LNG-Terminal Wilhelmshaven: Biozidbelastete Abwässer gefährden das Wattenmeer

Gastanker (Symbolfoto, Wikipedia)

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wird ein wasserrechtliches Genehmigungsverfahren auf Antrag der Energiefirma Uniper für den bereits im Bau befindlichen Flüssiggaskeitserminal in Wilhelmshaven vorbereiten. Am Terminal soll verflüssigtes Erdgas (LNG) durch ausbleibende russische Pipeline-Gaslieferungen nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine  angelandet werden.

Gas aus Russland steht nicht auf der Sanktionsliste der EU, die durch ein selbstauferlegtes Embargo auf russisches Gas verzichtet.

Widerstand angekündigt

Das Ab- und Prozesswasser beim Betrieb des geplanten LNG-Terminals am Voslapper Groden entsteht durch das Regasifizieren des verflüssigten und komprimierten Erdgases, das ab Jahresende mit Gastankern dort ankommen soll. Das Abwasser enthält mit Seewasser versetzte Biozide (Chlorchemikalien) zur Verhinderung von Bewuchs der  Regasifizierungsanlagen durch Muscheln oder Seepocken, die Auswirkungen auf den angrenzenden Lebensraum Wattenmeer haben werden (Nationalpark, Weltnaturerbe, Natura-2000-Gebiet). Vorgesehen ist die Einleitung von 7,02 Kubikmetern pro Sekunde. Die Naturschutzverbände NABU und BUND kündigten Widerstand gegen die zu erwartende Genehmigung an. Touristiker warnten vor der Beeinträchtigung des Badestrandes in Hooksiel, die Terminal-Baustelle liegt nur rund 800 Meter vom Strand entfernt. Schon jetzt störe der Bau durch die Rammarbeiten.

Profiteur des Terminals ist vor allem die US-amerikanische Gasindustrie, die nach dem Ausfall der russischen Gaslieferungen über die Pipelines Nordstream 1 und 2 (inzwischen durch einen Terrorakt gesprengt und unbrauchbar gemacht) ihr Gas mit Tankern nach Deutschland transportieren und verkaufen will.

US-Außenminister Blinken

Am 03. Okt. 2022 in Die Weltwoche (Schweiz): „US-Aussenminister Antony Blinken feiert Nord-Stream-Lecks als «enorme Chance»: Amerika sei dadurch führender Gas-Lieferant für Europa geworden.“

Der Daily Caller, berichtet am 03. Okt. 2022:

Blinken Calls Nord Stream Sabotage A ‘Tremendous Opportunity’ For Europe […]

Blinken told reporters that Europe now has a “tremendous opportunity” to achieve energy independence since it can no longer rely on Russian gas deliveries through Nord Stream 1 and 2 during a press conference. After European nations discovered gas leaks in the Baltic Sea on Sept. 27, President Joe Biden and the European Union (EU) both said that the leaks were caused by a “deliberate act” of sabotage.

Umweltminister Olaf Lies (SPD) zum Genehmigungsverfahren

Niedersachsens notorischer Umweltminister Olaf Lies (SPD) versuchte zu beschwichtigen: „Unsere Experten vom NLWKN schauen auch hier ganz genau hin und prüfen die Anträge gewissenhaft, denn der Anleger liegt in unserem [sic!]Wattenmeer und damit in einem äußerst sensiblen und wertvollen Ökosystem. Die Einleitung des Abwassers muss unbedenklich sein, das war von Beginn an Voraussetzung.“ Lies weiter: Trotz der hohen Geschwindigkeit bei Genehmigung und Bau des Terminals werde nicht nur Recht und Gesetz eingehalten, gerade auch beim Schutz der Natur werde es keine Abstriche geben.

Einwände bis 19. Oktober 2022

Die Anträge von Uniper liegen vom 6. bis zum 19. Oktober in den Rathäusern Wangerland und Wilhelmshaven zur Einsicht aus. Bis einschließlich 19. Oktober können schriftlich Einwände eingereicht werden.

FFH-VP?

Nach Auffassung des Wattenrats ist auch eine FFH-Verträglichkeitsprüfung nach dem Bundesnaturschutzgesetz aufgrund des Gefährdungspotenzials zwingend erforderlich, eine umfangsreiche gründliche Prüfung ist in diesem kurzen Zeitrahmen gar nicht möglich. Das Ergebnis der Prüfung kann schon jetzt vorausgesagt werden.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat bereits Widerspruch gegen den bereits erteilten Baubescheid des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN, Zulassung des vorzeitigen Beginns der Maßnahme 1 vom 29.04.2022)  wegen der Gefährdung der dort vorkommenden Schweinswale eingelegt.

Uniper und die Energiewende

Uniper wirbt mit diesem Motto: „Eine sichere Versorgung mit grüner Energie für eine nachhaltige Zukunft. Die Energiewende vorantreiben“ und betreibt mehrere Kohle-, Gas- und Laufwasserkraftwerke in Deutschland.

(Mit Material der Nordwestzeitung in Oldenburg)

Link:

Sabotage an den North Stream Gaspipelines – Für einmal reicht die Frage des „Cui bono?“ nicht – Derzeit überschlagen sich die Spekulationen nach der Urheberschaft des Sabotageanschlags auf die Erdgaspipelines North Stream 1 und 2 bei der dänischen Insel Bornholm in der Ostsee – Eine militärische Expertenmeinung von Oberstleutnant a.D. Ralph Bosshard

Der Schweizer Oberstleutnant a.D. Ralph Bosshard diente im Jahr 2014 in der Sonderbeobachtungsmission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (SMM der OSZE), wo er als leitender Planungsoffizier tätig war: https://schillerinstitute.com/wp-content/uploads/2022/09/Kurzanalyse-Sabotage-an-den-North-Stream-Gaspipelines.pdf?x67618&x67618

(Bearbeitet am 17. Okt. 2022)

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