„WattnExpress“: Screenshot (Bildzitat), WebSeite der Insel Spiekeroog https://www.spiekeroog.de/ , abgerufen am 02. Dez. 2021
Bisher war die ostfriesische Insel Spiekeroog nur abhängig von Ebbe und Flut mit einem propellergetriebenen Schiff zu erreichen, also nicht wie im Stundentakt die Nachbarinsel Langeoog, die tideunabhängig zu erreichen ist. Die Überfahrt mit der Spiekerooger Fähre dauert ca. 45 Minuten. Die Abhängigkeit von der Flut bei der Überfahrt macht den Charme von Spiekeroog aus, sie ist nicht so überlaufen wie die anderen Inseln. Es ist einfach nur ruhiger auf der Vorzeigeinsel im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Das soll nun anders werden:
Zusätzlich zum normalen Fährbetrieb soll ab 2022 eine neue Schnellfähre mit nur 70 cm Tiefgang und einem propellerlosen Jet-Antrieb (Wasserstrahlantrieb) die Insel anfahren, Fahrtdauer nur 20 Minuten, unabhängig von der Flut. Die Nordseebad Spiekeroog GmbH (NSB) und die Ems Maritime Offshore (EMO), eine Tochter der AG Ems, haben gemeinsam den Bau der Schnellfähre „WattnExpress“ bei der Penguin-Werft in Singapur und Indonesien in Auftrag gegeben. Auf dem Schiff sollen 50 Passagiere Platz haben. Sie werden wie in einem Flugzeug in Zweierreihen hintereinandersitzen.
Mit dem Jet-Antrieb werden pro Sekunde enorme Wassermengen samt lebendigen Plankton-Inhalt durch den Antrieb gepresst, der das Plankton (oder Fische und andere Kleinlebewesen) als zerschlagenes Eiweiß wieder ausspuckt. Mausernde flugunfähige Entenarten samt Jungvögel werden ebenfalls durch die hohe Geschwindigkeit des Schiffes gefährdet. Es fahren bereits mehrere Hochgeschwindigkeitskatamarane mit Jet-Antrieb im Nationalpark Wattenmeer und „Weltnaturerbe“. Die touristische Kommerzialisierung dieses Großschutzgebietes geht ungebremst weiter.
Zitat von der zeitgeistig gegenderten Spiekeroog-Webseite: „Ursächlich für unsere Entscheidung zum Bau einer nahezu tideunabhängigen Schnellfähre ist das geänderte Nachfrageverhalten unserer Kund:innen, die deutlich flexibler an- und abreisen möchten. Inselbewohner:innen, Zweitwohnungsbesitzer:innen, Urlaubsgäste und Handwerker:innen sind immer weniger bereit, sich dem Rhythmus der Gezeiten anzupassen“…
Ob die Spiekerooger Stammtouristen das vermehrte Touristenaufkommen ebenfalls schätzen werden, bleibt abzuwarten.