Die Meyer Werft in Papenburg bei „Tichys Einblick“ – mit Angriffen gegen „sogenannte Naturschützer“

Die Ems mit dem „Sperrwerk“, eigentlich ein Stauwerk für die Meyer Werft, auf Tiefe für die Meyer-Musikdampfer gebaggert, starker Schlickeintrag unter Sauerstoffzehrung: ein trüber und fast toter Fluss – Foto: Voß

Die finanziell klamme Meyer Werft in Papenburg (sie hat bis Ende 2027 eine Finanzierungslücke von 2,7 Milliarden Euro), die riesige Kreuzfahrtschiff an der engen Ems baut und Entlassungen angekündigt hat, war am 30. Mai 2024 Thema in der Online-Zeitung „Tichys Einblick“, aber wie! Der Autor Holger Douglas, der sich „Wissenschafts- und Technikjournalist“ nennt, verwurstet in seinem Artikel „Meyer-Werft: Das Aushängeschild des deutschen Schiffsbaus kämpft ums Überleben“ auch den Naturschutz, ohne aber im Mindesten auf die Naturschutzinhalte einzugehen.

Zitat aus seinem Beitrag: „Dazu wurde die Ems etwas [sic!] ausgebaggert – gegen den Widerstand von ´Grünen´. Sogenannte `Naturschützer` bereiten dem Unternehmen seit langem Schwierigkeiten, die bei jedem Aufstauen der Ems die größte Umweltkatastrophe beschwören.“ Was Douglas nicht auf dem Schirm hatte, waren die unleugbaren Probleme durch die enorme Emsvertiefung im Laufe der Jahrzehnte: Zunächst wurde auf 4,50 m gebaggert, dann sukzessive bis auf 7,30 m Tiefe, schließlich ergänzt mit einem zusätzlichen Stauwerk bei Gandersum, immer wieder angepasst an die Bedürfnisse der Meyer Werft und ihre riesigen Schiffe, eine Katastrophe für den Fluss und das europäischen Vogelschutzgebiet „Emsmarsch von Leer bis Emden“.

Das Ems-Stauwerk, seit 2002 in Betrieb, EU-konform „Sperrwerk für den Küstenschutz“ genannt, weil es sonst im EU-Vogelschutzgebiet nicht hätte gebaut werden dürfen. Baukosten, vom Steuerzahler bezahlt: 223,6 Millionen Euro. – Foto: Voß

Das ließ der „Wissenschaftsjournalist“ einfach weg; den Widerstand der „Grünen“ gegen den Standort Papenburg gibt es zudem seit Jahren nicht mehr.

Ems, Deichvorland Höhe „Buschplatz“: angespülte Gänsegelege nach der Überführung der „Disney Wish“ am 30. März 2022 – Foto (C): Eilert Voß, Wattenrat Ostfriesland

Nur der parteiunabhängige Wattenrat Ostfriesland dokumentiert seit Jahren die Eingriffe in den Fluss durch den Bau der Kreuzfahrtschiffe. Ein richtigstellender Online-Kommentar wurde zum Artikel von Douglas nicht veröffentlicht. Eine Mail vom 30. Mai 2024 mit folgendem Inhalt an den Herausgeber Roland Tichy wurde nicht beantwortet. Ein ganz schwaches Bild für „Tichys Einblick“!

Proteste gegen den Werft-Standort im binnenländischen Papenburg – Foto: Eilert Voß

Moin Herr Tichy,

geben Sie das Folgende bitte an den Autor Holger Douglas  zu seiner merkwürdigen, von keiner Sachkenntnis getrübten Aussage: „Sogenannte ´Naturschützer` bereiten dem Unternehmen seit langem Schwierigkeiten, die bei jedem Aufstauen der Ems die größte Umweltkatastrophe beschwören.„ weiter. Wie ignorant kann man eigentlich sein? Ich gehe davon aus, dass mein Kommentar dazu bei Ihnen nicht freigeschaltet wird.

Und hier zwei Links von vielen:

* https://www.wattenrat.de/2022/04/30/ems-enorme-gelegeverluste-durch-ueberfuehrung-des-meyer-schiffs-disney-wish/

* https://www.wattenrat.de/2022/08/24/meyer-werft-schilda-liegt-an-der-ems-zum-zweiten/

Freundliche Grüße
MK

 Das Ems-Stauwerk bei Gandersum, euphemistisch als „Sperrwerk“ gegen Sturmfluten deklariert, damit die EU-Kommission nicht mault, wurde in einem europäischen Vogelschutzgebiet mit Steuergeldern für die Meyer Werft gebaut. Die Ems muss ständig auf Tiefe gebaggert werden, das erhöht die Strömungsgeschwindigkeit und trägt vermehrt Schlick unter Sauerstoffzehrung in den nun fast toten Fluss. Beim Sommeraufstau bei Schiffsüberführungen ertrinken regelmäßig Gelege oder Jungvögel in dem Meyer-Stau, in ihrem Schutzgebiet! Diese riesigen schwimmenden Plattenbauten werden im Binnenland an der schmalen Ems gebaut, statt am seeschifftiefen Wasser der Nordsee. Die einzelnen Schiffsteile, sog. Kaskos, werden in Polen oder in Rostock vorfabriziert und über die Ostsee, den Nord-Ostsee-Kanal und die Nordsee über die Ems nach Papenburg geschleppt und dort zu einem fertigen Kreuzfahrtschiff zusammengeschweißt. Meyer weigerte sich beharrlich, an die Nordsee umzuziehen. Dafür baut er flachgehende Flusskreuzfahrtschiffe auf der Neptun-Werft an der Ostsee in Rostock-Warnemünde – das ist Schilda, das der Steuerzahler mitfinanziert. Die großen Naturschutzverbände von BUND, NABU bis WWF haben sich aus der Kritik an Meyer zurückgezogen und mit ihm und dem Land Niedersachsen einen „Generationenvertrag“ geschlossen, will heißen Fördermittel gegen Schweigen.

Hinweis: Die Zeitschrift „Nationalpark“ aus dem Oekom-Verlag veröffentlichte im aktuellen Heft 02/2024 einen Beitrag von Manfred Knake und Eilert Voß, beide im Wattenrat tätig, mit dem Titel „Die Ems am Ende“, den Sie hier nachlesen können.

Nachtrag 04. Juni 2024, Quelle: dpa Hamburg/Schleswig-Holstein

Lies: Mache mir große Sorgen um Meyer Werft

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies hat sich höchst besorgt über die Zukunftsaussichten der kriselnden Meyer Werft im Emsland geäußert. […]

https://www.zeit.de/news/2024-06/04/lies-mache-mir-grosse-sorgen-um-meyer-werft

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