Seit zehn Jahren steht unser Mitarbeiter Eilert Voß auf „Gänsewacht“ in Petkum an der Ems, bei jedem Wetter. Und das hat Gründe. In diesem Naturschutzgebiet, Teil eines europäischen Vogelschutzgebietes, wird die Jagd auf Enten und Gänse ausgeübt, ganz legal. Dabei kommt es nicht selten, wie es in der Jägersprache heißt, zu „unwaidmännischem Verhalten“.
Es wurden nicht jagdbare Arten geschossen, eine Straftat; es wurde bei Dunkelheit, Schneetreiben oder starkem Nebel gejagt. Die jagdbaren und nicht jagdbaren Arten sind bei diesen Sichtverhältnissen nicht zu unterscheiden; es wurde auch schon ohne den vorgeschriebenen „gebrauchsfähigen Jagdhund“ gejagt.
Alles das wurde behördlich angezeigt, und alle Anzeigen verliefen im Sande. Kritiker sprechen nicht von ungefähr von einem Jagd-Schweigekartell, das bis in die Strafverfolgungsbehörden reichen soll. Als Eilert Voß während einer Wasservogeljagd mit einem Nebelhorn auf sich aufmerksam machen wollte, wurde er von den Jägern wegen „Jagdstörung“ angezeigt. Acht Jäger hatten gegen Voß ausgesagt, der alleine am Deich unterwegs war.
Voß wurde zunächst vom Amtsgericht Emden zu einem Ordnungsgeld von 2000 Euro, ersatzweise 20 Tage Haft, verurteilt, im Wiederholungsfalle seien bis zu 250.000 Euro (!) fällig. Der Rechtspfleger des Amtsgerichts war auch gleichzeitig der zuständige Kreisjägermeister. Die Berufung von Voß wurde vom Landgericht Aurich zurückgewiesen, mehr dazu hier. Auf den Wattenratseiten wurde das in der Vergangenheit bereits ausführlich dokumentiert. Eilert Voß lieferte dazu die Fotos und die Gänsewachtberichte. 2014 wurde Eilert Voß mit einem Geldpreis von der Karl-Kaus-Stiftung für sein beharrliches Eintreten gegen die Gänsetötungen geehrt. Seit dem 1. November ist sein „Ausguck“ mit Fernglas und Teleobjektiv wieder besetzt.
Nachtrag 11. Nov. 2019: Den ersten Gänsewachtbericht über Gänsestörungen in der aktuellen Saison, nicht nur von Jägern verursacht, können sie hier nachlesen: Gänsewacht_2019_Voss_2020
Im Heft 4/2017 der Zeitschrift „Nationalpark“ erschien ein Porträt von Eilert Voß: „Angefeindet und ausgezeichnet„
Links:
Spiegel-Online, 07. Mai 2016: Gäste auf der Flucht – Vielerorts ist die Jagd auf Wildgänse verboten. Doch die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen kümmert das wenig.
dpa , 04. Nov. 2014: Beharrlich und unbeqem