NABU und Grüne fordern ´beschleunigten Ausbau der Windenergie´ -´naturverträglich´

Vorfahrt für die Windenergie? Blick aus dem Vogelschutzgebiet V63 „Ostfriesische Seemarschen Norden bis Esens“ auf den Windpark Utgast/LK Wittmund/NDS – Foto (C): Manfred Knake

Bearbeitet 18. Dez. 2020

Schon der Naturschutzverband BUND wollte den Ausbau der erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne 2019 entfesseln“. Nun zieht der NABU mit seinem neuen Präsidenten Jörg-Andreas Krüger nach und will zusammen mit der Partei Bündnis90/Die Grünen den Ausbau der Windenergie „beschleunigen“, „naturverträglich“, wie es nicht erst seit diesem Jahr heißt. So steht es auf der Webseite des NABU:

„Maßnahmen zur Beschleunigung des naturverträglichen Ausbaus der Windenergie NABU und Bündnis 90/Die Grünen stellen gemeinsames Strategiepapier vor Klima- und Artenkrise zusammen denken und lösen. Das ist das Ziel der vom NABU und den Grünen gemeinsam ausgearbeiteten Maßnahmen zum naturverträglichen Windenergieausbau. Besonders im Fokus steht der Ausbau in Eignungsgebieten mit Blick auf den Artenschutz. […] ´Wir haben einen doppelten Schutzauftrag: Die Erde vor zu großer Erhitzung zu schützen und gleichzeitig den Artenverlust zu stoppen. Mit unserem Vorschlag schaffen wir beides. Wir beschleunigen den Windenergieausbau und wahren den Artenschutz. Die politischen Entscheidungsträger sind gut beraten, sich an dieser Leitlinie zu orientieren.´“ (abgerufen am 09. Dez. 2020)

Die Süddeutsche Zeitung griff das am 05. Dezember in der Online-Ausgabe auf und titelte:
„Energiewende: Grüne und Nabu schließen Vogelfrieden
Erneuerbare Energien – Umweltverbände klagen seit Jahren fleißig gegen Windräder – zum Schutz der Vögel. Jetzt lenkt der Nabu dem Klimaschutz zuliebe ein.“
In der Printausgabe der SZ liest sich das so: „Friede den Vögeln – NABU Präsident: Wir beschleunigen den Windkraftausbau und wahren den Artenschutz“

Nonnengänse am Dollart, „Weltnaturerbe“ Wattenmeer. Im Hintergrund der Windpark „Wybelsumer Polder“ bei Emden, in einem Vogelschutzgebiet errichtet – Foto (C): Eilert V0ß

Der Spruch „Klimaschutz ist Artenschutz“ wurde geprägt vom niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies (SPD), einem rührigen politischen Windkraftlobbyisten aus dem friesländischen Sande, der bis in den Bundesrat hinein wirkt. Mit dieser Aussage zündete der Umweltminister einen dicken Nebeltopf, der Klima sagt und Profit für die Windenergiewirtschaft und Windkraftinvestoren meint. Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), das die Branche mit der gesetzlichen Zwangsabgabe für alle Stromkunden mästet und zu den höchsten Strompreisen weltweit führte, ist der Motor für den Windkraftausbau. Mit dem geschickt eingeflochtenen Begriff „Artenschutz“ (der keiner sein kann) bindet er nun auch den NABU mit in seine politischen Ziele ein, selbstverständlich unterstützt von den Grünen. Die Auswirkungen auf Lebensräume und den Artenschutz durch die riesigen Windturbinen auf See und an Land haben sich längst herumgesprochen und sind belegt: Schweinswale leiden unter dem enormen Lärm der Rammarbeiten auf See, Zugvögel, die über See ziehen, kollidieren massenweise bei unsichtigem Wetter mit den Rotoren. An Land stehen  derzeit mehr als 30.000 Anlagen in Deutschland – „naturverträglich“? Allein der Scheucheffekt der Windturbinen entwertet großflächig die Rastvogellebensräumen an der Küste. Großvögel wie Greife, Kraniche oder Störche kollidieren oft mit den Anlagen. Inzwischen muss man sich bereits um die bisherige Allerweltsvogelart Mäusebussard Sorgen machen, die zuhauf an den Anlagen umkommt. Störende Horstbäume von Greifvögeln oder Schwarzstörchen werden in Nacht- und Nebelaktionen als genehmigungshemmende Störfaktoren beseitigt, manchmal sogar die Brutvögel selbst. Windkraftanlagen werden skrupellos in Wäldern errichtet, die zunächst mit schwerlastfähigen Straßen für den Anlagenbau erschlossen werden müssen. Das alles weiß man beim NABU und hat auch schon dagegen geklagt.

„Klimaerhitzung“ oder Hirnschmelze?

Wenn der NABU-Präsident Krüger nun gar die „Klimaerhitzung“ (nach „Klimakrise“, „Klimanotfall“ und „Klimanotstand“ noch eine neue zeitgeistig-dramatisierende Wortschöpfung) entdeckt hat und die mit Windkraftwerken beeinflussen will, müsste er zunächst erläutern, inwieweit Windturbinen überhaupt Einfluss auf Großwetterlagen und dann in der Folge irgendwann auch Einfluss auf das Klima haben könnten, welches von den verschiedenen Klimaten eigentlich? Dass das Mikroklima in Windparks durch die Anlagen verändert werden kann ist unstrittig. Nur ist „Klima“ immer noch die Aufzeichnung von 30 Jahren Wettergeschehen in einer bestimmten Region (so die Definition der World Meteorological Organization, WMO), ein statistischer Wert, aufgezeichnet in Wetterstationen, die in den letzten Jahrzehnten auch immer mehr in wärmeren urbanen Umgebungen, sogar auf Flugplätzen, eingerichtet wurden, sog. „Urban Heat Islands“ (UHI) und hier: Deutscher Wetterdienst annulliert Hitzerekord in Lingen“. Dazu kommt, dass es unterschiedliche Messgeräte gibt, die im Zehntelgradbereich unterschiedliche Ergebnisse zeigen können. Es ist immer die Frage der Eichung und Kalibrierung.  Der immer wieder angeführte Satz „seit dem Beginn der Aufzeichnungen“ (vor mehr als 140 Jahren) ist irreführend, weil die damaligen Messgeräte ungenauer als heute waren.

Ob und wie weit das schon zum Giftgas hochgeschriebene Spurengas CO2 Einfluss (Anteil an der Luft 0.04 Prozent, der menschliche Anteil daran liegt im kaum darstellbaren Promillebereich) auf die Klimantwicklung haben kann oder die Sonne der eigentliche Klimamotor ist, ist Gegenstand heftiger wissenschaftlicher Kontroversen, die aber kaum den Weg in die Mainstream-Medien finden. Wissenschaftlich bekannt sind jedoch unterschiedliche klimawirksame Sonnenzyklen und z.B. die „Atlantische Multidekaden-Oszilllation“ (AMO) neben den pazifischen El Nino- oder La Nina-Phänomen als enorm klimaverändernde Faktoren. Es ist eigentlich abwegig, aber politisch opportun, das komplexe Klimageschehen der Erde mit der derzeitigen Erwärmung alleine auf den Faktor CO2 und den (sehr geringen) menschlichen Anteil daran reduzieren zu wollen. Ein stabiles Wunsch-Klima hat es zudem nie gegeben. Nach einer mittelalterlichen Warmzeit erlebte Europa bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine „Kleine Eiszeit“ mit langsamer Erwärmung in der Folgezeit. Sollen also Windkraftanlagen als regelbare Thermostaten für eine Temperaturkontrolle (auf der ganzen Erde?) im Zehntelgradbereich herangezogen werden? Das ist eigentlich absurd oder gar irre, nur sagt das kaum jemand laut und deutlich, man könnte ja als „Klimaleugner“ abgestempelt werden. Die mediale Lufthoheit über „das Klima“ haben derzeit die Mainstreammedien und die staatlich geförderten „Klimamodellierer“ mit ihren „Prognosen“, die keine Vorhersagen sind. (Link: 500 Wissenschaftler widersprechen UN: Es gibt keinen Klima-Notfall)

„Das Klimasystem ist ein gekoppeltes, nichtlineares chaotisches System. Daher ist die langfristige Vorhersage zukünftiger Klimazustände nicht möglich“, sagt sogar das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), im Original hier: „The climate system is a coupled non-linear chaotic system,and therefore the long-term prediction of future climate states is not possible.“ (aus: IPCC, TAR 14.pdf, Seite 771, oben rechts).

Historische Windmühle und Windkraftwerke, Eemshaven/NL – Foto (C): Manfred Knake

Wilhelm Busch hat´s schon gewusst

Dazu kommt, dass Windkraftwerke zu einer verlässlichen Stromversorgung nichts taugen, sie funktionieren nur windabhängig, sind nicht grundlastfähig, daher der Name. Schon Wilhelm Busch schrieb in seinem Gedicht über nur sehr unzuverlässige und nicht bedarfsgerecht arbeitende Windmühlen seiner Zeit:

„Ärgerlich
Aus der Mühle schaut der Müller,
Der so gerne mahlen will.
Stiller wird der Wind und stiller,
Und die Mühle stehet still.
So geht’s immer, wie ich finde,
Rief der Müller voller Zorn.
Hat man Korn, so fehlt’s am Winde,
Hat man Wind, so fehlt das Korn.“

Genau das lässt sich auf moderne Windkonverter übertragen, die vorgeblich das Klima „retten“ sollen: „Will man Strom, so fehlt´s am Winde, hat man Wind, so gibt´s zwar Strom“, der aber dann nicht gebraucht wird, wenn es Nacht ist und viele Stromverbraucher nicht am Netz sind. Der ohnehin sehr teure subventionierte Windstrom wird dann an der Leipziger Strombörse zu Minuspreisen verschleudert.

Die NABU-Satzung

Der NABU mit seinem hochbezahlten Präsidenten Krüger (der nebenbei auch noch aktiv zur Jagd geht) ist ein parteipolitisch unabhängiger Naturschutzverband. Was also reitet einen Herrn Krüger, gemeinsame Sache mit den Grünen als politischer Partei machen zu müssen, deren tatsächliche Artenschutzbemühungen sehr überschaubar sind. In § 2 der NABU-Bundessatzung steht u.a. „Er ist überparteilich und überkonfessionell“. Will Herr Krüger mit seiner offenen politischen Zusammenarbeit mit der grünen Partei die gemeinnützige Anerkennung seines Verbandes risikieren? Ist Herrn Krügers Annäherungskurs an die Grünen und die Absicht des beschleunigten Ausbaus der Windenergie überhaupt mit den Untergliederungen auf Kreis- und Ortsebene sowie mit dem satzungsgemäßen Organ der Bundesvertreterversammlung abgestimmt worden oder war dies ein Alleingang zwischen Präsident Krüger und Politikern der Grünen? Die Satzung des NABU sagt auch dies in § 2:

„§ 2 Zweck und Zweckverwirklichung(1) Zweck des NABU ist die Förderung des Naturschutzes, der Landschaftspflege, des Tierschutzes unter besonderer Berücksichtigung der frei lebenden Vogelwelt und das Eintreten für die Belange des Umweltschutzes einschließlich der Bildungs- und Forschungsarbeit in den genannten Bereichen. Der NABU betreibt seine Aufgaben auf wissenschaftlicher Grundlage.(2) Der Satzungszweck wird insbesondere verwirklicht durch:(a) das Erhalten, Schaffen und Verbessern von Lebensgrundlagen für eine artenreiche Tier-und Pflanzenwelt sowie das Eintreten für den Schutz der Gesundheit des Menschen vor Schäden durch Umweltbeeinträchtigungen […]“

Der vom NABU geforderte „beschleunigte Ausbau“ der Windenergie bewirkt aber genau das Gegenteil des Satzungszweckes, auch wenn die Forderung mit dem wohlfeilen Begriff „naturverträglich“ vernebelt wird. Eingefleischte Nur-Nistkastenaufhänger oder die zahlenden Karteileichen (oft an der Haustür von gewerblichen Drückerkolonnen geworben!) beim NABU werden sich kaum an Herrn Krügers windigem Vorstoß stoßen, wache Naturschützer aber werden erkennen (wenn sie es nicht schon längst erkannt haben), dass der NABU, und ebenso der BUND, keine Heimat mehr für einen unabhängigen und sachorientierten Naturschutz sein können. Bereits 2018 schrieben bayerisch Natur- und Umweltschützer einen Offenen Brief an den damaligen Bundesvorsitzenden des BUND, Hubert Weiger, und bezeichneten die „großen deutschen Umweltverbände“ als „inhaltlich und moralisch entkernt“. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Nachtrag:

.pdf: Arbeitspapier Windenergie-Artenschutz_NABU_Grüne_2020

Maßnahmenvorschläge zur Beschleunigung des naturverträglichen Ausbaus der Windenergie an Land Von Jörg-Andreas Krüger, NABU-Präsident, Robert Habeck, Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen, Oliver Krischer, stv. Fraktionsvorsitzender Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hier:

Pressemitteilung des Bundesverbandes Windenergie, 07. Dez. 2020:

BWE begrüßt Maßnahmenvorschläge von NABU und Grünen

Der Bundesverband WindEnergie begrüßt die substanziellen Vorschläge von NABU und Bündnis90/DIE GRÜNEN zum naturverträglichen Ausbau der Windenergie. Dieser wichtige Impuls könne einen wesentlichen Beitrag für die dringend notwendige Dynamisierung des Zubaus der Windenergie an Land leisten. […] hier

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