraus:
Der Anteil der Befragten, die voll und ganz davon überzeugt sind, dass der Mensch die Natur schützen muss, ist von 54 Prozent im Jahr 2009 auf 75 Prozent im Jahr 2019 gestiegen. 26 Prozent der Befragten sind der Ansicht, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten müsse sich der Naturschutz der Wirtschaft unterordnen; 2017 lag der Anteil noch bei 31 Prozent. Gesunken ist im selben Zeitraum auch der Anteil derjenigen, die in wirtschaftlichen Krisenzeiten eine Reduzierung von Naturschutzausgaben befürworten, nämlich von 62 auf 46 Prozent der Befragten.

Alarmierend ist der Umstand, dass 77 Prozent der Befragten den Begriff „Natura 2000“ nicht kennen; 16 Prozent haben zwar schon davon gehört, kennen aber dessen Bedeutung nicht. Nur sieben Prozent geben an, den Begriff nicht nur zu kennen, sondern auch zu wissen, was er bedeutet. Immerhin 89 Prozent der Befragten kennen den Begriff Naturschutzgebiet und wissen nach eigenen Angaben um seine Bedeutung (100 Jahre nach der Einrichtung der ersten Naturschutzgebiete in Deutschland). Beim Nationalpark sind es (50 Jahre nach der Einrichtung des ersten Nationalparks in Deutschland) 76 Prozent.

Die Wende hin zu einer überwiegenden Versorgung aus erneuerbaren Energien halten 60 Prozent der Befragten für richtig, acht Prozent für falsch. Beide Anteile sind seit 2015 ungefähr stabil geblieben. Windenergieanlagen an Land finden 23 Prozent der Befragten gut; von weiteren 47 Prozent werden sie akzeptiert. Neun Prozent lehnen die Anlagen ab; 20 Prozent missfallen die Anlagen. Windenergieanlagen an Land werden überproportional von unter 30jährigen (32 Prozent) und Befragten mit hoher Bildung befürwortet (29 Prozent). 2011 lagen die Zustimmungswerte für Windenergieanlagen an Land noch um neun Prozent höher: 28 Prozent der Befragten fanden sie gut; 51 Prozent gaben an, sie zu akzeptieren. Fünf Prozent der Befragten lehnten sie damals ab und 14 Prozent bekundeten Missfallen. Solaranlagen auf und an Gebäuden befürworten aktuell 58 Prozent, auf Wiesen und Feldern aber nur oder immerhin noch 21 Prozent der Befragten. 24 Prozent der Befragten finden eine Zunahme der Maisfläche für die Energiewende gut; 2011 waren es nur 15 Prozent der Befragten.

Anmerkung Wattenrat:

Der Bekanntheitsgrad des niedersächsischen Wattenmeer-Nationalparks ist tatsächlich gering: Nach anderen Quellen kannten ihn nur 47 Prozent der Befragten, und das nur mit einer Hilfestellung durch Vorlesen der Nationalparknamen in Deutschland. Quelle: Sozio-ökonomisches Monitoring (SÖM Watt) in der Nationalpark-Region, 2016, Seite 6

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