Drei Schiffshavarien vor der niederländisch-deutschen Küste

03. Februar 2022:  Im Wattenmeer vor Wangerooge: auf Grund gelaufene MUMBAI MAERSK, Schlepper in Position – Foto (C): Havariekommando Cuxhaven

Innerhalb von wenigen Tagen havarierten drei Schiffe vor der niederländisch-deutschen Küste:

* Der vor Anker liegenden Massengutfrachter JULIETTA D (Baujahr 2013, Flagge Malta) kollidierte nach einem Ankerkettenbruch am 31. Januar 2022 bei schwerer See im Ankergebiet bei IJmuiden/NL mit einem Öltanker und trieb dann ruderlos in einen im Bau befindlichen Offshore-Windpark, wo das Schiff dann auf ein Fundament einer noch zu installierenden Umspannplattform auflief. Der Havarist lief teilweise mit Wasser voll, konnte aber nach Rotterdam geschleppt werden. Die 18-köpfige Besatzung wurde gerettet und mit einem Hubschrauber ausgeflogen. Der Kapitän und der Erste Offizier hatten das Schiff vorzeitig verlassen.

* Der Frachter VIENNA trieb manöverierunfähig 16 Seemeilen vor Langeoog:

Pressemitteilung Nr. 4/2022 des Havariekommandos Cuxhaven, 30. Januar 2022

VIENNA setzt Reise fort
Havariekommando beendet Gesamteinsatzleitung
Der Frachter VIENNA ist wieder voll manövrierfähig und hat nach der eingetretenen Wetterbesserung seine Reise Richtung Skagen aufgenommen. Die Einsatzkräfte des Havariekommandos konnten am Nachmittag aus dem Einsatz entlassen werden. Das Havariekommando hatte die Gesamteinsatzleitung in der Lage des Frachters VIENNA [L:190m, B 32m, Flagge: Marshall Island] am Samstagabend übernommen. Das nicht beladene Frachtschiff trieb zu diesem Zeitpunkt ca. 16 Seemeilen von der ostfriesischen Küste entfernt. Es wurde ein Towing Assistance Team (TAT) von einem Hubschrauber der Bundespolizei auf dem Havaristen abgesetzt und eine Schleppverbindung zum Notschlepper NORDIC hergestellt. Am Einsatz beteiligt waren ein TAT, eine Maritime Incident Response Group (MIRG) der Feuerwehr Cuxhaven, der Notschlepper NORDIC, das Mehrzweckschiff NEUWERK sowie ein Hubschrauber der Bundespolizei.

*Das Großcontainerschiff  MUMBAI MAERSK [L: 399m, B 59m, Flagge: Dänemark] lief in der Nacht des 2. Februar gegen 23:05 Uhr bei der Ansteuerung in die Wesermündung im Wattenmeer vor Wangerooge auf Grund. Das Schiff war auf dem Weg von Rotterdam nach Bremerhaven. Das Schiff wurde inzwischen bei Hochwasser freigeschleppt.

Pressemitteilung Nr. 5/2022 des Havariekommandos Cuxhaven, 04. Februar 2022

MUMBAI MAERSK setzt Fahrt fort
Havariekommando beendet Gesamteinsatzleitung
Nach dem erfolgreichen Freischleppen kann das Containerschiff MUMBAI MAERSK seine Fahrt nach Bremerhaven unter Schlepperbegleitung selbständig fortsetzen. In Zusammenarbeit mit der Bergungsfirma, der Reederei und acht Schleppern war ein zweiter Schleppversuch unter Leitung des Havariekommandos in den frühen Morgenstunden gegen 01:00 Uhr erfolgreich. Das Schiff wird nach Auskunft der Verkehrszentrale Bremerhaven mit auflaufendem Wasser in den Nachmittagsstunden gegen 14:00 Uhr am Bestimmungshafen erwartet. Das Havariekommando hat die Gesamteinsatzleitung beendet.

Also alles noch einmal gutgegangen – noch! Dass irgendwann ein Schiff in einen der küstennahen Offshore-Windparks rauschen wird und dort mit einer Anlage kollidiert, ist abzusehen. Ein havarierter Öl- oder Chemikalientanker könnte dann zu enormen Umweltschäden im Wattenmeer führen. Die Kollisions-Gefährdungslage nicht nur an einem der meist befahrenen Schifffahrtswege der Welt in der küstennahen Nordsee (Verkehrstrennunsgebiete) wird sich dann erhöhen, wenn die Zahl der Offshore-Windparks weiter drastisch zunehmen wird. Der Vorschlag der EU-Kommission im „Green Deal“ zur „Klimaneutralität“  lautet, die Kapazität für die Offshore-Windenergie Europas von derzeit 12 Gigawatt bis 2030 auf mindestens 60 GW bis 2030 und auf 300 GW bis 2050 zu erweitern, also um das 5-Fache bis schließlich das 25-Fache!

Nachtrag:

So sieht es Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD), der auch politischer Lobbyist für die Windkraftnutzung ist:

FAZ, 04. Febr. 2022:

Havarie vor Wangerooge : „Deutschland macht seit Jahren eine Noch-einmal-Glück-gehabt-Politik“
[…]
[FAZ]…Stimmt es, dass sich Deutschland und Dänemark dagegen gesperrt haben, die Schiffe weiter von der Küste wegzuhalten, wie es eine Behörde in den Niederlanden vorgeschlagen hat?
[Umweltminister Lies]: Wir müssen die Nutzung der küstenfernen Route verpflichtend machen, das kostet die Reeder ebenfalls nicht viel Geld. Die Niederländer waren zu einer solchen Verpflichtung bereit, Deutschland bisher nicht. […]

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