NSG „Petkumer Deichvorland“ an der Ems: Gänsewachtprotokolle der Saison 2023 – 2024

Emsdeich bei Borßum, 15. Febr. 2024: Bauernprotest gegen die Ampel-Regierung. Im Hintergrund die von den Bauern als Nahrungskonkurrenten ihrer Weidetiere gehassten Nonnengänse. – Foto (C): Eilert Voß/Wattenrat

Seit 15 Jahren beobachtet unser Mitarbeiter Eilert Voß von November bis Januar bei jedem Wetter das Geschehen im und am Schutzgebiet „Petkumer Deichvorland“ und Umgebung östlich von Emden, Teil des europäischen Vogelschutzgebietes „Emsmarsch von Leer bis Emden“. Auf dem Papier ist das gesamte „Naturschutzgebiet Unterems“ für die Brut- und Rastvögel gut geschützt, mit Ausnahmen für die Hobbyjagd und die landwirtschaftliche Nutzung.

Petkumer Deichvorland/Ems (Sommerpolder), Nonnengansschlafplatz, hier ungestört. Im Hintergrund Befeuerung von Windkraftanlagen in Delfzijl/ Niederlande, 07. Nov. 2023; 07:21h – Foto (C): Eilert Voß/Wattenrat

Hier kommt es jedoch immer wieder zu Verstößen gegen die Schutzverordnung, die von Eilert Voß gut dokumentiert sind, aber kaum Folgen für die Verursacher haben. Seine aktuellen Gänsewachtprotokolle mit Fotos aus der Saison 2023 bis 2024 können Sie hier nachlesen (alle Fotos Eilert Voß/Wattenrat):

Gänsewacht 2023/ 2024

15. Periode

Protokolle vom 01.11.2023 bis 15.01.2024

Einblick in 76 Tage Naturgeschehen am NSG „Unterems“ in Petkum

Einleitung

Der 15. Januar markiert in Petkum ein Datum, an dem die „Gänsewacht“ winterliche Vogel-Zählungen an der Ems beendet. Vielen Nutzern des Fähranlegers blieb nicht verborgen, dass oben auf dem Siel, an 76 Tagen in Folge, Leute standen, die mit einem Fernrohr ins Emsvorland schauen und ab und zu etwas notierten. Dass auf dem Emsdeich zeitweise Besucher mit Ferngläsern zu sehen sind, ist seit 1994 nichts Außergewöhnliches. Es ist das Jahr, als zwischen Gandersum und Jarßum das zweite Emder Naturschutz-Gebiet entstand. In Folge lockt das nasse Emsvorland öfter mal Natur-Beobachter zum Siel, auf dessen Dach sich eine Aussichtsplattform befindet. Aufmerksamen Lesern des www.wattenrat.de wird regelmäßig berichtet, was die „Leute mit dem Fernrohr“ im dunklen Petkumer Emsvorland beobachten und das hat sich offensichtlich herumgesprochen. Ob mit geteilter Zustimmung oder nicht, wird die Internet-Plattform seit Jahren von vielen Besuchern angeklickt. Wattenrat-Nutzern werden regelmäßig Informationen zum Umwelt- und Naturschutz angeboten, die in ostfriesischen Tageszeitungen oftmals ausgeblendet sind und falls doch einmal, dem sensiblen Thema selten gerecht! […]

Weiter hier als .pdf-Datei:

Gänsewacht_Protokolle_2023_2024

Und hier eine Fotoauswahl (alle Fotos Eilert Voß/Wattenrat):

Zwei Ornithologen betreten das in dieser Jahresszeit gesperrte Schutzgebiet „Petkumer Deichvorland“ und missachten die Verbotsschilder, 19. Nov. 2023, 08:47h

01. Dez. 2023, ab 08:27h: Jagdgäste, die von einem Oldersumer Jäger zur Gänsejagd ins NSG-Unterems eingeladen wurden, obwohl die reguläre Jagdzeit am Tag zuvor vorbei war. Graugänse dürfen legal in EU-Vogelschutzgebieten nur bis zum 30. November geschossen werden. Die Nieders. Jagdzeitenverodnung ist kompliziert, auch für Jäger. Die beiden Jäger befinden sich noch im „NSG-Unterems“, sie sind dabei, ihre Jagdausrüstung zusammenzupacken. Aus größerem Abstand wurde vorab beobachtet, dass von beiden Jägern überfliegende Gänse (mehrheitlich Bläss- und Nonnengänse, die im Vogelschutzgebiet keine Jagdzeit haben) zweifelsfrei beschossen wurden. Das Schießen in Gänsepulks ist ein Unding, weil hier auch Vögel angebleit und dabei schwer verletzt werden.

13. Nov. 2023, 07:05h, Fähranleger Petkum: LED-Scheinwerfer der Fähre verscheuchen schlafende Nonnengänse von ihren Schlafplätzen im Schutzgebiet „Petkumer Deichvorland“.

Petkumer Sommerpolder, 07. Nov. 2023, 07:21h: Nonnengänse verlassen fluchtartig ihre Schlafplätze, als sie vom Scheinwerferlicht der Petkumer Fähre erfasst werden.

22. Dez. 2023, Petkumer Vorland bei Hochwasser: Deichschäfer vertreibt Gänse mit seinem Radlader. Nach späterer Anzeige gibt er als Rechtfertigung an, damit Zäune kontrollieren zu wollen, was man eigentlich bei Tageslicht macht.

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