Die Meeresbucht „Dollart“ und die angrenzenden Emsbereiche sind bekannte Rastgebiete von Enten, Gänsen und Watvögeln. Der Dollart gehört zur europäischen Schutzgebietskulisse Natura-2000 und ist damit auch EU-Vogelschutzgebiet, ebenso wie der Emsabschnitt von Leer bis Emden als EU-Vogelschutzgebiet V10 „Emsmarsch von Leer bis Emden“. Das hält einige Zeitgenossen nicht davon ab, in und an diesen Gebieten heftige Störungen zu verursachen.
Beispiel 1: am 16. September 2018 in Terborg/Landkreis Leer:
Kitesurfer auf dem Wasser sind bekannte Vogelscheuchen, auf dem Lande ist der Sport noch nicht so weit verbreitet. Dieser Fahrer eines Kite-Buggys übte seinen Sport im Vorlandbereich der Ems aus, im Schutzgebiet. Eigentlich sollten an diesem Tag im Rahmen der Internationalen Wat- und Wasservogelzählungen die Vögel erfasst werden. Es gab aber nichts zu zählen, weil der junge Mann mit seiner rollenden Vogelscheuche kilometerweit alle Rastvögel vertrieben hatte.
Auf die Frage von Vogelzähler und Wattenrat-Mitarbeiter Eilert Voß, warum er denn ausgerechnet hier mit seinem Buggy fahre und nicht auf einem Sportplatz, kam die lapidare Antwort: „Da stehen zu viele Bäume und dann ist da kein Wind. Besser geht das vor dem Deich an der Ems“. Das Befahren des Vogelschutzgebietes ist eine Ordnungswidrigkeit und kann bestraft werden.
Beispiel 2: am 14. September 2018 im Breebart-Polder am Dollart, südöstlich von Delfzijl, Provinz Groningen/Niederlande
Der Breebart-Polder ist ein Schutzgebiet binnendeichs am Dollart, betreut von der Stiftung Groninger Landschaft. Am 14. September 2018 fand dort eine Busexkursion für die Teilnehmer einer Informationsveranstaltung der niederländischen Eems-Dollard-Konferenz statt, die sich Gedanken über die Schlickentsorgung im Emsästuar macht. Der Bus befuhr den Weg unterhalb der Beobachtungshütte, die aussteigenden Exkursionsteilnehmer vertrieben dort mehrere hundert Watvögel, Gänse, Enten und Löffler. Ob den Teilnehmern das wohl aufgefallen ist? Eilert Voß hat es dokumentiert.
Das sind lediglich Momentaufnahmen aus Vogelschutzgebieten hüben wie drüben. Wie viele Störungen geschehen wohl, ohne dass eine Kamera dabei ist?