Dornumersiel im LK Aurich: EU-Vogelschutzgebiet unter touristischem Druck, Landtagspolitikerinnen wollen touristische Erschließung

Ständig unter Druck: Das Binnengewässer „Mahlbusen“ (Bildmitte) im EU-Vogelschutzgebiet V63 „Ostfriesische Seemarschen von Norden bis Esens“, der Nationalpark Niedersächisches Wattenmeer grenzt nördlich an, der Strandbereich in Dornumersiel (hell) ist künstlich aufgespült. – Foto: Google Earth

Politiker und Tourismusmacher der Region lassen nicht locker, das Teilgebiet „Mahlbusen“ in Dornumersiel/LK Aurich im europäischen Vogelschutzgebiet V63 „Ostfriesische Seemarschen von Norden bis Esens“ soll touristisch erschlossen werden. Das steht am 17. Mai 2024 auf der Facebook-Seite der Esenser Landtagsabgeordneten und Bürgermeistern Karin Emken (SPD):

„Karin Emken MdL mit Miriam Staudte und Meta Janssen-Kucz.
Mahlbusen-Projekt in Dornum – langgehegter Wunsch für die touristische Weiterentwicklung im Nordseebad
Eine Hotellerie mit Indoorhafen, das ist der Traum, dessen Verwirklichung sich seit Jahren als schwierig erweist. Denn der Mahlbusen liegt im Natura 2000 Gebiet, Vogelschutzgebiet. Um die Möglichkeiten auszuloten und endlich zu Lösungen zu kommen, haben Bürgermeister Uwe Trännapp, Tourismus GF Rolf Kopper, Frank-Peter Nowak und ich uns gestern mit Minsterin Miriam Staudte zum Gespräch getroffen. Ergebnis: Es wird schwierig bleiben, aber nicht hoffnungslos. Ein weiteres Gespräch zur Klärung soll im Spätsommer erfolgen.“

Mitwirkende der politischen Naturschutz-Torpedierung waren auch die Landtagsabgeordnete Meta Janssen-Kucz, die, man höre und staune, umweltpolitische Sprecherin und Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages (B90/Die Grünen) ist, und die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Staudte. Statt europäische Naturschutzbemühungen zu unterstützen, werden diese gezielt von diesen „Volksvertretern“ unterlaufen.

Dornumersiel, am Binnengewässer Mahlbusen: Die blechgewordenen Kopfgeburt des Tourismusmachers Rolf Kopper. Statt korrekter behördlicher Beschilderung „Landschaftsschutzgebiet“ ein inhaltleeres Schild „Lenzischutzgebiet“. „Lenzi“ ist das weitgehend unbekannte Tourismus-Maskottchen in Dornumersiel im LK Aurich – Foto: Manfred Knake

Der Macher

Seit Jahren bemüht sich der notorische Geschäftsführer Rolf Kopper der Tourismus GmbH Gemeinde Dornum um einen sog. „Indoorhafen“ in Dornumersiel, der aber am Geld scheiterte.
Link: Willkommen in Käguruhsiel:
https://www.wattenrat.de/2012/05/06/willkommen-in-kangurusiel/

Link: Dornumersiel will Schleuse für den Mahlbusen – im EU-Vogelschutzgebiet
https://www.wattenrat.de/2019/07/13/dornumersiel-will-schleuse-fuer-den-mahlbusen-im-eu-vogelschutzgebiet/

Eine Anbindung des Süßwasser-Gewässers Mahlbusen an das Nordsee-Watt mit einer Schleuse würde aus dem Süßwassersee einen Brackwassersee machen, der dann entstehende Sportbootverkehr würde erhebliche Unruhe in die Wasserfläche bringen. Dornumersiel verfügt bereits über einen Sportboothafen direkt am Wattenmeer. Bereits 2021 wurden am Mahlbusen auf 600m Länge ca. 80 Habitatbäume der ungeliebten Saatkrähen gefällt, und diese als „Dohlennester“ deklariert, folgenlos für die Verursacher, zu denen auch Behörden gehörten :

Link: Baumfällaktion am Mahlbusen: Wattenrat
legt Beschwerde ein https://www.wattenrat.de/wp-content/uploads/2021/09/Saatkra%CC%88hen_Dornum_2021.pdf

Seezeichen am Ortseingang von Dornumersiel- Bedeutung: Gefahrenstelle, östlich umfahren – Foto: Manfred Knake

Es ist nur dreist, und zeugt von politischer Inkompetenz, wie hier Landespolitiker gegen eurpäisches Naturschutzrecht agieren. Es ist an der Zeit, dass die „anerkannten“ Naturschutzverbände wie BUND oder NABU endlich Stellung beziehen oder die EU-Kommission gegen diese geplanten Maßnahmen tätig wird.

Zur Kompetenz zweier Landtagsabgeordneten

MdL Karin Emken aus Esens hat schon, offensichtlich kenntnisfrei, ganz andere Nummern gebracht: Sie öffnete die illegal gebaute Umgehungsstraße in Bensersiel /Stadt Esens im EU-Vogelschutzgebiet V63 für den öffentlichen Verkehr und befand diese Freigabe vorgeblich als „rechtssicher“.

Link: „Schwarzbau“ Umgehung Bensersiel im Vogelschutzgebiet freigegeben: jetzt „rechtssicher“?
https://www.wattenrat.de/2021/03/20/schwarzbau-umgehung-bensersiel-im-vogelschutzgebiet-freigegeben-jetzt-rechtssicher/

– oder sorgte mit dafür, dass die Europameisterschaft der Boßler- und Klootschießer ausgerechnet auch im europ. Vogelschutzgebiet V63 westlich von Neuharlingersiel/Samtgemeinde Esens zur Brutzeit von streng geschützten Schilfbrütern stattfinden konnte.

Link: https://www.wattenrat.de/2024/05/12/friesensportler-europameisterschaft-im-vogelschutzgebiet-volksfest-mit-fotostrecke/

Meta Janssen-Kucz hatte 2013 nichts dagegen, dass über dem Nationalpark Wattenmeer Böller und Raketen gezündet werden, auch in der Brutzeit, den Unterschied zwischen einem Nationalpark und einem Biosphärenreservat hatte sie anscheinend nicht verinnerlicht:

zitiert aus der Online-Zeitung „Langeoog News“ vom 22. Juli 2013:

[…] Auch das Thema „Feuerwerk zum Dörpfest“ wurde aus aktuellem Anlass thematisiert. Meta Janssen-Kucz wies die Kritik daran zurück, so etwas müsse einmal im Jahr in einem Biosphärenreservat möglich sein. Die Diskussion darum lenke ab von den wirklich wichtigen Herausforderungen zur Erhaltung des Weltnaturerbes. Sie nannte die zunehmende Verschmutzung der Meere, die Verklappung von Baggergut oder die Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke. […]“

2023 wandte Sie sich bei Twitter mit einem Sowohl-als-auch-Geschwurbel gegen das von der EU initiierte Schleppnetzverbot für Krabbenfischer

Link: https://www.wattenrat.de/wp-content/uploads/2023/04/Krabbenfischer_Gruene.png

Eigentlich notwendige fischereifreie Zonen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer lehnte Janssen-Kucz anläslich eines Besuches zusammen mit einigen Mit-Grünen aus dem Landtag 2014 in der Krabben-Siebstelle in Neuharlingersiel ab.

Link: https://www.wattenrat.de/2014/04/03/salongrune-bei-den-krabbenfischern-keine-fischereifreie-zonen-im-nationalpark-wattenmeer/

Was steht in der Schutzverordnung?

Das stete Anbiedern an die Wünsche der Nutzergruppen macht deutlich, dass es den Politikerinnen gar nicht um fachlich-inhaltlich bestimmte Politik geht und stellt die Integrität und Qualifikation zum Ausfüllen des Mandats in Frage.

Die Schutzverordnung

Der Landkreis Aurich als Untere Naturschutzbehörde stellte den Flächenanteil im Kreisgebiet des europäischen Vogelschutzgebietes V63 „Ostfriesische Seemarschen von Norden bis Esens“ mit einer Landschaftsschutzverodnung 2011 unter nationalen Schutz. Die Verordnung ist hier abrufbar.

Auszüge:

– Erhaltungsziele: Sicherung und Entwicklung der Stillgewässer als bedeutsame Brut-, Rast- und Nahrungsbiotope für die Vogelwelt

– Schutzbestimmungen und Verbote – §3: Gewässer und sonstige Feuchtbiotope zu beseitigen oder zu verändern…

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