Stacheldraht als Einzäunung in Schutzgebieten, und nicht nur da, bedeutet eine erhebliche Gefahr für die freilebende Tierwelt. Häufig liest man von verendeten Rehen oder Hirschen, die sich an den Drähten verfangen und elend umkommen. Dazu kommen herumliegende Drahtreste, die aus Nachlässigkeit nicht ordentlich entsorgt und so zu Todesfallen werden. Weniger bekannt ist, dass auch Vögel in den Stacheldrahtzäunen verenden können. Gerade bei Starkwind kommt es vor, dass tieffliegende Vögel beim Überfliegen in die Drähte gedrückt werden, dort hängenbleiben, sich schwer verletzen oder sich qualvoll zu Tode zappeln.
So geraten überwinternde arktische Gänse immer wieder in die Drähte, verletzen sich an den Flügeln und bleiben so für immer flugunfähig, zusätzlich zu den durch die Gänsejagd angeschossenen Vögeln. Auch Watvögel vom Kiebitz bis zur Uferschnepfe findet man verendet in Drähten. Tagaktive Sumpfohreulen, die dicht über dem Boden jagen, werden ebenfalls Opfer des Stacheldrahts. Nachts trifft es Schleiereulen.
Konsequent müssten in Schutzgebieten Stacheldrahtzäune durch glatte Walzdrahtzäune ersetzt werden. Einen Anfang hat die Verwaltung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer gemacht: Auf einigen Ostfriesischen Inseln wurde mit erheblichen Steuermitteln Stacheldraht gegen Walzdraht ausgewechselt.
Völlig unverständlich ist es, warum Pferdehalter auf den Inseln den auch für Pferde gefährlichen Stacheldraht nicht auf eigene Kosten gegen Walzdraht austauschen. Beim schleichenden Tempo, mit dem Stacheldraht gegen Walzdraht oder besser noch mit Elektrolitze flächendeckend ausgetauscht wird, kann es noch Jahrzehnte dauern, bis der Nationalpark frei von diesen Todesfallen ist.