Unser Mitarbeiter Eilert Voß war wieder mit der Kamera unterwegs. Diesmal kamen ihm in der Meeresbucht Dollart an der Ems Dunkle Wasserläufer (Tringa erythropus) vor die Linse, wie man auf seinen Fotos sehen kann. Dunkle Wasserläufer gehören zu den Watvögeln (von „waten“, also nicht fälschlich, wie in den Medien häufig zu lesen ist, „Wattvögel“) oder Limikolen und sind bei uns durchziehende Gäste.
Sie brüten in Nordskandinavien, in der Arktis oder in der sibirischen Nadelwaldzone mit den dortigen Mooren. Nach der Brutzeit machen sie als Langstreckenzieher ab August bis Oktober einen Zwischenstopp im Wattenmeer und ziehen dann weiter bis in die Überwinterungsgebiete der Subsaharazonen in Afrika oder bis nachVorderindien und Südostasien. Gelegentlich überwintern sie auch in Südeuropa.
Im Frühjahr beginnt dann der Rückflug in die arktischen Brutgebiete, dann kann man sie im Watt im April und Mai beobachten. Es sind also weitgereiste Vögel mit einem riesigen Jahreslebensraum. Nur kennt diese Vögel kaum noch jemand.
Unsere heimischen Limikolen wie der Kiebitz, der Rotschenkel oder die Uferschnepfe sind als Brutvögel durch die Intensivlandwirtschaft einschließlich der Trockenlegung von Feuchtflächen fast völlig aus der Landschaft verschwunden und werden leider auch kaum vermisst. Allein in Niedersachsen wurden in den letzten dreißig Jahren 30 Prozent des Grünlandes in Ackerflächen umgewandelt. Noch vor fünfzig Jahren war die Luft an den Deichen und in der Marsch von den Rufen und Balzspielen dieser Vögel erfüllt. Das ist vorbei, trotz Naturschutzgesetzgebung, oder besser den damit verbundenen behördlichen Vollzugsdefiziten, trotz der Einrichtung des europäischen Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“ (FFH- und Vogelschutzgebiete), trotz der Ausweisung der Wattenmeer-Nationalparke.
Die heutige Generation der Landwirte und auch die jungen Naturschützer, die sich dem „Klimaschutz“ verschrieben haben, kennen die Eindrücke der damaligen bunten Vogelvielfalt gar nicht mehr.
Zur intensivierten Landwirtschaft mit der mehrfachen Grasmahd im Jahr und dem Pestizideinsatz kamen seit den Neunzigern noch die riesigen Windparks an der Küste in den Hochwasserrastplätzen der Küstenvögel hinzu. Windparks, die auch in oder direkt an den Europäischen Vogelschutzgebieten gebaut wurden, zum Teil auch rechtlich angreifbar, ohne die gesetzlich vorgeschriebene Datenerfassung mit der Verträglichkeitsprüfung, wie es 2015 eine Fachaufsichtsbeschwerde des Wattenrates an den Tag brachte. Die Naturschutzverbände wie BUND oder NABU blieben stumm. Der Rückgang der Artenvielfalt nicht nur an der Küste ist deutlich menschengemacht; ob das beim Klima auch so ist, wird wissenschaftlich kontrovers diskutiert.