Wie in jedem Jahr, so auch in diesem Jahr der Gänsewachtbericht unseres Mitarbeiters Eilert Voß. Er ist auch nicht mehr ganz jung, steht aber bei jedem Wetter von November bis Januar am Petkumer Siel (Stadt Emden) und beobachtet das dortige Schutzgebiet „Petkumer Deichvorland“, Teil eines Europäischen Schutzgebietes, mit Kamera und Fernglas. Das hat Gründe: In diesem schmalen Schutzgebiet an der Unterems rasten, äsen und schlafen u.a Tausende Gänse, mehrheitlich Nonnengänse, die hier fernab ihrer arktischen Brutgebiete überwintern.
Hier fressen sie sich auch das Körperfett, den „Treibstoff“ für den Rückflug im Frühjahr, in die Arktis an. Das schmale Deichvorland vor den Emsdeichen mit den angrenzenden Wattenbereichen bietet aber nur dann wirklichen Schutz, wenn Ruhe im Gebiet ist, also keine Störungen durch Menschen erfolgen, die die Vögel zum kräftezehrenden Abflug veranlasst. Da reicht schon ein ignoranter Jogger, der auf dem gesperrten und entsprechend beschilderten Treibselabfuhrweg (Teekabfuhrweg) am Deichfuß verbotswidrig seinem Hobby nachgeht und damit Abertausende Gänse zum Auffliegen bringt.
In der Vergangenheit gab es zudem immer wieder Jagdverstöße (ja, in diesem Schutzgebiet dürfen unverständlicherweise Graugänse und bestimmte Entenarten legal bejagt werden!) mit Fehlabschüssen streng geschützter Vogelarten (Straftat!) oder Jagd bei völliger Dunkelheit, dichtem Nebel, Schneetreiben oder ohne den vorgeschriebenen Jagdhund. Alle Anzeigen des Wattenrates gegen z.T. namentlich bekannte Gänseschießer verliefen im Sande!
Feuerwerkshorror
Ein Horror für die Gänse und andere Vögel des Wattenmeeres müssen die Silvesterfeuerwerke sein, die, wenn auch mehrere hundert Meter vom Schutzgebiet entfernt gezündet, doch kilometerweit in die Rastflächen der Vögel hineinwirken, so auch wieder beim Jahrswechsel 2024/25. Immerhin: Silvester 2024/2025 gab es kein Feuerwerk direkt an der Grenze des Schutzgebiets am Petkumer Siel.
Möglicherweise war da der Aufruf der Stadt Emden in der Ostfriesen Zeitung vom 27. Dez. 2024 hilfreich. Hier der entsprechende Auszug dazu aus dem Gänsewachtbericht 2024/25:
Mi. 01.01.2025 Petkum- Siel (Neujahr) […]
Dennoch standen Rastflächen nur begrenzt zur Verfügung und nächtliche Stress-Situationen werden kräftezehrend gewesen sein. Erfreulich ist anzumerken, dass am Siel selbst und dem Fährparkplatz, keine Knallkörper-Reste gefunden werden und sich der Feuerwerk-Müll im Wartehäuschen der Fähre nur auf eine kleine Schachtel abgebrannter „Wunderkerzen“ beschränkt. Ebenfalls sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Verwaltung der Stadt in der Ostfriesen-Zeitung vom 27. Dezember daran erinnerte, „im Bereich des Petkumer-Deichvorlandes würde gezündetes Feuerwerk auf dem Deich oder in Deichnähe zu einer Beeinträchtigung der in Naturschutzgebieten rastenden Vogelwelt führen und eindringlich darum gebeten werde, Abstand von Ruhestätten wildlebender Tiere zu halten!“
Ob dieser Zeitungsbericht letztlich mit dazu beitrug, keine Silvesterraketen mehr am Petkumer-Siel zu zünden, oder ob schlicht ein nahendes Tiefdruckgebiet mit „Sturm und Regen“ für mehr Ruhe am NSG sorgte, ist nebensächlich. Dennoch zeigen Gänsezählungen der letzten Tage unter dem Einfluss vieler privater Feuerwerke einen deutlichen Trend: Am heutigen Neujahrstag fehlen immer noch ca. 23.000 Gänse, die vor Beginn der ersten Knallereignisse, am 30. Dez. im Petkumer-Schutzgebiet rasteten und vermutl. in ruhigere Dollart-Rastgebiete vertrieben wurden. Für die nächsten Tage kann erwartet werden, dass Gänse die Rastgebiete an der Unterems verstärkt frequentieren. […]
Feuerwerksverbot, nicht nur in Städten!
Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass das „Petkumer Deichvorland“ nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Feuerwerksgeschehen an der Küste zeigt. Überall an den Deichen oder auf den Inseln wurden Feuerwerke gezündet, die auch weit in den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer hineinreichen. Auch hier sollten klare örtliche Böllerverbote ausgesprochen werden, wie sie jetzt anlässlich der unglaublichen Ausschreitungen und Böller-Zerstörungen in einigen Städten diskutiert werden.
Hier geht es zum vollständigen Bericht 2024/2025: Gänsewacht_2024_2025