Am 22. März 2023 berichtete der Wattenrat über das Projekt der Auricher Jägerschaft, den Steinkauz in Ostfriesland wieder anzusiedeln: Steinkäuze für Ostfriesland? Ein fragwürdiges Projekt der Jägerschaft
Naturschutzfachlich begründet wurde dies im Beitrag u.a. damit:
Häufig war der Steinkauz in Ostfriesland jedoch noch nie, die ornithologische Literatur (z.B. Atlas der Brutvögel Niedersachsens, 1980) weist darauf hin. In der Veröffentlichung des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz („Niedersächsische Strategie zum Arten- und Biotopschutz, Vollzugshinweise zum Schutz von Brutvogelarten in Niedersachsen“, 2010) weist die nachstehende Karte Ostfriesland nicht als „Gebiet mit Priorität für die Umsetzung von Schutzmaßnahmen für den Steinkauz in Niedersachsen“ aus.
Jagdzeitschrift Pirsch
Die Jagdzeitschrift „Pirsch“ berichtet am 29. Juli 2024 über das Projekt der Auricher Jägerschaft: „Rettung für den Steinkauz: Jäger starten Vorzeigeprojekt […] Als Erstes kam das Gefrotzel. ´Wo schmecken de?´, fragt ein Jäger auf Platt […] Der Steinkauz, lateinisch Athene noctua, oder auch Vogel der Weisheit genannt, galt seit 1979 in Ostfriesland als ausgestorben. Die bevorzugten Lebensräume schwanden schon in den Jahrzehnten vorher. […] Für eine effektive Raubwildjagd wurden 30 Betonrohrfallen und zwölf Kofferfallen im Rahmen des Projekts angeschafft. ´Ohne Prädatorenmanagement geht es nicht`“ […]“
1 Quadratkilometer Streuobstwiesen für den Steinkauz – oder „Landschaftsaquarium“?
Am Verschwinden der „bevorzugten Lebensräume“ hat sich bis heute nichts geändert, im Gegenteil, auch wenn im Landkreis Aurich seit 2012 ca. 100 Hektar Streuobstwiesen, der eigentlich ideale Lebensraum für Steinkäuze, entstanden sind: 100 Hektar sind gerade mal ein Quadratkilometer, Spötter nennen das „Landschaftsaquarium“!
Parallel dazu verschwanden in Ostfriesland auf vielen Quadratkilometern Feuchtwiesen und Kopfweiden, zusätzlich wurden viele Wallhecken plattgemacht; die Flurbereinigung hinterließ auch Ostfriesland „nachhaltig“ viel Einfalt statt Vielfalt und wird mit einem Quadratkilometer Streuobstwiesen nur unwesentlich bunter.
500.000 Euro Projektförderung
Das Steinkauz-Projekt wird insgesamt mit ca. 500.000 Euro gefördert, darunter auch aus Mitteln der BINGO-Umweltlotterie. 40.000 Euro wurden für die Anschaffung von Fallen verwendet, „Prädatorenmanagement“ nennt die Jägerschaft das.
Umstrittene Fallenjagd
Mit den Fallen wurden laut „Pirsch“ im ersten Winter 2022/23 insgesamt 15 Füchse, 48 Steinmarder, sieben Iltisse, fünf Dachse und zwölf Ratten gefangen, „Fänge, von denen jedes Revier und jedes Stück Niederwild profitiert“. Die Fallenjagd ist jedoch eine sehr umstrittene Praxis, sie fängt nicht selektiv, kann die gefangenen Tiere schwer verletzen oder sorgt bei Lebenfallen für enormen Stress der Tiere.
PR-Projekt oder Artenschutz ?
Ein Fressfeind des Steinkauzes ist der viel größere Waldkauz, nicht nur in waldnahen Gebieten hat der Steinkauz daher keine Chance gegen diese Eule. Die Frage ist, ob das Steinkauz-Projekt eher eine teure PR-Maßnahme zur positiven Selbstdarstellung der Jägerschaft als Naturschützer ist und gleichzeitig dazu benutzt wird, mit öffentlichen Geldern das lästige „Raubwild“ zu dezimieren.