Alles „öko“?: Miesmuschelfischer erhalten MSC-Zertifizierung im Nationalpark Wattenmeer

Greetsieler Muschelkutter im Hafen von Bensersiel – Foto: Manfred Knake

Kaum zu glauben: Die Miesmuschelfischerei wird mit dem umstrittenen „Ökosiegel“ des „Marine Steward Ship Council“ (MSC) zertifiziert und geadelt und damit als naturverträglich angesehen. Tatsächlich greift diese Art der Muschelfischerei ins Sediment des Wattenmeeres ein, durchpflügt es mit Dredgen und Stahlketten und reißt die Muscheln so von ihren Bänken ab.

Die Wiederbesiedelung dauert lange, und das in einem Nationalpark und Weltnaturerbe! (Literatur: Michaelis, Herlyn und Millat: “Dienstbericht Nr. 9/99” der Forschungsstelle Küste: „Einfluss der Besatzmuschelfischerei auf die Entwicklung eulitoraler Neuansiedlung von Mytilus edulis im Niedersächsischen Wattenmeer”).

Für nur vier Fischereibetriebe an der niedersächsischen Küste, die mit fünf Fangfahrzeugen und insgesamt 18 Beschäftigten ausschließlich den Miesmuschelfang betreiben, wird das „Weltnaturerbe“ umgepflügt.

Miesmuschelkutter an Muschelbank im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer – Foto: Eilert Voß

Diese Mail dazu erhielt der Wattenrat am 31. Mai 2024 (Übersetzung hier mit DeepL) aus Großbritannien. Das Bemerkenswerte: Offensichtlich hat keiner der vielen „anerkannten“ Naturschutzverbände in Niedersachsen von BUND bis NABU (die sich immer noch so nennen!) und der WWF dagegen Einspruch eingelegt: „Es sind keine förmlichen Einwände eingegangen.“:

*MSC PCR Ankündigung – Deutschland Niedersachsen Muschelbagger und Muschelkultur*

Control Union UK Limited (CU UK) gibt bekannt, dass die Frist von 15 (englischen) Arbeitstagen, innerhalb derer die Parteien Einspruch gegen die Entscheidung der Konformitätsbewertungsstelle erheben konnten, dass die von der Niedersächsische Muschelfischer GbR durchgeführte niedersächsische Muschelbagger- und Muschelkultur zertifiziert werden sollte, am 22. Mai 2024 endete.
Es sind keine förmlichen Einwände eingegangen, so dass die Entscheidung Bestand hat. Das neue Zertifikat gilt für fünf Jahre und setzt voraus, dass die Fischerei die jährlichen Audits zur Überprüfung ihres Status nach MSC-Standard erfolgreich abschließt.
Das MSC-Umweltsiegel kann nun für Fänge aus dieser Fischerei nach dem vereinbarten Stichtag 31. Mai 2024 (Datum der PCR-Veröffentlichung) verwendet werden, und zwar von Unternehmen, die über eine entsprechende Chain-of-Custody-Zertifizierung verfügen. Der öffentliche Zertifizierungsbericht ist hier zu finden <https://fisheries.msc.org/en/fisheries/germany-lower-saxony-mussel-dredge-and-mussel-culture/@@Bewertungen>.
Wenn Sie Fragen zu den oben genannten Punkten haben, wenden Sie sich bitte an CU UK Limited unter Stakeholder Fish CU (UK)stakeholderfishuk@controlunion.com <mailto:stakeholderfishuk@controlunion.com>

Control Union (UK) Limited2nd Floor, 56 High Street Lymington Hampshire SO41 9AH United Kingdom

Registered in England and Wales No:1141329

https://uk.controlunion.com


Krabbenkutter im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, die Heringsmöwen stürzen sich auf den enormen Beifang, der tot oder verletzt wieder über Bord geht. -Foto Eilert Voß

Auch die Krabbenfischerei im Nationalpark Wattenmeer erhielt das vermeintliche Öko-Siegel des MSC, sogar mit Zustimmung des NABU und des WWF, die sich anfänglich noch dagegen gewehrt hatten.

Fazit: Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer mit dem werbewirksamen Etikett  „Weltnaturerbe“ ist eigentlich eine Mogelpackung, es gibt neben dem Massentourismus zu viele zugelassene Nutzungen, die abträgliche  Krabben- und Miesmuschelfischerei sind nur zwei Beispiele dafür. Naturschutz hört unter Wasser nicht auf: Es gibt keine fischereifreie Zonen im Wattenmeer.

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