Das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven (AWI) betreibt Polar- und Meeresforschung und äußerte sich seit einigen Jahren auch zum Klima, ganz im Sinne der Geldgeber aus Bund-und Ländern und der Windenergiewirtschaft. Bis 2017 unter der damaligen AWI-Leitung von Prof. Dr. Karin Lochte waren die Aussagen zur Klimaentwicklung noch sachlich-unideologisch.
2006 wurde Prof. Lochte zur Vorsitzenden der Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrates berufen. Der Wissenschaftsrat ist das höchste wissenschaftliche Beratungsgremium des Bundes und der Länder. Das sagte Prof. Lochte 2006: „Ich betone in Diskussionen stets die Bedeutung des Ozeans für unser Klima, die Probleme aufgrund der Nutzung der Küstenzonen und die sich weiter verschärfenden Eingriffe der Fischerei in das Ökosystem.“
Inzwischen wurde „die Wissenschaft“ auch klimapolitisch oder -ideologisch eingenordet, nun forscht das AWI an Offshore-Windkraftanlagen, die angeblich „als erneuerbare Energien zentral“ seien „für den Schutz der Natur vor den Folgen des Klimawandels“, so Dr. Gisela Lannig-Bock vom AWI, die an Muscheln forscht und über die in der taz vom 26. Januar 2025 so berichtet wird: „Allerdings hat die Offshore-Windenergie zunehmend Auswirkungen auf die marinen Ökosysteme […] So führt der mehrjährige Betrieb der Rotorblätter unter rauen Witterungsbedingungen zu Oberflächenerosion und Materialzerfall. Der Abrieb gelangt in die Umwelt – und wird unter anderem von Miesmuscheln aufgenommen, die im Wasser an den Pfählen der Windräder wachsen. In einem Laborexperiment untersuchten die Wissenschaftler*innen, inwieweit der Abrieb die Muscheln beeinträchtigt. […] Im Worst-Case-Szenario, bei dem die Miesmuscheln bis zu 14 Tage lang einer hohen Partikelbelastung ausgesetzt wurden, zeigten sie demnach eine mäßige bis starke Aufnahme von Metallen, insbesondere von Barium und Chrom. Für Aussagen über eine längerfristige Wirkung auf ihren Stoffwechsel sei es aber zu früh.“
Und nun kommt die politisch-ideologisch-korrekte Volte der Wissenschaftlerin: „´Windparks haben auch positive Auswirkungen auf die Unterwasserwelt, gerade durch die Ansiedlung von Algen und Muscheln. Sie beleben das Ökosystem und entziehen der Atmosphäre Kohlenstoff. […] Eine Mehrfachnutzung von Offshore-Windparks mit Aquakulturen ist eine Win-win-Situation´, ist Meeresbiologin Lannig überzeugt. Zur Muschelzucht für den menschlichen Verzehr sei aber dringend eine umfassende Untersuchung der Langzeiteffekte und möglicher gesundheitlicher Auswirkungen erforderlich.“ Aha. Langzeiteffekte sind auch beim Betrieb der Onshore-Anlagen zu befürchten; der Rotorabrieb im Gewichtstonnenbereich gelangt auch in landwirtschaftliche genutzte Böden und damit in die Nahrungskette.
Für die Ansiedlung von Miesmuscheln, die sublitoral bis in 50 Meter Wassertiefe vorkommen, benötigt man zudem keine zusätzlichen Windkraftanlagen, es liegen bereits tausende Schiffs- und Flugzeugwracks auf dem Meeresgrund, auf dem sich Muscheln und andere Meeresorganismen angesiedelt haben. Und Aquakulturen mit Miesmuscheln für den menschlichen Verzehr, die durch den Windkraftbetrieb belastet sind?
Windkraftanlagen können auch keinen Einfluss auf die Klimaentwicklung haben, da sie nur wetterabhängig funktionieren, ohne Auswirkungen auf das großräumige Wettergeschehen (und in der Langzeitfolge auf das Klima), das sich in mehreren Kilometern Höhe abspielt. Was sich ändert ist das Mikroklima innerhalb des Windparks und der näheren Umgebung.
Weiter geht es mit der Anbiederung an die politisch geförderte Windenergiewirtschaft: „Den Forschenden gehe es nicht darum, Windparks im Meer zu verteufeln, stellt Lannig klar. Als erneuerbare Energien seien diese zentral für den Schutz der Natur vor den Folgen des Klimawandels. ´Wir müssen uns nur darüber im Klaren sein, dass der Ausbau mit möglicherweise negativen Nebeneffekten einhergehen kann´, sagt sie. Die Anlagen müssten hinsichtlich der Kunststoffverschmutzung optimiert werden. ´Da dies auch im Interesse der Windparkbetreiber liegt, bin ich da recht zuversichtlich.´“
Alles in allem eine „Win-Win-Situation“? Nein. Windkraftanlagen an Land oder auf See schützen in keiner Weise „die Natur“, im Gegenteil, wie kommt die AWI-Wissenschaftlerin darauf? Der „Schutz der Natur“ auf See und die angebliche „Win-Win-Situation“ mit Windkraftanlagen hat viele Loser: Zugvögel auf ihren Hauptzugrouten über See kommen massenweise an den Rotoren um, Lebensräume von Hochseevögeln gehen verloren und das Ortungssystem von Meeressäugern wird durch den Windkraftlärm, gerade bei den Rammarbeiten, geschädigt. Diese höchst widersprüchlichen AWI-Aussagen legen nahe, wie sehr „die Wissenschaft“, zielgerichtet staatlich finanziert, inzwischen von politisch-ideologischen Vorgaben korrumpiert wurde.