Wieder Schiffskollision mit Offshore-Windkraftanlage in der Nordsee : Vor genau drei Jahren kollidierte der unter britischer Flagge fahrende Offshore-Versorger „Njord Forseti“ im Offshore-Windpark „Borkum Riffgrund 1“ mit einer Siemens SWT-4.0-120-Anlage, ungefähr 45 Kilometer nördlich der Insel. Nun ist es wieder passiert: Am 25. April 2023 kollidierte das Küstenmotorschiff „Petra L“ im Offshore-Windpark „Gode Wind“ vor Norderney und Juist mit einer Windkraftanlage und wurde dabei schwer beschädigt.
Der Norddeutsche Rundfunk berichtete dies am 26. und 27. April 2023. Demnach hieß es zunächst vom Windparkbetreiber Oerstedt, es habe keinen Zwischenfall gegeben, die Sensoren hätten nichts gemeldet. Nach einer Überprüfung aus der Luft waren nur leichte Schäden an der Anlage gesichtet worden. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei sei es das erste Mal, dass es zu einer Kollision mit einer Windkraftanlage gekommen, was eindeutig nicht stimmt, siehe die Njord Forsti-Kollision vor drei Jahren. Die Polizei berichtete weiter, es werde ermittelt, warum das Schiff so weit vom Kurs abgewichen war, ohne dass die sechsköpfige Besatzung diese bemerkte. Verletzte gab es nicht. Der Kapitän hat sich bisher nicht zu der Havarie geäußert, die Meldepflicht des Unfalls hatte er versäumt und lässt sich nun von einem Anwalt vertreten. Das unter der Flagge Antiguas registrierte Frachtschiff, beladen mit 1.500 Tonnen Getreide, kam aus dem polnischen Stettin und hatte als Zielhafen Antwerpen. Windparks stehen nicht weit vom Verkehrstrennungsgebiet in der südliche Nordsee, einem stark befahrenen Schifffahrtsweg. Diese Havarie wird nach Murphys Gesetz („Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“) nicht die letzte gewesen. Wäre ein Tanker in den Windpark gerauscht, hätte das enorme Folgen für den angrenzenden Nationalpark Wattenmeer und das Weltnaturerbe gehabt.
Zur Erinnerung: Nach „Prognosen“ und „Risikolanalysen“ des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) in Hamburg am Beispiel eines anderen Windparks in der „Ausschließliche Wirtschaftszone“ (AWZ) dürften sich solche Kollisionsereignisse nur alle „435 Jahre“ ereignen, weiter: „Eine auf das Jahr 2017 abgestellte Prognose kommt zu einem Wert von 375 Jahren […] Die ermittelte und die prognostizierte Kollisionswiederholrate liegt über dem von der Arbeitsgruppe Richtwerte ermittelten Mindestwert von 150 Jahren, ab dem von einem hinnehmbaren Risiko ausgegangen werden kann[…].“ (Quelle: Genehmigungsbescheid auf den Antrag der Northern Energy OWP West GmbH -vormals LCO Nature GmbH- , Leerer Landstraße 72, 26603 Aurich vom 15. April 2014, S. 35). So schnell können 375 Jahre vergehen…
(Dieser Beitrag erschien zuerst bei der „Achse des Guten“ am 27. April 2023)