Wir sind dann mal weg, aber für immer!

Im Landesmuseum “Natur und Mensch” in Oldenburg gibt es ein sehenswertes “Naturalien-Cabinett”. Vom 17. bis in das 19. Jahrhundert wurde in solchen “Cabinetts” alles gesammelt und zur Schau gestellt, was Beine, Federn oder Flossen hatte, oft völlig unsystematisch und zur Befriedigung der Neugier am Exotischen. Der Oldenburger Nachbau einer solchen Kuriositätensammlung beherbergt auch die letzten ihrer Art, die  unwiederbringlich durch menschliche Nachstellungen ausgerottet wurden.

In dieser Vitrine sieht man den imposanten Riesenalk, den “Pinguin des Nordens” (Alca impennis), der bis in das 19. Jahrhundert auf Felseninseln des Nordatlantiks brütete. 1844 war er ausgerottet, eine leichte Beute für Seeleute, die die flugunfähigen Vögel gerne zur Nahrungsergänzung bunkerten.
Ebenfalls nur noch hinter Glas zu sehen ist die Wandertaube (Ectopistes migratorius), die in riesigen Schwärmen in Nordamerika vorkam. Ihr Zahl ging in die Milliarden. Es soll Schwärme gegeben haben, die 360 Kilometer lang waren und die Sonne verdunkelten. Als die eingewanderten Europäer Wälder gerodet und urbar gemacht hatten, fehlten den Tauben die Lebensräume. Die Vögel  machten sich nun über das Saatgut der Felder her. Dafür wurden sie gnadenlos bejagt und schließlich ausgerottet. 1914 starb die letzte Taube ihrer Art im Zoo von Cincinatti, Martha war ihr Name. Ein ähnliches Schicksal erlitt der Karolina-Sittich (Conuropsis carolinensis), in den 1930er Jahren war auch diese Art ausgerottet. Hemmungsloses Profitstreben in Verbindung mit dem christlichen Sendungsbewusstsein „Macht Euch die Erde untertan“ hatte mal wieder ganze Arbeit geleistet.

Auch heute geht das Artensterben vor unserer Haustür weiter, obwohl wir im „Jahrzehnt der Biodiversät leben, von dem schon fast die Hälfte vergangen ist: Im Wattenmeer  leiden die unscheinbaren Seeregenpeifer und Zwergseeschwalben, die auf ungestörte Sandstrände als Brutrefugien angewiesen sind, unter dem enormen Massentourismus, trotz Nationalpark und „Weltnatuererbe“, oder gar wegen der touristischen Vermarktung des Großschutzgebietes.

Die Tageszeitung „taz“ veröffentlichte zu diesem Ausrottungswahn am 01. September 2014 einen bemerkenswerten Artikel:

Symboltier des Artensterbens – Das Vermächtnis der Wandertaube

Sie war der häufigste Vogel Nordamerikas, über drei Milliarden Wandertauben lebten im 19. Jahrhundert. Vor 100 Jahren starb die letzte ihrer Art. […] Die Menschheit scheint, gleich dem Senat von Ohio 1857, zu glauben, dass Tiere schon irgendwie immer weiter da sein werden, weil sie schon immer da waren. Wenn sie sich da mal nicht täuscht. Noch einmal Ornithologe Audobon: „Als ein Falke sich einem Schwarm Wandertauben näherte, zogen sie sich alle auf einmal wie ein reißender Strom zu einer kompakten Masse zusammen, mit einem Geräusch wie Donner. Ich kann Ihnen die extreme Schönheit ihrer Bewegungen in der Luft gar nicht richtig beschreiben.“ […]

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