In Büsum feierten sich die Umweltminister von Schleswig-Holstein und Niedersachsen selber, die „weltweite Bedeutung des UNESCO Weltnaturerbes“ und eine Urkunde waren Gegenstand ihrer ausschließlich ökonomischen Wattenmeer-Betrachtungen für ihr jeweiliges Bundesland. Weltweite Bedeutung für wen? Für die Tourismusindustrie selbstverständlich, Artenschutz gehört in der Regel nicht zum Repertoire dieser Denkweise.
Sie sagten zwar irgendwann mal „Schutz“, meinten aber stets Vermarktung mit ihrem Sprechblasen-Geschwurbel: „enorme Potenziale für eine nachhaltige Tourismusindustrie, Wirtschaftsfaktor, Reisezielentscheidung, Freizeitforscher, touristischer Bruttoumsatz, Werbetrommeln“ und ähnliche Grausamkeiten für dieses eigentliche Großschutzgebiet Wattenmeer sind die tatsächlichen „Herzensangelegenheiten“ dieser „entarteten“ Umweltpolitiker, die nichts über die Lebensansprüche von Zwergseeschwalben, Sandregenpfeifern, Brachvögeln oder anderen völlig unbekannten Wesen des Wattenmeeres wissen oder wissen wollen. Für Tiere und Pflanzen ist der Nationalpark einmal eingerichtet worden, so steht es auch im Nationalparkgesetz. Immerhin, jeder weiß jetzt, wohin die Reise im Wattenmeerschutz geht, unverhohlen wurde das Ziel der weiteren Vermarktung in Richtung Freitzeitpark ohne zusätzliche Naturschutzinhalte in Büsum erneut verkündet.
In Niedersachsen heißt das Genehmigungen für Kitesurfer in Schutzzonen ohne Rechtsgrundlage, keine Ranger (oder doch: ganze 6 „Nationalparkwarte“ auf 3.500 qkm Fläche, jedoch ohne Kompetenzen, Fahrzeuge und Boote!). 37 Millionen Tourismusübernachtungen allein an der niedersächsischen Nordseeküste; Lenkdrachen, Hunde, Flugzeuge, Sportboote, Kitesurfer sowie Baggergutverklappungen, Verschlickungen, marode verqueckte Salzwiesen und ungezügelte Fischerei in allen Bereichen des Nationalparks, der nur auf dem Papier einer ist. Nur für die Tourismusindustrie wurde das Wattenmeer zum Weltnaturerbe „erhoben“, um noch mehr Tourismus, diesmal angeblich zusätzlich „naturverträglich“ zu installieren. Und die Naturschutzverbände unterstützen diese Natur-Verramschung auch noch, immer „nachhaltig“, selbstverständlich. „Dieses einzigartige Ökosystem“ ist zur Beute der Tourismusindustrie geworden, der das Wort Artenschutz völlig fremd ist. „Sie kennen den Preis von allem, aber den Wert von nichts!“, sagte schon Horst Stern.
Niedersächsisches Umweltministerium, Pressemitteilung 85/2010, 02. Oktober 2010
Feierliche Übergabe der Urkunde zum UNESCO-Weltnaturerbe am 02. Oktober 2010
Umweltminister Dr. Rumpf und Sander: „Für das Weltnaturerbe gelten keine Ländergrenzen“
BÜSUM. In einer gemeinsamen Veranstaltung der beiden Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben die beiden Umweltminister Dr. Juliane Rumpf und Hans-Heinrich Sander heute (Sonnabend) auf die weltweite Bedeutung des UNESCO-Weltnaturerbes hingewiesen. „Es ist uns eine Herzensangelegenheit, das Wattenmeer in seiner Ursprünglichkeit und Einzigartigkeit als eines der größten Küstenfeuchtgebiete der Welt auch für die zukünftigen Generationen zu bewahren“, betonten die beiden Umweltminister anlässlich der offiziellen Übergabe der Weltnaturerbe-Urkunde durch die UNESCO. Die Auszeichnung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe sei auf einer breiten gesellschaftlichen Ebene von allen Akteuren als ein weiterer Ansporn verstanden worden, diesen besonderen Lebensraum nachhaltig zu schützen und weiterzuentwickeln.
Die feierliche Übergabe der Anerkennungsurkunde erfolgte heute Nachmittag durch die UNESCO-Vertreterin Frau Dr. Mechthild Rössler mitten im schleswig-holsteinischen Wattenmeer: Die Länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen hatten dazu zahlreiche Gäste aus dem ganzen Wattenmeerraum von den Niederlanden bis Dänemark auf das Schiff „Ol Büsum“ eingeladen. „Für das Weltnaturerbe gelten keine Ländergrenzen. Die gemeinsame Verantwortung des Deutsch-Niederländischen Welterbegebietes verstehen wir als länderübergreifende Kooperation“, unterstrichen die beiden Minister die Symbolkraft ihrer Entscheidung, die Urkunde gemeinsam in einer Feierstunde der beiden Länder entgegen zu nehmen.
„Der Welterbetitel und die von der UNESCO geforderte nachhaltige Tourismusstrategie eröffnet den Küstenregionen enorme Potentiale“, betonte der Niedersächsische Umweltminister Sander in seinem Grußwort. Das Land Niedersachsen, Bund und EU haben das UNESCO-Weltnaturerbe im niedersächsischen Wattenmeer im Rahmen der Programme „Natur erleben“ und „Nachhaltige Entwicklung“ im vergangenen Jahr bereits mit rund zwei Millionen Euro gefördert. „Wir schaffen hier naturverträglichen und nachhaltigen Tourismus, der das intensive Naturerlebnis ermöglicht, ohne die Schutzziele des Nationalparks aus den Augen zu verlieren“, meinte Sander.
Umweltministerin Rumpf bekräftigte: „Bereits der Nationalpark ist ein Wirtschaftsfaktor, von dem die Menschen an der schleswig-holsteinischen Westküste massiv profitieren. Für 28 Prozent der Übernachtungsgäste spielt er eine wichtige oder sehr wichtige Rolle bei der Reisezielentscheidung. Freizeitforscher berechneten für unseren Nationalpark einen touristischen Bruttoumsatz von jährlich 213 Millionen Euro. Der Nationalpark schafft und sichert danach über 6.700 Arbeitsplätze in Schleswig-Holstein. Diese Wertschöpfung wird sich durch das Weltnaturerbe noch verstärken“, so Frau Rumpf.
Premiere feierte heute auch die aktuelle Informationskampagne, die von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und den Niederlanden sowie den Tourismus- und Naturschutzverbänden auf den Weg gebracht worden ist. „Das Weltnaturerbe findet eine enorm breite Unterstützung bei Einheimischen und Besuchern. Mit dieser Kampagne wollen wir die Menschen aktiv einbinden und ihnen die Möglichkeit bieten, Ihre persönlichen Erlebnisse und Geschichten über das Wattenmeer mit allen zu teilen“, sagte Jens Enemark, Leiter des gemeinsamen Wattenmeerssekretariats, in der offiziellen Präsentation.
Das länderübergreifende, einheitliche Logo soll das Prädikat UNESCO-Weltnaturerbe künftig in die Welt hinaustragen und somit für dieses einzigartige Ökosystem die Werbetrommeln rühren. „Unser Auftrag ist es, die Menschen für die Schönheit und Schutzbedürftigkeit dieser weltweit einzigartigen Gezeitenlandschaft zu sensibilisieren“, so die Überzeugung aller Mitwirkenden.