Norderney: Inselsicherung durch Strandaufspülung – ´Building with Nature´

Norderney: Strandaufspülung 2012 – Foto: Screenshot, Bildzitat, Archiv NLWKN, abgerufen am 17. Juli 2019

Es wird wieder gespült und gebaggert im Nationalpark, diesmal auf der Insel Norderney. Aus der nahen Robbenplate im Watt wird das Sediment entnommen. Zur Verwendung kommt schweres Gerät: Saugbagger, Spühlrohrleitungen, LKWs, Radlader und Kettenbagger werden zur Inselsicherung eingesetzt. Damit es ein bisschen nach Natur klingt, verkauft der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLKWN) die notwendigen Sandaufspülungen auf Norderney im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und „Weltnaturerbe“ mit dem angelsächsischen Begriff „Building with Nature“ (Großbritannien liegt ja auch nur 370 km von Norderney entfernt…). Das Kind bekommt den nach Natur klingenden Öko-Namen, obwohl dies in Wirklichkeit ein schwerer und wenig dynamischer Eingriff in das Ökosystem dieses Großschutzgebietes ist.


Ohne ständige und kostenaufwändige künstliche Inselsicherungen mit Beton und/oder Sandaufspülungen wären die Ostfriesischen Inseln gar nicht in dem Zustand zum Schutz der Infrastruktur zu erhalten. Die Düneninseln wären in heutigen Form durch Wind und Wellen längst verschwunden oder hätten ihre Lage durch die Dynamik des Wattenmeeres verändert. Sandverluste und -anlandungen gehören eigentlich mit zur „natürlichen Dynamik“ des Wattenmeeres und den aus Sand geformten Inseln, aber eben wesentlich langsamer als menschliche Eingriffe mit der heutigen verfügbaren Technik. Nur: Die Inseln gehören zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, das auch „Weltnaturerbe“ ist. So beschreibt es die Nationalparkverwaltung: „Weltnaturerbe Wattenmeer: Landschaft – Das Wattenmeer bildet die größten zusammenhängenden Flächen von Schlick- und Sandwatten der Welt mit natürlichen dynamischen Prozessen, die in einem weitgehend ungestörten Naturzustand ablaufen“

Norderney, 1805. Damals noch ein Dörfchen, heute „Stadt Norderney“ – Karte: C.L. von Le Coq (preußischer Generalmajor und Kartograf, gest. 1829)

Die herbei geschriebenen „natürlichen dynamischen Prozesse“ oder der vorgeblich „weitgehend ungestörte Naturzustand“ werden aber schon lange durch die Vielzahl der Nutzungen in diesem Großschutzgebiet eingeschränkt, dazu gehören die notwendigen Küstenschutzmaßnahmen, Baggergutverklappungen, uneingeschränkte gewerbliche Fischerei, kaputte Salzwiesen, Fahrrinnenausbaggerungen für Fährschiffe, Flugverkehr, Massentourismus, hohe Nährstoffeinträge aus den Zuflüssen und riesige Windparks an der Grenze zum „Weltnaturerbe“ in den ehemaligen Rastplätzen der Küstenvögel hinter den Deichen. Man muss schon ganz schön PR-benebelt sein, um das zu übersehen. Das Etikett „Weltnaturerbe“ ist ein deutlicher Fehlgriff. Es wurde 2009 nur zur Tourismusförderung auf den Nationalpark aufgeklebt. Mit einem schön klingenden UNESCO Label wird der maroden Zustand des Nationalparks zugekleistert, eigentlich eine Welterbe-Mogelpackung. Damit es nach was klingt, wird immer wieder der Vergleich mit dem Welterbe „Great Barrier Reef“ in Australien angeführt. Nur ist das Reef eintausendmal größer als der niedersächsische Wattenmeer-Nationalpark, fast so groß wie Deutschland, und deutlich besser geschützt.—-

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz : „Building with Nature“ am 12. Juli 2019

Strandaufspülung auf Norderney: Maßnahmenstart in der nächsten Woche Sandverluste in den Buhnenfeldern machen Aufspülung erforderlich // Spülleitung wird ab dem Wochenende verlegt

In den nächsten Wochen ein regelmäßiger Anblick vor Norderney: Das Baggerschiff Thor R sorgt als Laderaumsaugbagger bzw. Hopperbagger für die Sandzufuhr aus der westlich vor Norderney liegenden Robbenplate. Bild: Rhode Nielsen A/S.

Norderney/ Norden – 200.000 Kubikmeter Sand aus der Robbenplate für den Schutz der Insel vor Sturmfluten: Unter dem Schlagwort „Building with Nature“ spült der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Kürze großflächig Sand in die Buhnenfelder am Norderneyer Westkopf ein. […]

mehr hier: https://www.nationalpark-wattenmeer.de/nds/weltnaturerbe/landschaft

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