Aus dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie: Klimawandel und Naturschutz mit Offshore-Windparks

Wirbelschleppen im Offshore-Windpark Horns Rev in der Nordsee vor Dänemark – Pressefoto Vattenfall

Und wieder grüßt das Murmeltier: Bereits 2013 verbreitete die damalige Präsidentin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH), Monika Breuch-Moritz, die frohe Kunde über die angebliche Naturverträglichkeit von Offshore-Windkraftanlagen, die „die Artenvielfalt erhöhen“ würden.

Man muss sich ernsthaft fragen, ob Mitarbeiter BSH, mit Verlaub, eigentlich noch wissen, wovon sie reden oder nur Zeitgeistiges nachschwätzen. Im Zusammenhang mit der weiteren Industrialisierung der Nord- und Ostsee mit Windturbinen zitiert die Deutsche Presseagentur (dpa) den jetzigen Präsidenten und Juristen des Bundesamtes, Helge Heegewaldt (CDU, ehemals Mitglied des Deutschen Bundestages), am 13. März 2024 so:

Die Energiewende verändert die Nutzung von Nord- und Ostsee in einem nie dagewesenen Umfang […] Wir sind überzeugt, dass die Offshore-Windenergie ein elementarer Baustein zur Umgestaltung unseres Energiesystems und zur Eindämmung des Klimawandels ist.“ Sein Mitarbeiter Dr. Nico Nolte, ebenfalls Jurist, ließ das zu den vorgeblich „hohen Standards für den Meeresnaturschutz“, der „bleiben werde“, ab: „Da wird es keine Absenkung der Standards geben.“ Nolte führt weiter aus, „dass Windparks sich auch zu Rückzugsräumen für Meereslebewesen entwickelten. Die Fundamente der Windkraftanlagen würden sofort von Muscheln und Algen besiedelt, die Fische anlockten. Von der bodennahen Fischerei würden die Tiere im Umkreis von Windparks in Ruhe gelassen.“ Das BSH ist die Genehmigungsbehörde für die Offshore-Windparks, die „willigen Vollstrecker“ einer enormen teuren, wirkungslosen und nur ideologisch motivierten „Energiewende“,wie viele Energiefachleute sagen.

Vogelzug und Schweinswale

Herr Nolte sollte sich mit dem Vogelzug und dessen Flyway über die Nord- und Ostsee vertraut machen und sich mit den empfindlichen Ortungsorganen von Schweinswalen beschäftigen. Da kollidieren die „hohen Standards für den Meeresnaturschutz“ buchstäblich mit den übers Meer ziehenden Vögeln, gemeint sind die sehr hohen Kollisionsverluste. Das ist z.B. gut dokumentiert im Finobird-Projekt . Auch die Schweinswale (Kleiner Tümmler) leiden: Bei den Rammarbeiten für die Offshore-Fundamente entstehen sehr hohe Schalldrücke von z.T. über 200 Dezibel, als „verträglich“ für Wale werden 160 Dezibel angesehen, 750m von den Rammstellen entfernt- ein viel zu hoher Wert für die Ortungsorgane der Meeressäuger .

Emden: Offshore-Windkraftfundamente im Bau in Emden – Foto: Eilert Voß/Wattenrat

Wracks auf dem Meeresgrund

Die Fundamente der Windkraftanlagen werden ebenfalls passend schöngeschrieben, weil sie von Meeresorganismen besiedelt würden. Ein Blick in die Archive der See- und Luftfahrt zeigt, dass auf dem Meeresgrund bereits abertausende Schiffs- oder Flugzeugwracks ehemaliger ziviler oder militärischer Nutzung liegen, die längst besiedelt sind. Zusätzliche Beton- oder Stahlfundamente als Siedlungsflächen für Krebse oder Muscheln sind entbehrlich und nur ein Scheinargument für den wieder einmal vorgeschobenen Naturschutz.

Ein Wrack von abertausenden auf dem Meeresgrund- Douglas C-47- Foto: Wusel007 – Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32620102

Wrack der 1912 vor Neufundland gesunkenen „Titanic“ – Foto: Courtesy of NOAA/Institute for Exploration/University of Rhode Island (NOAA/IFE/URI). Gemeinfrei, commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18643198

Klimaänderungen durch Offsore-Windenergie?

Und dann wieder das unverzichtbare „Klima“. Nein, die Windturbinenfelder der Nord- und Ostsee werden keine messbaren Werte zur „Eindämmung des Klimawandels“ liefern. Die großräumigen Wetterlagen über dem Atlantik, die sich bis in mehrere Kilometer Höhe erstrecken, werden von den nur wetterabhängig funktionierenden Propellern nicht beeinflusst, ebensowenig die Meeresströmungen wie z.B. die Auswirkungen des El Nino-Phänomens. Das örtlich begrenzte Mikroklima innerhalb und am Rande der Windparks und in der Wasserschichtung ändert sich aber. Zudem speisen auch die Offshore-Windparks keinen verlässlich abrufbaren Strom ins Netz ein, auch auf See gibt es lange Schwachwindphasen oder gar Flauten. Es geht wieder einmal nur um die bereitgestellten Fördermittel, niemals aber um den Schutz der Zugvögel, Meeressäuger oder unscheinbaren Meeresorganismen, die an Hartsubstraten siedeln. Das muss dann mit zeitgeistigem „Wording“ schöngeschrieben werden, siehe oben.

Bearbeitet und ergänzt am 18. März 2024

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