Am 04. Januar 2025 berichtete die Lokalzeitung „Anzeiger für Harlingerland“ in Wittmund über das Langeooger Ehepaar Isenecker, das in seinem Geschäft seit Jahren keine Silvesterböller und -raketen mehr verkauft. Das Ehepaar begründete den Verkaufsverzicht damit, dass die Insel im Weltnaturerbe und Nationalpark Wattenmeer läge.
Die enorme Böllerei 2024/25 auf der Insel habe sie „entsetzt“. Das Ehepaar Isenecker rief die Inselgemeinde Langeoog dazu auf, „Vertreter von Einzelhandel, Vermietungsbetrieben und Schifffahrt schnell an einen Tisch zu holen, um jetzt die Weichen für eine feuerwerkfreie Insel Ende des Jahres 2025 zu stellen“. Die Mehrzahl der Touristen sowie Insulanerinnen und Insulaner würden dies „begrüßen“, eine „Minderheit auf der Insel bestimme aber das Geschehen“. Das Ehepaar rief die niedersächsische Landesregierung dazu auf, „für Kommunen im Nationalpark eine sichere Rechtsgrundlage zu schaffen und Feuerwerk vollständig zu verbieten, nachdem eine der Inseln vor Gericht mit ihrem Verbotsversuch gescheitert war.“ Auf Spiekeroog hatte 2017 der Gastronom Kiesow wegen eines Bußgeldes gegen den Verstoß des Feuerwerksverbots auf der Insel zunächst vergeblich vor dem Oberlandesgericht geklagt, dann aber vom Verwaltungsgericht Oldenburg recht bekommen.
Es findet offensichtlich ein begrüßenswerter Bewusstseinwandel zu Feuerwerken im oder am Großschutzgebiet „Nationalpark Wattenmeer“ statt.
Im Zeitungsbeitrag wird zudem der Leiter des Nationalparks, Peter Südbeck zitiert: „Die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer setzt sich bereits seit Jahren für einen Jahreswechsel ohne Feuerwerk am Nationalpark und Weltnaturerbe Wattenmeer ein, teilt der Vorsitzende Peter Südbeck gegenüber unserer Redaktion mit.“ Da reibt sich der Kenner der Materie die Augen: Die Nationalparkverwaltung hat bisher nur mit hilflos-lauen Appellen kurz vor Silvester auf die Binsenwahrheit hingewiesen, dass Feuerwerke die Vögel stören und man bitte darauf verzichten solle, im und am Nationalpark Feuerwerke zu zünden.
Feuerwerk nicht nur zu Silvester
Auf Langeoog wurden zur Touristenbespaßung auch schon während der Brut- und Aufzuchtzeit Feuerwerke im Sommer abgebrannt. Dazu wurde gelogen, dass sich die Balken bogen! Sogar die Politikerin der Grünen, Meta Janssen- Kucz, bis 2024 Mitglied des Niedersächsischen Landtages und dessen Vizepräsidentin, unterstützte die Langeooger Böller-Fraktion meinungsstark aber kenntnisarm bei einem Inselbesuch für Feuerwerke im Schutzgebiet (Link: https://www.wattenrat.de/2016/07/25/feuerwerk-nachrichten-aus-dem-langeooger-soziotop/). Auf anderen Inseln wurden ebenfalls Feuerwerke auch außerhalb der Jahreswechsel gezündet (Beispiel, Link: https://www.wattenrat.de/2010/08/01/feuerwerk-auf-juist-man-lasst-es-krachen-im-weltnaturerbe/)
Tourismuswerbung mit Silvesterfeuerwerk im Nationalpark
Die Tourismusmacher in Dornum/LK Aurich forderten früher gar zu Silvesterfeuerwerken am Strand (im Nationalpark!) auf. (Link: https://www.wattenrat.de/2014/12/29/dornumersiellk-aurich-ladt-zum-silvesterbollern-im-nationalpark-wattenmeer-ein/), das sind nur wenige Beispiele.
Was unternimmt der Nationalparkleiter Südbeck?
Hat Nationalparkleiter Südbeck jemals ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die damals Verantwortlichen eingeleitet? Hat er sich jemals „von Amts wegen“ auf Landes- oder Bundesebene „nachhaltig“ für ein gesetzliches Feuerwerksverbot in nationalparknahen Bereichen eingesetzt? Peter Südbeck, so seine Kritiker, fühle sich leider oft mehr der touristischen Entwicklung des Nationalparks als dem Natur- oder Artenschutz verpflichtet, er sei ein „eloquenter Phrasendrescher“.
Es ist der Wattenrat Ostfriesland, der seit mehr als zehn Jahren auf die Unverträglichkeit von Feuerwerken in oder an Schutzgebieten hinweist und Änderungen anmahnt– und seit einiger Zeit von der Presse totgeschwiegen wird.