Bis zu 1000 neue Windkraftanlagen in Nordfriesland: „Follow the money“ – oder die Lizenz zum Gelddrucken

Windparks um Heide in Holstein – Archivfoto Musiol/Wattenrat

Am 10. Sept. 2024 veröffentlichten die Zeitungen des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages (SHZ) den folgenden Beitrag (hinter der Bezahlschranke):

Bis zu 1000 neue Windräder in Nordfriesland – Kritik am Land

Rechtsanwalt Thomas Mock, ein profunder Kenner der Materie, stellte uns dazu diesen Kommentar als Gastbeitrag zur Verfügung:

Thomas Mock

Derzeit scheint geradezu ein Rausch für immer noch mehr Windanlagen zu bestehen. Weitere 1000 Windräder sollen in Nordfriesland errichtet werden, dürften aber kaum die Akzeptanz der Anlagen erhöhen. Das aber ist Teil der Kommunikation. Inzwischen sind die Kennwerte zukünftiger Anlagen explodiert. Kaum noch Anlagen mit unter 7 MW und unter 250m werden beantragt oder genehmigt. Ist wirklich allen klar, was diese Anlagenverdichtung mit dieser neuen Anlagengeneration 250m+ bedeutet?

Was also ist der Grund und macht das Sinn?Schnell kommt man den Interessen näher wenn man sich den Leitspruch „Follow the money“ zu eigen macht. Wenn man die finanziellen Interessen für die 1000 Anlagen obiger Größenverhältnisse durchrechnet ergibt sich folgendes:

Windanlagen mit installierten 7 MW plus x mit 250 bis 290m produzieren in Nordfriesland gemäß Referenzertragswert gem. § 36 h EEG ca. 20-25 MillkWh p.a., Die tatsächliche Produktion ist irrelevant, da der Referenzertragswert für die EEG-Subventionen ist. Dafür gibt es derzeit gem. Ausschreibungen der BNetzA ca 7,35 CentkWh, also aufgerundet ca 1,7 MioEuro p.a. x 20 Jahre = 34 Mill Euro pro Anlage.

34 Mill Euro x 1000 Anlagen = 34 MrdEuro plus 34 Mrd Euro Netzkosten= ca. 70 Mrd Euro, Netzkosten sind in Zukunft eher noch höher, als die 7,35 CentkWh gem. EEG.

Das also kommt als Kosten auf die Bürger in den nächsten 20 Jahren zu, wenn 1000 Anlagen realisiert werden.

Abschaltungen wegen fehlender Netze (die Stromleistung von weiteren 1000 Anlagen ist netztechnisch bisher weitgehend nicht vorgesehen), oder wegen sog. Abschattungen (bei der sich Windanlagen wegen geringer Abstände gegenseitig den Wind wegnehmen) sind ebenfalls irrelevant, Diese werden den Betreibern in voller Höhe ersetzt.

Der Wert des Wind-Stroms bei immer mehr Angebot tendiert gegen Null. D.h. die Differenz zwischen dem was der Betreiber über 20 Jahre garantiert bekommt (derzeit 7,35 CentkWh) und dem Wert an der maßgeblichen Strombörse wird immer geringer, d.h. die Stunden in denen der Wert des Windstroms bei Null landet oder weniger, nehmen rapide zu. Dennoch muss der Bürger über die CO2-Steuer das alles zwangsfinanzieren, ein mit jeder Windanlage ineffizienter werdendes System. Ob in Zukunft bei Zeiten mit einem Wert von Null und weniger dennoch EEG-Subventionen gezahlt werden, bleibt abzuwarten. Hier sind zumindest mündlich Reformen angekündigt. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass diese vor der nächsten Bundestagswahl realisiert werden. Teuer machen den Strom die Zeiten in denen kein Wind weht und keine Sonne scheint plus Netzkosten plus Redispatch. Dann ist Strom knapp und extrem teuer. Das heißt neben dem teuren Strom in Zeiten in denen er nichts wert ist kommt der besonders teure weil knappe Strom hinzu, der in den Zeiten importiert werden muss, in denen der Wind nicht liefert. Und wenn überhaupt auf diese Weise CO2 gemindert wird, wie teuer wird das?

Insgesamt wird damit deutlich, dass Strom mit jeder weiteren Windanlage noch teurer wird. Vom Artenschutz, dem Verlust an Biodiversität, der Gesundheit der Anwohner und den Zerstörungen in vielen Ländern der Welt, in denen unter erbärmlichen Umständen die Rohstoffe für die Windanlagen durch große Tagebaue gewonnen und mit fossiler Energie und unendlichen Ewigkeitslasten verarbeitet werden, ist hierbei nicht die Rede. Hauptsache Deutschland kann sich „klimaneutral“ bezeichnen. Aber „grün“ ist dieser Strom aus den Windanlagen im Lichte der zunehmend transparenten Lieferketten nicht. Es bleibt also bei den finanziellen Interessen und das ist die Antwort auf die zu Anfang aufgestellte Prämisse „Follow the money“!

Schließlich: Welches mit signifikanten Mengen Strom produzierende Unternehmen will bei garantiert steigenden Strompreisen in Deutschland bleiben, wenn weltweit ein Überangebot an Energie besteht und diese immer preiswerter sein wird als in Deutschland und diese Differenz auf Dauer nicht mit Subventionen finanzierbar ist.

Norwegen drillt Öl und Gas wie verrückt und geriert sich als „grüne Wasserkraftnation“, weil das viele Öl und Gas die Norweger ja nicht verbrennen. Es wird eben in den vielen Ländern verbrannt, die das norwegische Öl und Gas verbrennen. Dafür aber leben die Norwegern mit dem Geld für das Öl und Gas sehr gut. Ist das vielleicht eine Heuchelei? So ähnlich sieht auch die Politik aus, wenn sie weitere 1000 Windanlagen in Nordfriesland fordert, wobei die Grundstückseigentümer eine besondere Rolle spielen. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

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