Der Europäische Rechnungshof hat etwas gemerkt, endlich, aber zu spät: So „öko“ ist die gehypte Offshore-Windenergie gar nicht, die vorgeblich unabhängig machen soll von Öl- oder Gasimporten – Wind statt Öl und Gas: Im aktuellen „Sonderbericht Erneuerbare Offshore-Energie in der EU -Ehrgeizige Wachstumspläne, deren Nachhaltigkeit noch nicht gesichert ist“
Einerseits fördere die EU „ein erhebliches Wachstum im Bereich der erneuerbaren Offshore-Energie, das sich innerhalb der EU jedoch sehr unterschiedlich entwickelt“, andererseits sieht man es so: „Die EU-Strategie für erneuerbare Offshore-Energie enthält ehrgeizige Ziele für deren Ausbau bis 2030 und 2050. Der Hof untersuchte, ob die Kommission und die Mitgliedstaaten die nachhaltige Entwicklung erneuerbarer Offshore-Energie gefördert haben. Er stellte fest, dass diese Art von Energie durch die Maßnahmen der Kommission und der Mitgliedstaaten zwar gefördert wurde, die Gewährleistung der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit der erneuerbaren Offshore-Energie jedoch nach wie vor eine Herausforderung darstellt. Die maritime Raumplanung erleichterte die Zuweisung von Meeresraum, löste die Konflikte bezüglich seiner Nutzung jedoch nicht. Bislang wurden die sozioökonomischen Auswirkungen des Ausbaus erneuerbarer Offshore-Energie nicht eingehend genug untersucht, und zahlreiche Umweltaspekte müssen noch erkannt werden. Vor diesem Hintergrund empfiehlt der Hof Maßnahmen zur Förderung der Entwicklung erneuerbarer Offshore-Energie bei gleichzeitiger Gewährleistung der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit.“
Das ist das typische EU-“Nachhaltigkeits“-Geschwurbel, die Öko-Quadratur des Kreises gibt es nicht. Man kann nicht die Nord- oder Ostsee mit riesigen Wind-“Parks“ vollstellen und dann feststellen, dass die „Umweltaspekte noch erkannt werden müssen“. Zu den Umweltaspekten gehören die Auswirkungen auf Meeressäuger (Verlärmung), auf den großflächigen Vogelzug (Kleinvögel bis hin zu arktischen Gänsen) und auf die Fischerei. Die „Umweltaspekte“ der Auswirkungen auf die Lebensraumverluste von Hochseevögeln (z.B. Seetaucher) und den Vogelzug sind seit mehr als zehn Jahren bekannt, z.B. untersucht im Minos-Projekt oder FINO-Bird-Projekt, die Literatur zur Gefährdung ziehender Vögel durch Offshore-Windkraftanlagen ist zudem sehr umfangreich.
Zugvögel (und auch Fledermäuse!) überfliegen den küstennahen Offshore-Bereich ganzjährig in niedrigen Höhen bis ca. 300 m, die Hauptzugzeiten der Vögel sind im Frühjahr von Anfang März bis Ende Mai und im Sommer/Herbst von Mitte Juli bis Mitte November. Das überwiegende Zuggeschehen ist nachts, bei unsichtigem Wetter (Nebel, Regen, Schneefall) geraten die Tiere leicht in den tödlichen Einflussbereich der Rotoren.
Die EU-Kommission stellte am 19. Nov. 2020 ihre Strategie für die Offshore-Energie vor. Bis zum Jahr 2050 ist in der EU im Rahmen des „Green Deals“ ein gigantischer Ausbau der Windkraft auf See geplant, dazu sollen auch noch schwimmende Solarkraftwerke kommen. Nord- und Ostsee werden also weiter als Industriegebiete entwickelt, ohne Rücksicht auf Verluste. Die gewaltige Naturzerstörung auf See wird von der EU mit dem Wieselwort „Klimaneutralität“ verkauft, CO2-Einsparungen sollen die Welt retten. Der CO2-Anteil der Luft beträgt derzeit ca. 0,04 Prozent, gemessen auf der Referenzstation der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) der USA auf dem aktiven Vulkan Mauna Loa auf Hawaii.
Eine „Klimaneutralität“ kann es ebenso wie eine „Wetterneutralität“ gar nicht geben. Klima ist laut Definition der World Meteorological Organization (WMO) der statistische (!) Wert von dreißig Jahren Wetteraufzeichnung in einer definierten Region. Die Bedenken des EU-Rechnungshofes werden bedrucktes Papier bleiben. In der EU wird die Biosphäre gnadenlos dem vorgeblichen Schutz der Atmosphäre geopfert.