„Seit Jahrzehnten gibt es in Ostfriesland keine Steinkäuze mehr. Das soll sich ändern. Die Jägerschaft Aurich hat ein Projekt gestartet und bei der Namensgebung dem verstorbenen Vorsitzenden Onno Reents gedacht“, schreibt die Nordwestzeitung aus Oldenburg am 10. November 2022. Das Projekt wird mit mehr als einer halben Million Euro veranschlagt, die Mittel werden dem Vernehmen nach auch von der BINGO-Umweltstiftung bereitgestellt.
Im September holten Mitarbeiter der Jägerschaft Aurich zu den bereits vorher beschafften Vögeln weitere sieben Steinkäuze für das Projekt aus Zuchtvolieren in Brandenburg ab. Sie sollen im Winterhalbjahr 2022/2023 ihre neuen Reviere in Ostfriesland besetzen, die Brutzeit beginnt im April. Projektleiter ist Matthias Bergmann.
Um die Steinkäuze vor Nachstellungen zu schützen, sollen Marderfallen für 40.000 Euro beschafft werden. Häufig war der Steinkauz in Ostfriesland jedoch noch nie, die ornithologische Literatur (z.B. Atlas der Brutvögel Niedersachsens, 1980) weist darauf hin. In der Veröffentlichung des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz („Niedersächsische Strategie zum Arten- und Biotopschutz, Vollzugshinweise zum Schutz von Brutvogelarten in Niedersachsen“, 2010) weist die nachstehende Karte Ostfriesland nicht als „Gebiet mit Priorität für die Umsetzung von Schutzmaßnahmen für den Steinkauz in Niedersachsen“ aus. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Es stellt sich die Frage, ob die Ansiedlungsbemühungen nicht eher eine Maßnahme der Jägerschaft ist, um lästige Marder mit der sog. „Raubzeugbekämpfung“ loszuwerden. Fachleute weisen darauf hin, dass die Gefahr für den Steinkauz aus der Luft kommt: Dort, wo Waldkäuze vorkommen – und die gibt es in Ostfriesland – haben die kleinen Steinkäuze als Beutetier keine Chance.
Projektleiter Bergmann wurde 2009 vom Schöffengericht in Leer wegen Tierquälerei zu einer Geldstrafe von 3.000 Euro verurteilt. Er war damals Ostfriesland-Geschäftsführer des Naturschutzbundes NABU. Nach Auffassung des Gerichtes hatte er durch fahrlässiges Handeln zum Tod von ca. 20 Heckrindern beigetragen. Die Rinder waren durch Vernachlässigung auf einer Naturschutzfläche verhungert oder im Morast versunken und dann entkräftet verendet.
Bearbeitet am 30. März 2023