Am 21. April 2024 wurde das neueste Meyer-Schiff, die „Silver Ray“, von der Werft im binnenländischen Papenburg auf der Ems an das seeschifftiefe Wasser der Nordsee überführt. Dafür musste das Ems-Stauwerk, offiziell „Sperrwerk“ für den Küstenschutz genannt, geschlossen werden.
Das führte zur Überflutung der Ems-Deichvorländereien im europäischen Vogelschutzgebiet „Emsmarsch von Leer bis Emden“ (Naturschutzgebiet Unterems), und das zur Brutzeit von zahllosen Vögeln, nicht nur Gänsen, sondern auch anderen Bodenbrütern. Unser Mitarbeiter Eilert Voß verfolgte das Geschehen mit seiner Kamera und berichtete:
„Gänse und andere Schwimmvögel suchten vor dem laut tutenden Spaßdampfer das Weite. An der rheiderländischen Seite der Ems standen die Gaffer direkt im Naturschutzgebiet am Emsufer, obwohl das Betreten verboten ist. Die Meyerfans überkletterten dazu die Zäune. Weit und breit wurden von mir keine Behördenvertreter bemerkt, die das illegale Betreten von Naturschutzflächen unterbunden hatten. Ein massives Polizeiaufgebot gab es nur auf dem Wasser und am Stauwehr in Gandersum. Im Oldersumer Deichvorland wurden Gänseküken, die den Stau überlebt hatten, massiv von Gaffern gestört. Die Altvögel flohen und ließen die Kleinen ungeschützt zurück. Am Petkumer Fähranleger angekommen, stellte ich fest, dass Passanten wieder einmal ungehindert auf die gesperrten Teekwege am Schutzgebiet [Anm.: Betonwege zur Abfuhr von Angespültem] gelangen konnten.“
Zu ergänzen wäre, dass die geltende Naturschutzverordnung in diesem europäischen Großschutzgebiet nur auf dem Papier besteht: ständige Verstöße, keine Aufsicht. Die Medien berichten in der Regel nur über das „Event“ der Musikdampfer-Überführungen, die damit verbundenen Naturschutzprobleme werden dabei ausgeblendet.