Vogelinsel Memmert: Beitrag zur Historie, – und: alte Betonplattform abgerissen, in der Brutzeit

03. Juli 2018: Abriss der alten Plattform auf Memmert durch TenneT – Foto (C): Eilert Voß

Aktualisiert am 02. August 2018

In der ersten Juliwoche 2018, also in der Brutzeit, wurde vom Netzbetreiber TenneT die alte Plattform auf der Vogelinsel Memmert abgerissen. Dies wurde von der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven als „Renaturierungsmaßnahme“ in der strengsten Schutzzone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer und „Weltnaturerbe“ bezeichnet. Der Abriss dieses noch nicht einmal 100 (!) Quadratmeter großen Betonfundaments soll als Kompensation für die Eingriffe in das Wattenmeer für die Kabelanbindung für Offshore-Windparks dienen.

Im Watt vor der Vogelinsel Memmert, seit 1986 strengste Schutzzone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, wurde in den späten 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, also kurz vor Kriegsbeginn, eine Betonplattform in den Dünensand gerammt. Während des Baus der Plattform stand diese noch mitten in den Dünen der Insel. Während des 2. Weltkrieges waren Marineartilleristen der Wehrmacht auf der Insel stationiert. Durch den aufwendigen und tief gegründeten Bau der Plattform mit Stahlbetonpfählen ist davon auszugehen, dass sie für militärische Zwecke für eine Artilleriestellung zur Überwachung der Emsmündung gebaut wurde und nicht vorrangig für das später darauf errichtete Vogelwärterhaus. In einer früheren Version dieses Beitrages wurde  für den Bau der Plattform fälschlich der 1. Weltkrieg angenommen.

Memmert 1984: Die bereits freierodierte ehemalige Plattform aus dem 2. Weltkrieg, später bis 1969 Fundament des Vogelwärterhauses. Auf dem Strand sieht man ca. 5000 Jahre alte Torfablagerungen, die auf ehemalige nacheiszeitliche Moore schließen lassen.- Foto (C): Archiv Wattenrat, Eilert Voß

Dynamische Prozesse

Durch die strömungs- und windbedingte Dünenerosion der nicht befestigten Insel wurde die Plattform mit ihren Gründungspfählen schließlich im Laufe der nächsten Jahrzehnte langsam freigespült und stand dann ab Mitte der siebziger Jahre wie auf Stelzen frei im Watt direkt am Strand, für viele Jahre ein markantes und weithin sichtbares Zeichen der Insel. Durch die Erosion wurden ca. 5000 Jahre alte Torfablagerungen freigespült, die auf ehemalige nacheiszeitliche Moore schließen lassen, die durch den säkularen Meeresspiegelanstieg nach der Weichsel-Kaltzeit – der bis heute anhält und nichts mit dem Klimahype zu tun hat –  mit Sediment überdeckt wurden (transgressive Überlagerung).

Geschichte der Vogelwärterhäuser

Als die Plattform noch in den Dünen stand, wurde darauf in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts das Vogelwärterhaus für den Vogelwärter Pundt gebaut, der in dem Haus mit seiner Familie lebte. Die zuvor in den Dünen gebaute Vogelwärterbaracke , in dem noch der 1946 verstorbene Vogelwärter Otto Leege jr. gewohnt hatte, musste aufgegeben werden. Ende der sechziger Jahre musste auch das Haus auf der Betonplattform verlassen werden. Ein neues Vogelwärterhaus wurde 1970/71 auf der hoch gelegenen Kreuzdüne – benannt nach dem dort errichteten Erinnerungskreuz für Otto Leege jr. – der Insel gebaut; als Fundament diente ein in den sechziger Jahren gebauter Schutzbau aus Beton für die Küstenschutzbehörde in Norden. Dieses reetgedeckte Haus wird bis heute vom Vogelwart bewohnt. Pundt bewohnte nur kurzzeitig das neue Haus, in das dann 1973 der Vogelwart Reiner Schopf einzog, der dort 30 Jahre lang bis 2003 ganzjährig seinen Dienst versah. Sein Nachfolger wurde Enno Janßen, der die Insel nur einen Teil des Jahres bewohnt.

Memmert, April 1988: Die Plattform steht jetzt bereits am Strandbereich – Foto (C): Archiv Wattenrat, Eilert Voß

Nationalparkverwaltung ignoriert Schutzvorschriften

Es ist zudem äußerst fragwürdig, dass die Nationalparkverwaltung den Abriss der Plattform mit den damit weitreichend verbundenen Störungen während der Brut- und Mauserzeit in der strengsten Schutzzone des Nationalparks genehmigte. Die Plattform wurde von Kormoranen als Ruheplatz zum Trockenen des Gefieders genutzt, Möwen hatten auf ihr ihren Brutplatz. Eiderenten, im Sommer flugunfähig, mausern nur am ungestörten Strand; Watvögel haben in diesen Strand- und Wattbereichen ebenfalls ihre ungestörten Rastplätze, die sie auf den touristisch genutzten Inseln nur noch selten finden.

Steilvorlage für Naturnutzer

Der Abbau in der Brut- und Mauserzeit ist eine Steilvorlage für Naturnutzer wie Wassersportler, die sich an den strengen Schutzvorschriften dieses Großschutzgebietes auf dem Papier stören. Gerade die Nationalparkverwaltung sollte ihre Schutzvorschriften aber ernst nehmen und auch konsequent durchsetzen. Die Wattensegler haben auf ihrer WebSeite bereits so reagiert:

„Den Zeitpunkt – mitten in der Brut[s]zeit – bezeichnete die Nationalparkverwaltung selbst als „nicht ganz günstig“. Aber da sich die alte Plattform im Bereich des Spülsaums befindet, würden die Tiere nicht beeinträchtigt, denn „im Wasser brüten keine Vögel“ (Originalton der Nationalparkverwaltung). Diese Auslegung sollte man sich für zukünftige Diskussionen merken.“

Die Frage ist, aus welchen Mitteln der Abriss des Betonfundamentes erfolgte. Wenn dies aus Naturschutz-Kompensationsmitteln für den Windkraft-Kabelverlegungsbau durch den Nationalpark und das „Weltnaturerbe“finanziert würde, vorgenommen von Kabelverleger TenneT, wäre das ein Skandal. Es gäbe weitaus wichtigere Naturschutzmaßnahmen in diesem Nationalpark, der durch den Massentourismus zu einem Freizeitpark entwickelt wurde, auch mit Hilfe der Nationalparkverwaltung.

Memmert, Juli 1998: Die Plattform wurde von Kormoranen und Möwen besetzt. Im Hintergrund das 1970 erbaute Vogelwärterhaus auf der Kreuzdüne – Foto (C): Archiv Wattenrat, Eilert Voß

Alles schon mal dagewesen: Abriss nach Baurecht oder Naturschutzrecht?

Bauruinen werden eigentlich nach dem Baurecht durch den Eigentümer entfernt, und vor allem nicht mit dem Geld, das für tatsächliche Naturschutzmaßnahmen zur Verfügung stehen sollte.

Es gibt Parallelen: Im Herbst 2009 deklarierte die Nationalparkverwaltung den Abriss des abgängigen Anlegers auf der Insel Spiekeroog ebenfalls als Renaturierungsmaßnahme, als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme für einen schweren Eingriff E.ONs in das Wattenmeer durch die Offshore-Kabelverlegearbeiten zwischen Norderney und Hilgenriedersiel. Der Wattenrat hatte diesen großflächigen Eingriff mit schweren Schäden an der Bodenfauna damals in einem Fernsehbeitrag publik gemacht. Die Nationalparkverwaltung saß das zunächst aus und benötigte ganze zwei Wochen, um sich die Schäden vor Ort anzusehen. E.ON übernahm dann die Kosten des Anleger-Abrisses auf Spiekeroog.

Memmert 1931: Bild des Vogelwärterhauses in den Dünen (nicht auf der Plattform!) vom Juister Maler Alf Depser (mit Dank an Folkert Everwien aus Norden, der ein Foto des Bildes zur Verfügung gestellt hat)

Memmert 1972: Die unbewohnte Ruine des  in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhundert erbauten und immer wieder erweiterten Vogelwärterhauses, in den Dünen erbaut nicht weit von der später in der 30er Jahren errichteten Betonplattform. Diese Ruine wurde vormals bewohnt von Vogelwart Otto Leege jr., seiner Ehefrau Therese und den drei Kindern. In der Ruine stand noch ein altes Klavier. Weil Sportbootfahrer immer wieder die Insel betraten und in den Ruinen stöberten, wurden die Gebäudereste  ca. 1973 kontrolliert abgebrannt und die Reste in den Dünen entsorgt. Foto (C): Archiv Wattenrat, Eilert Voß

Lokalpresse mauert

Bemerkenswert ist auch, dass nur die Ostfriesen Zeitung über den Abriss der Plattform auf Memmert kurz berichtete (Nachtrag: und die Borkumer Zeitung). Die Stellungnahme des Wattenrates dazu wurde von keiner der Lokalzeitungen übernommen. Der smarte Leiter des Nationalparkverwaltung, Peter Südbeck, hat möglicherweise einen Pressebonus; immerhin ist der Nationalpark als eigentliches Großschutzgebiet ein touristischer Wirtschaftsfaktor in der Region und wird entsprechend vermarktet. Schlechte Nachrichten aus dem Watt sind schlecht fürs Geschäft; der Nationalpark wird in der Regel als vermeintlich „heile Welt“ von der Lokalpresse und dem in Norden monatlich erscheinenden „Ostfriesland Magazin“ tourismusfördernd gepriesen. Den Abdruck einer zusätzlichen Stellungnahme des früheren Vogelwartes der Insel Memmert, Reiner Schopf, lehnte die Ostfriesen Zeitung mit der Begründung ab, sie sei zu lang. Andere Zeitungen reagierten gar nicht. Er müsse sie kürzen, so die OZ-Redaktion, dann würde sie als Leserbrief gedruckt. Das lehnte Schopf ab.

Auch eine „Plattform“, für den angespülten Müll. Reiner Schopf sammelte regelmäßig den Strandmüll und lagerte ihn bis zur Abholung vom Festland auf diesen selbstgebauten Gestellen, damit er nicht wieder fortgespült wurde. Foto (C): Lena Fukushi/Archiv Wattenrat, April 1998

13. Juli 2018: Abriss der alten Betonplattform auf der Vogelinsel Memmert in der Brutzeit

Sehr geehrte Damen und Herren,

Nach 30 Jahren als Vogelwart auf der Vogelinsel Memmert fühle ich mich veranlasst, den Abriss der Betonplattform auf der Vogelinsel Memmert zu kommentieren und bitte Sie um Veröffentlichung.

Die Insel Memmert hatte bis in die 70er Jahre durchaus hohe Dünen. Ein auf Pfählen tief im Dünenboden verankertes Betonfundament für eine Geschützstellung, das sich etwa in der Mitte der Insel befand, bot sich für den Bau eines Wohnhauses an. Nachdem dieses jahrelang vom damaligen Inselvogt Pundt und seiner Familie bewohnte Haus ein Opfer von Sturmfluten und Brandungerosionen zu werden drohte, wurde es 1970 auf die hohe Kreuzdüne versetzt. Infolge der Dünenzerstörung stand die Plattform zuletzt auf den Betonpfählen weit vor der heutigen Dünenkante im strandseitigen Watt. Sie demonstrierte so eindrucksvoll die dynamischen Prozesse, die die Insel und ihre Umgebung formten und formen und wurde von Kormoranen zum Gefiedertrocknen und von einigen Vögeln auch als Brutplatz benutzt. Am Inselstrand, in ihrer Nähe, rasteten mausernde Eiderenten.

Ausgerechnet dieses Relikt von der Fläche eines Einfamilienhauses störte die Nationalparkverwaltung so sehr, dass sie Ende Juni 2018 zusammen mit der Kabelfirma TenneT beschloss, die Plattform mitten in der Brut- und Jungenaufzuchtzeit in der angeblich strikt geschützten Zone 1 des Nationalparkes abzubauen. Die Abbrucharbeiten dauerten eine Woche. Die dadurch verursachten massiven Störungen kann sich jeder vorstellen. Als Kompensation für Kabelverlegungen im Watt kann das wohl nicht ernsthaft gemeint sein. Abgesehen davon, dass die Nationalparkverwaltung Naturschutz- und Nationalparkgesetze wieder einmal nicht ernst nimmt, wird der leichtfertige Umgang damit schnell Nachahmer finden. Sinnloser Aktionismus täuscht eine Renaturierungsmassnahme vor, wo es nichts zu renaturieren gibt. Wenn die Nationalparkverwaltung so krampfhaft nach Kompensationsmöglichkeiten sucht, könnte sie z.B. den Schutz der Strandbrüter intensivieren oder die ehemalige Bohrplattform in den Salzwiesen des Dollars (Zone 1) wirkungsvoll schützen.

Der Rückbau der Memmert-Plattform ist eine Vergeudung von Naturschutzgeldern, zumal die Entsorgung von Bauresten nicht Sache des Naturschutzes sondern des Baurechtes ist. Wieder einmal ein Musterbeispiel dafür, dass Titel wie Nationalpark oder Weltnaturerbe für den Schutz der Natur wenig bewirken, wenn Opportunisten in leitenden Positionen die Weichen stellen.

Mit freundlichen Grüssen
R. Schopf

Sowohl Nationalparkleiter Peter Südbeck und Bernd Oltmanns als zuständiger Regionalbetreuer für den Artenschutz sind ausgewiesene Ornithologen. Man hätte von beiden daher mehr Fingerspitzengefühl bei Eingriffen in diesen ihnen anvertrauten Naturraum erwarten können, der auch als „Weltnaturerbe“ etikettiert wurde. Das heißt aber auch gleichzeitig, dass Ornithologen in leitenden Funktionen nicht unbedingt qualifiziert für die rechtskonforme Naturschutzverwaltung in einer Landesbehörde sein müssen…

Verboten!

Gesetz über den Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ (NWattNPG) § 6:
In der Ruhezone verbotene Handlungen
[…] 2) Zur Vermeidung von Störungen und Gefährdungen der Schutzgüter des Nationalparks ist es verboten,
1. die Ruhe der Natur durch Lärm oder auf andere Weise zu stören,
2. wild lebende Tiere zu stören oder diese an ihren Nist-, Brut-, Wohn- und Zufluchtstätten aufzusuchen, zu fotografieren oder zu filmen […]

Wattenrat-Links zu Memmert:

(2006): Die achte Insel

(2005): Das letzte Abenteuer in Deutschland

Memmert 2002: Abriss des abgängigen freierodierten Leuchtturm, der früher noch in den Dünen stand, durch das Wasserschifffahrtsamt – keine „Renaturierungsmaßnahme“. In der Nähe des Leuchtturms stand ursprünglich eine in den 30er Jahren des 20. Jhdt. erbaute Trafostation zur Stromversorgung der Insel, vermutlich aus miltärischen Gründen gebaut.  – Foto (C): Reiner Schopf

 

Memmert, April 1998: Reiner Schopf (links), Manfred Knake (Autor dieses Beitrages) vor dem Wohnhaus auf der Kreuzdüne, Foto (C): Lena Fukushi/Archiv Wattenrat

Nachtrag 02. August 2018:

Der Zeitzeuge Folkert Everwien aus Norden/Ostfriesland, der Junge auf dem Foto, verbrachte einige Kriegs- und Nachkriegssommer auf der Insel Memmert. Er hat zu diesem Wattenratbeitrag wesentliche Informationen beigetragen, dafür danken wir. Links ist Klara („Klärchen“) Leege, Tochter des 1946 verstorbenen Vogelwarts Otto Leege jr., zu sehen. Sie heiratete später den Vogelwart Gerhard Pundt, der als Nachfolger von Otto Leege jr. von 1960 bis 1972 Vogelwart auf Memmert war. Sie verstarb 2009. Das Foto wurde von einem Wehrmachtssoldaten, der während des Krieges auf Memmert stationiert war, gemacht. Dafür mussten sich die Kinder „schnieke“ umziehen.

Memmert, ca. 1944: Klara Leege (links) und Folkert Everwien

Im Ostfriesland Magazin (OMA) Nr. 8/2018 erschien ein kritischer Beitrag von Prof. Dr. Hardy Pundt zum Abriss der Inselplattform: „Der Abriss eines Mahnmals“. Prof. Pundt ist der Urenkel des Memmert-“Vaters“ Otto Leege und der Sohn von Klara und Gerhardt Pundt, der bis 1972 auf Memmert mit seiner Familie als Vogelwart wohnte. Hardy Pundt lebte als Kind von 1964 bis 1972 auf der Insel. Wie Prof. Dr. Pundt in dem OMA-Beitrag richtig darstellt, wurde die Betonplattform kurz vor dem 2. Weltkrieg gebaut, aber offenbar nicht, wie er meint, als Fundament für das ca. zwanzig Jahre später darauf errichtet Vogelwärterhaus! Allein die aufwändige Konstruktion mit der tiefen Pfahlgründung und die Verlegung einer Marineeinheit auf die Insel legt eine geplante, aber nie fertiggestellte Geschützstellung nahe. Im Krieg war eine Einheit von 12 Marineartilleristen der Wehrmacht auf Memmert stationiert, eine Geschütz- und Scheinwerferbedienung. Wie der Zeitzeuge Folkert Everwien berichtete, der als Jugendlicher in den Sommerferien der Kriegs- und Nachkriegsjahre die Kinder des Vogelwartes Otto Leege jr.und dessen Ehefrau Therese besuchte, gab es aber kein Geschütz und keine Schweinwerfer auf der Plattform auf der Insel.  Zu Reiner Schopfs Dienstzeit als Inselvogt und Vogelwart (1973 – 2003) bekam dieser einen Anruf von einem ehemaligen Marinesoldaten der Wehrmacht, der ihm vom seinem ruhigen (un-)militärischen Dienst auf der Insel während des Krieges berichtete. Der ehemalige Soldat gehörte zur Mannschaft der eigentlich geplanten Scheinwerferbedienung. Die Soldaten sammelten damals nach Schiffsversenkungen aus Geleitzügen durch deutsche U-Boote den Strand der Insel ab und gelangten so u.a. an Apfelsinen und Kisten mit trocken verpackten „alliierten“ Streichhölzern. Folkert Everwien berichtete auch von einem toten alliierten Piloten, der im Krieg an den Strand von Memmert gespült wurde.

Memmert, Juni 1942: Nach Flakbeschuss notgelandeter viermotoriger britischer Bomber „Short Stirling, BU-GR9326“ – Foto: privat

Als Nachweis der miltärischen Besetzung der Insel gibt es z.B. einen bei Ebay angebotenen Feldpostbrief einer am 22. Februar 2018 beendeten Auktion:

„Feldpost Marine 1941 – Insel Memmert (über Juist) – Feldpostbrief eines Marine-Artilleristen vom 02.08.1941 mit Aufgabestempel NORDSEEBAD JUIST und hds. Absenderangabe Insel Memmert über Nordseebad Juist, mit Briefinhalt! Seltener Feldpostbeleg der militärischen Besatzung auf der kleinen zwischen Borkum und Juist gelegenen Nordseeinsel.“

Und was nicht im Ostfriesland Magazin stand: Der spätere Vogelwart Gerhardt Pundt führte ein „geselliges  Leben“ auf der Insel Memmert. Es kamen Jagdgäste, mit denen er Kaninchen jagte. Im Memmert-Priel wurden Reusen gestellt und es wurde gefischt. Pundt fuhr mit einem VW-Käfer auf der Insel, der nach vielen Jahren nur noch im Rückwärtsgang bewegt werden konnte und seine letzte Ruhe in den Inseldünen gefunden haben soll. Nach Pundts Umzug aufs Festland meinten einige Juister, hieraus Privilegien zur Weiterführung von Jagd und Fischerei und mit dem Anlanden mit Sportbooten auf Memmert ableiten zu können. Die Abschlussklassen des Norder Gymnasiums verbrachten bis in die sechziger Jahre in jedem Jahr einige Sommerwochen in einem Zeltlager auf Memmert, um Strandpflanzen zur Dünenbefestigung zu pflanzen. In der Brutzeit führte das zur erheblichen Unruhe auf der Insel, abträglich für den gesetzlich gebotenen Vogelschutz in diesem Naturschutzgebiet. Als die Zeltlager wieder eingeführt werden sollten, drohte der neue Vogelwart Schopf mit Kündigung – erfolgreich, die Lagerwochen wurde nicht fortgeführt. Der Jagd und der Reusenstellerei von Juister Insulanern machte Schopf ab 1973 beharrlich ein Ende und musste sich dafür als „Menschenfeind“ beschimpfen lassen, weil er die Naturschutzvorgaben „nachhaltig“ und konsequent umsetzte.

In der Tageszeitung „taz“ erschien am 26. Juli 2018 ein Artikel vom Thomas Schumacher „Abrissbagger im Nationalpark“.

Manfred Knake

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