Spiekeroog: Anlegerruine als Naturschutzmaßnahme kostengünstig entsorgt

Der nachfolgende Beitrag gehört eigentlich in den Herbst 2009. Das damalige Geschehen ging aber irgendwie im täglichen Nachrichtengetöse aus dem schlickigen Wattensumpf an den Wattenratmitarbeitern vorbei und wurde erst jetzt wiederentdeckt. Deshalb kommt der Beitrag verspätet, aber er kommt. Es geht um Offshore-Windenergie, die Anbindung der Wind“parks“ auf See mit Kabeltrassen durch den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und den Abriss eines abgängigen Anlegers auf der Insel Spiekeroog, und „natürlich“ um den Naturschutz im Wattenmeer, oder was man dafür hält.

Der abgerissene Anleger auf Spiekeroog

Auf den Wattenratseiten berichteten 2008 und 2009 wir ausführlich über die Verlegung von E.ON-Offshore-Kabel, durchgeführt von der Firma OceanTeam durch das Watt zwischen Norderney und Hilgenriedersiel auf dem Festland.

Die Verlegearbeiten mit Billigung der Naturschutzorganisationen BUND, NABU und WWF führten damals zu erheblichen Schäden an der Bodenfauna. Der Wattenrat machte dies publik, Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven benötigten zwei Wochen, um sich das Desaster vor Ort anzusehen. Die Nationalparkverwaltung verlängerte den Eingriff ohne Rechtsgrundlage nicht nur über den gesetzten Termin hinaus, nein, er wurde sogar noch nutzbringend für die Entsorgung des maroden, seit 1981 stillgelegten Anlegers auf Spiekeroog verwendet. Endlich hatte man die Lösung gefunden. Diesem Abriss im Watt waren jahrelange Überlegungen der Inselgemeinde und  des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) vorausgegangen, wie man denn die Anlegerruine aus Holz, Beton und Stahl kostengünstig aus dem Watt entfernen könne, die Lösung wurde in der Nationalparkverwaltung gefunden. Man gab dem Abriss nur einen wohlklingenden Namen: Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme für den Eingriff E.ONs in das Wattenmeer durch die Kabelverlegearbeiten zwischen Norderney und Hilgenriedersiel! E.ON übernahm die Kosten des Abrisses. Auf so etwas kommen nur Naturschutzbürokraten. Baurechtliche Maßnahmen hätten ausgereicht, um diese Anlegerruine entfernen zu lassen, so wurden Naturschutzmittel zweckentfremdet und dem Naturschutz entzogen, kein Einzelfall.

PS: Auf Langeoog wurden 2002 3,6 Millionen Euro, die der Energie-Multi Statoil aus der Gaspipeline-Baumaßnahme  „Europipe“  durch das Wattenmeer ausschließlich für Naturschutz-Ersatzmaßnahmen bereitgestellt hatte, überwiegend für die Verstärkung eines Deiches und dem Ausbau eines Weges in den Ostteil der Insel umgeleitet und zweckentfremdet. Die Naturschutzorganisationen BUND, NABU und WWF hielten still. Würden alle bereitgestellten Naturschutzmittel auch für tatsächliche Naturschutzmaßnahmen verwendet werden,  sähe es an der Küste anders aus. Nur bedürfte es dafür auch seriöser und vor allem sachkundiger Verwaltungen und  Naturschutzverbände, die ihre satzungsgemäßen Aufgaben ernst nähmen. Und genau daran fehlt es im Lande.

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