Drei Orkantiefe („Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“) tobten rund um das letzte Wochenende mit hohen Windgeschwindigkeiten und Starkregen auch über Ostfriesland, die Schäden an der Küste waren jedoch überschaubar. Auf den Inseln Wangerooge, Langeoog und Baltrum wurden die Badestrände weggespült, das geschieht, je nach Windrichtung, nach jedem starken Sturm. Die Strände werden wieder kostenträchtig aufgespült werden müssen, damit der Tourismus weiter „brummen“ kann und die Inselinfrastruktur erhalten bleibt- ein Faß ohne Boden. Ließe man der Natur in diesem Wattenmeer-Nationalpark ihren dynamischen Lauf, wären die Düneninseln ohne ständige Aufspülungen und Sicherungen längst „gewandert“, hätten ihre Gestalt verändert oder wären völlig verschwunden.
Die 2005 in Emden mit öffentlichen Mitteln als „Pilotprojekt“ errichtete Nearshore-Windkraftanlage Enercon E-112 (112m Rotordurchmesser) verlor durch den Sturm ihre Zugangsbrücke von Land aus; ist sie jetzt eine Offshore-Anlage? In den Wäldern Ostfrieslands fielen vor allem flachwurzelnde Fichten den Orkanen zum Opfer („Willst Du einen Wald vernichten, pflanze Fichten, Fichten, Fichten“) . Jetzt (!) überlegen die Forstverwaltungen den „klimagerechten“ Umbau der Wälder mit angepassten Baumarten, obwohl seit Jahrzehnten bekannt ist, dass der sturmanfällige „Brotbaum“ der Forstwirschaft ungeeignet für die hiesigen Wälder ist.
Um Klimaapokalyptikern den Wind aus den Segeln zu nehmen: Der stärkste jemals gemessene Sturm an der ostfriesischen Küste war der heftigste der drei Stürme, „Zeynep“, jedoch nicht.
Deutscher Wetterdienst:
Orkan ZEYNEP – Ein regional historisches Naturereignis
Datum 19.02.2022
Orkantief ZEYNEP (international EUNICE genannt) suchte am gestrigen Freitag und in der vergangenen Nacht zum Samstag größere Gebiete West- und Mitteleuropas heim. Es war ein außergewöhnlich starker Sturm, mit zumindest regional historischer Dimension. […] Vor allem Stationen im Norden Deutschlands waren am heftigsten betroffen. Nicht selten lagen die maximalen Windgeschwindigkeiten zwischen 120 und 130, vor allem an der Nordsee stellenweise bei über 140 km/h. Während am Leuchtturm Alte Weser (Niedersachsen) mit 162 km/h eventuell ein neuer Rekord aufgestellt worden sein könnte (Prüfung steht aus), blieben die Böen sonst mehr oder weniger deutlich hinter den Allzeitrekorden zurück. An der Nordsee kann sich vor allem Orkan CHRISTIAN aus dem Oktober 2013 viele Rekorde auf die Fahne schreiben. Aber auch die Orkane ANATOL (1999), VERENA (1993), VIVIAN und DARIA (1990) aus den generell sehr stürmischen 90er-Jahren übertrumpfen ZEYNEP zumindest im Küstenumfeld. Über dem norddeutschen Tiefland bleiben die Orkane QUIMBURGA (1972) und CAPELLA (1976) oft das Maß der Dinge. […] Bezogen auf Deutschland war ZEYNEP also „nur“ ein starker, weniger ein historischer Sturm, während sie Teilen Westeuropas wohl durchaus länger als extremes Naturereignis in Erinnerung bleiben wird.
Nachtrag 25. Februar 2002:
Das sind die Sturmschäden, die aktuell an den Versicherer „Ostfriesische Brandkasse“ gemeldet wurden:
Landkreis Wittmund: Für Wittmund sind Stand Mittwochvormittag (23. Februar) 96 Schäden gemeldet worden. Dort hat das Schadensvolumen bislang eine Höhe von 76 820 Euro erreicht.
Landkreis Aurich: Der Ostfriesischen Brandkasse wurden dort bislang 350 Schäden (Stand: Mittwochmorgen) mit einem gesamten Schadensvolumen von 370 523 Euro gemeldet.
Stadt Norden: Bislang sind für Norden 520 Schäden gemeldet worden. Das Schadensvolumen beläuft sich dort aktuell auf 503 410 Euro.
Emden: Für die kreisfreie Stadt Emden sind bislang 83 Schadensmeldungen eingegangen. Die Schadenssumme beläuft sich dort auf 94 940 Euro.
Die Pressesprecherin der Ostfriesischen Brandkasse teilte mit, die Schadenssumme beliefe sich aktuell auf 3,9 Millionen Euro. Sie schätze aber, dass die Summe in den kommenden Tagen noch auf über fünf Millionen steigen werde. Eine vergleichbare Sturmserie habe es bislang nicht gegeben. „Wir reden inzwischen nicht mehr von drei Sturmtiefs, sondern von einer Sturmserie, die über Ostfriesland herein brach“, erklärte die Sprecherin. (Quelle: Anzeiger für Harlingerland, Wittmund, 25. Februar 2022)
Ob das tatsächlich so ist, darf bezweifelt werden. In den Neunzigern gab deutlich mehr Stürme, auch Sturmserien (s.o. beim DWD). Die versicherten Schadenshöhen ergeben sich auch daraus, dass in den letzten Jahren viele neue Siedlungsgebiete entstanden sind, und damit immer mehr versicherte Werte.
Bearbeitet 26. Febr. 2022