Das Magazin GEO thematisiert nach 30.000 installierten Windkraftanlagen in Deutschland nun auch den Konflikt Windenergie und Naturschutz im Augustheft 2019: „Gut fürs Klima, schlecht für die Natur? Wie wir das Dilemma der Windkraft lösen.“ Gelöst wird zwar im GEO-Beitrag wenig, deshalb empfiehlt der Wattenrat den kritischen Rezensionstext, veröffentlicht bei der Europäischen Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE), den wir mit freundlicher Genehmigung übernehmen. Die im Text verwendeten Fotos sind vom Wattenrat und nicht Bestandteil des EGE-Textes.
EGE, Juli 2019: „Das Spannungsverhältnis zwischen Windenergie und Naturschutz ist Gegenstand der Titelgeschichte der August-Ausgabe 2019 von GEO: „Gut fürs Klima, schlecht für die Natur? Wie wir das Dilemma der Windkraft lösen.“ Auf 20 Magazinseiten holt die Autorin („Federnlesen. Vom Glück, Vögel zu beobachten“) und GEO-Reporterin Johanna Romberg die Leser dort ab, wo sie mehrheitlich sind: Von einem durchweg positiven Standpunkt zur Windenergiewirtschaft – allerdings um dann Zug um Zug faktenbasiert an der Windenergie als sauberer Energie zu zweifeln (Skepsis an der Vereinbarkeit angestrebter Ausbauziele und Naturschutz eingeschlossen). Nicht unpassend zum Schriftzug „Die Welt mit anderen Augen sehen“, den GEO auf jeder Ausgabe gleichsam im Schilde führt. Der Beitrag wird die „grüne“ Leserschaft nicht unbedingt erfreuen. Die Menschen möchten an das Gute glauben und an den scheinbaren Gewissheiten festhalten. Dass man Klima und Welt retten kann, wenn man nur einige Vögel, Fledermäuse und Heimatfilm-Kulissen der Großelterngeneration opfert, alles andere aber beim Alten bleiben und man noch sorgloser ein Leben in Saus und Braus führen kann. Der Beitrag trübt diese Aussicht. Gut so.
Nicht ganz so gut ist die Grafik auf S. 53. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man denken: Wie gut, Fledermäuse und Vögel bewegen sich unterhalb der Reichweite der Rotoren moderner Anlagen. Der kleingedruckte Hinweis senkrecht am rechten Grafikrand, dass die Flughöhen sich als statistischer Mittelwert verstehen, werden viele Leser übersehen oder nicht verstehen und umso mehr dem von der Windenergie propagierten Bild folgen, mit den neuen großen und dem Repowering der alten Anlagen werde alles gut. Weit gefehlt. Abendsegler, Rotmilane und Co. fliegen auch in der Rotorreichweite moderner Anlagen.
Auch ist die Aussage weiß auf schwarz auf Seite 62, „65.000 Windräder wären notwendig, um Deutschland bis zum Jahr 2050 auf erneuerbare Energie umzustellen“, kaum und nicht einmal für den bloßen Stromverbrauch zutreffend. Denn wenn der Wind nicht weht, genügt auch diese Anzahl nicht und muss Energie aus anderen Quellen fließen. Diese Aussage dürfte, ebenso wie die unglückliche Darstellung der Flughöhen, nicht die Autorin, sondern die GEO-Redaktion ins Blatt gebracht haben.Die Windenergiewirtschaft ist mit Bezug auf den Titel „Gut fürs Klima, schlecht für die Natur?“ nach der Befürchtung vieler schlecht für den Naturschutz – und fürs Klima nur bedingt von Nutzen und allein kein ausreichender Beitrag für eine bedarfsgerechte sichere Energie- und wohl nicht einmal Stromversorgung. Leider. Daher werden manche Leser zweifeln, ob man – wie im Untertitel – von einem echten Dilemma sprechen kann. Und sollte es dieses Dilemma geben: Wie es gelöst werden kann, bleibt das Geheimnis der Redaktion und einer klimabewegten Nation.“