Die Lokalzeitung „Anzeiger für Harlingerland“ aus Wittmund berichtete ausführlich über die Windkraft-Lärmbetroffenen Insa Bock und Hermann Oldewurtel, die direkt am Windpark Utgast/Gemeinde Holtgast in der Samtgemeinde Esens/LK Wittmund wohnen (s.u.). Der Artikel verweist auch auf den ZDF- Beitrag vom 04. Nov. 2018 „Infraschall-Unerhörter Lärm“ (planet.e) über die Auswirkungen des Infraschalls durch WEA auf den menschlichen Organismus. Insa Bock und Hermann Oldewurtel kommen in dem ZDF-Beitrag ausführlich zu Wort.
Der Landkreis Wittmund hat die schon mehrfach zugesagten Lärmmessungen hinauszögert; die Betroffenen lassen jetzt mit modernsten Geräten selber messen, auch den tieffrequenten Schall, der von der veralteten TA-Lärm nicht erfasst wird. Leider ziehen die Gerichte bis heute diese alte TA-Lärm als Urteilsgrundlage heran. Der hörbare Lärm des Windparks Utgast ist nachts bei bestimmten Windrichtungen und -stärken noch im 3 Kilometer entfernen Holtgast – dort wo das Wattenrat-Büro ist – als unangenehmes Wummern wahrzunehmen.
Zweiter Anlauf im Klageverfahren
Interessant dabei ist auch, dass der erwähnte Hermann Oldewurtel schon einmal vor ca. 2 Jahren einen Anwalt aus Wildeshausen beauftragt hatte, eine Klage gegen den Landkreis Wittmund wegen der Lärmbelastung und der fragwürdigen Genehmigungspraxis der repowerten Anlagen im Windpark Utgast durch den Landkreis einzureichen. Darüber hatte der Anzeiger für Harlingerland schon im April 2017 ausführlich berichtet.
Merkwürdig jedoch ist, dass nach hier vorliegenden Informationen dieser Anwalt sich seit fast einem Jahr weder bei Herrn Oldewurtel noch bei einem anderen Mandaten aus dem benachbarten Ochtersum mehr gemeldet hat, der gegen eine laute und störende neue Windkraftanlage klagen wollte. Vorher hatte der Anwalt die Örtlichkeiten besucht und Gespräche mit den Mandanten geführt. Der Anwalt soll dann auf Ansprache nicht mehr reagiert und auch keine Rechnungen gestellt haben. Dadurch wurden Fristen versäumt; Herrn Oldewurtels fristgerecht eingereichter Widerspruch gegen Anlagegenehmigungen in Utgast beim Landkreis ist daher wirkungslos geworden. Die Kanzlei mit dem Anwalt gibt es nach wie vor. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass dieser Anwalt bei den Bündnisgrünen in Bremen politisch aktiv ist und sich dort für die „erneuerbaren“ Energien einsetzt. Nun soll laut aktuellem Zeitungsbericht von den Betroffenen ein zweiter Klageanlauf mit einem neuen Anwalt genommen werden.
WebSeite „nachhaltig“ gelöscht
Und noch mehr Merkwürdiges: In Utgast hatte sich 2016 eine Bürgerinitiative zusammengefunden, die gegen die Lärmbelastung des nahen Windparks mobil machte. Die informative WebSeite der BI „Gegenwind Utgast“ wurde 2017 plötzlich abgeschaltet und offenbar von Fachleuten so gelöscht, dass auch im Internet keine Hinweise mehr dazu zu finden sind. Link: „Gegenwind Utgast“ nicht mehr zu erreichen…
Nach Insiderinformationen sollte die Löschung den Hausverkauf einer ebenfalls lärmbetroffenen Anliegerin nicht gefährden, die vorher aber sehr rührig in der Bürgerinitiative gewesen war; Details über den nahen lauten Windpark sollen verkaufshemmend gewesen sein. Das Haus wurde inzwischen an einen Auswärtigen verkauft. Die vorherige Bewohnerin ist weggezogen.
Der Windpark Utgast wurde zudem nur wenige hundert Meter von einem EU-Vogelschutzgebiet (nahe der illegal gebauten Umgehungsstraße Bensersiel) repowert, ohne allerdings vorher die notwendigen ausreichenden Vogel- und Fledermausdaten mit den Auswirkungen der 100m hohen Anlagen zu erheben. Die naturschutzfachlichen Abstandempfehlungen zu Vogelschutzgebieten betragen 1.200 Meter und wurden gerichtlich auch schon in anderen Fällen bestätigt. Die Fachbehörde „Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz“ (NLWKN) bemängelt die Genehmigungspraxis 2015 nach einer Fachaufsichtsbeschwerde des Wattenrates beim niedersächsischen Umweltminister (pdf: NLWKN_Stellungnahme_Utgast). Diese fehlerhafte Genehmigungspraxis wäre rechtlich angreifbar. Von den „großen“ Naturschutzverbänden wurde dazu nichts unternommen.
Links:
7. Januar 2017: Windpark Utgast: Genehmigungspraxis des Landkreises Wittmund in der Kritik
13. Dezember 2014: Windenergie Utgast/Gemeinde Holtgast/NDS: Wie ein Dorf unter die Windräder geraten ist
Anzeiger für Harlingerland, Wittmund/NDS, 24. Nov. 2018
Bürger wollen gegen Windpark klagen
ENERGIE – Weiter Aufregung um die Anlagen in Utgast
Manfred Hochmann
Der Infraschall von 40 Windmühlen soll für gesundheitliche Probleme verantwortlich sein.UTGAST/WITTMUND. Die Anwohner des Windparks Utgast geben nicht auf. Im Gegenteil – sie bereiten erneut eine Klage gegen den Betrieb der 40 großen Anlagen vor, die ihnen nach eigenen Angaben nicht nur den Schlaf rauben, sondern auch gesundheitlich zusetzen. Insa Bock und Hermann Oldewurtel, die etwa 700 Meter von den Anlagen entfernt wohnen, suchen dabei offensiv den Weg in die Öffentlichkeit. Sie machen den niedrigfrequenz-Schall (Infraschall), der von den Anlagen ausgehe, für massive gesundheitliche Beschwerden verantwortlich.
Das Paar bereitet nun in Absprache mit den Nachbarn eine Klage gegen den Betrieb der großen Anlagen (Enercon E 70) vor. Oldewurtel: „Als hier noch kleinere Anlagen standen, hatten wir keine größeren Beschwerden – die kamen erst nach dem Repowering.“ Deshalb richte sich die Klage konkret gegen den Betrieb der großen Windkraftanlagen.
Ob Infraschall gesundheitlich Probleme verursachen kann, ist in der Wissenschaft umstritten. Die Utgaster aber sind davon überzeugt. Bei ihnen verstärken sich Symptome wie Schwindel. Tinnitus, Kopfschmerz, Herzrhythmusstörungen und mehr – vor allem, „wenn die Anlagen unter voller Leistung laufen“, so Insa Bock. Man höre den Infraschall zwar nicht, spüre ihn aber körperlich. Oldewurtel und Bock, über die kürzlich auch das ZDF in der Sendereihe „planet e“ berichtete (abrufbar in der ZDF-Mediathek), fordern von der Genehmigungsbehörde, dem Landkreis Wittmund, dass er den Schall rund um den Windpark – auch den Infraschall – misst. „Das ist uns zwar immer wieder versprochen worden – geschehen ist bisher nichts.“
Der Landkreis erklärt dazu auf Nachfrage: „Bereits vor etwa einem Monat und auch noch vor wenigen Tagen haben wir Kontakt mit den Messingenieuren der beiden infrage kommenden Firmen aufgenommen, um die Messungen in diesem Jahr anzuschieben.“ Der Landrat und die Kreisverwaltung hätten ein großes Interesse daran, dass es nun „endlich zu den gemeinsam mit den Bürgern und den Windparkbetreibern vereinbarten Messungen kommt“. Allerdings müssten dafür auch die Voraussetzungen stimmen. ➜ Seite 9
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S.9Messungen sollen bald beginnen
ENERGIE – Windpark Utgast im FokusInsa Bock nimmt jetzt mit Unterstützung von Experten selbst Messungen zum Infraschall in ihrem Haus nahe des Windparks in Utgast vor. BILD: Manfred Hochmann
ESENS. (mh) Insa Bock und Hermann Oldewurtel aus Utgast (Samtgemeinde Esens) sind davon überzeugt: Die massiven gesundheitlichen Probleme, unter denen sie seit mehr als einem Jahr leiden, sind auf den Betrieb von 40 großen Windkraftanlagen etwa 700 Meter vor ihrer Haustür zurückzuführen: Symptome wie Schwindel, Migräne, Schlaflosigkeit, Tinnitus und Herzrhythmusstörungen – darunter leiden auch andere Anwohner.
Viele von ihnen haben ihre Wohnungen bereits verlassen. Oldewurtel und Bock übernachten seit Langem in einer Ferienwohnung in Neuharlingersiel. Doch sie wollen sich damit nicht abfinden und erreichen, dass die Windmühlen in dem Repowering-Park überprüft und abgeschaltet werden, zumindest nachts.
Das Paar und die Anwohner machen Infraschall im niedrigen Frequenzbereich für ihre Probleme verantwortlich. Die Anwohner haben jetzt sogar selbst Experten bemüht, um durch Messungen zu belegen, dass dieser Schall, der durch Mauern dringt, die Gesundheit beeinträchtigt. Unter Experten ist das umstritten – es gibt Expertisen, die eine Gefahr belegen, andere wiederum widersprechen dieser These.
Insa Bock und Hermann Oldewurtel sehen ihren gesetzlich verbrieften Schutz von Leib und Leben gefährdet. Sie werden gegen den Betrieb der Anlagen klagen.
Enttäuscht zeigen sie sich vom Landkreis Wittmund. Dieser habe vor mehr als einem Jahr versprochen, beim Windpark in Utgast den Schall messen zu lassen. Bisher sei aber nichts geschehen. Die Kreisbehörde teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass nur unter bestimmten Voraussetzungen gemessen werden könne, bei westlichen bis nördlichen Winden. Auch müssten die Bäume zunächst ihr Laub verlieren, deshalb könne man erst jetzt mit den Messungen starten. Das solle auf jeden Fall noch in diesem Jahr geschehen. Sobald die Bedingungen so sind wie mit den Anwohnern vereinbart, soll es losgehen.