Glaubt man einigen Politikern, stehen uns außerordentlich gefährliche Zeiten durch die Wiederausbreitung des Wolfes in Deutschland bevor. Da geht es oft um Angstmache statt um nüchterne Information. Auch in Ostfriesland wurden in den letzten Jahren hin und wieder Wölfe gesehen, immer als Einzeltiere. Und auch hier machen Politiker und vor allem Landwirtschaftsfunktionäre in Panik und fordern bereits eine Bestandsregulierung. Es gibt also vermutlich mehr „Problempolitiker und -funktionäre“ als „Problemwölfe“. Stattdessen sollten gerade jetzt vorausschauend Herdenschutzmaßnahmen wie z.B. wolfssichere Einzäunungen, die zudem finanziell von Land gefördert werden, initiiert werden. Ob es überhaupt zur Ansiedlung von Wolfsrudeln an der Küste kommen wird, bleibt abzuwarten.
Ein Heimatforscher aus Friedeburg hat akribisch die Archive gesichtet und festgestellt, dass es in den vergangenen Jahrhunderten stets nur Einzelnachweise von Wölfen auf der ostfriesischen Halbinsel gegeben hat, nie aber Rudel, also Familienverbände (Nordwest Zeitung, Oldenburg, 07. Sept. 2017). Stets wurde diese Einzeltiere mit großem Aufwand an Treibern und Schützen sofort bejagt und getötet – „letal entnommen“, wie es im heutigen Neusprech heißt. Der letzte Wolf wurde 1776 in Coldinne (heute Gemeinde Großheide im Landkreis Aurich) geschossen; das Coldinner Gemeindewappen zeigt einen silbernen Wolf. Damals war das moorreiche Ostfriesland waldarm. Das änderte sich erst nach dem Ende der napoleonischen Besatzung im 19. Jahrhundert, als gezielt neue und größere Forsten in Ostfriesland angelegt wurden. Es ist also nicht auszuschließen, dass sich nun auch hier in nun deckungsreicherer Landschaft Rudel ansiedeln können. Wie dem auch sei, der erfahrenen Wildbiologe und Wolfsexperte Ulrich Wotschikowsky aus Bayern hat zwei Politiker „aufgespießt“, einmal den umweltpolitischen Sprecher der CDU im niedersächsischen Landtag, Martin Bäumer und Frauke Petry, früher AfD, nun Vorsitzende der „Blauen Gruppe“ im sächsischen Landtag. Seinen Beitrag haben wir mit freundlicher Genehmigung von der WebSeite „Wolfsite“ übernommen.
Von Ulrich Wotschikowsky
10.06.2018
Der umweltpolitische Sprecher der CDU-Fraktion Niedersachsen Martin Bäumer begrüßt den Vorstoß des Umweltministers Olaf Lies, SPD, in Niedersachsen das französische Modell zur Bestandsregulierung des Wolfes einzuführen. Er behauptet, dass der günstige Erhaltungszustand mit 250 geschlechtsreifen Tieren bereits erreicht sei und der Abschuss von Wölfen dort ermöglicht werden müsse, wo sie sonst nicht wirksam ferngehalten werden können. Martin Bäumer denkt weit voraus. Im März verkündete er: „In Deutschland leben zurzeit 1000 Wölfe, 2022 werden es über 4000 und 2030 über 40 000 Wölfe sein.“
Auch Frauke Petri (Die Blauen), Sachsen, ist auf den Wolf gekommen. Sie will sich für die „Reinrassigkeit“ der Wölfe einsetzen. Da ist sie wohl Christian Lissina vom Verein Sicherheit und Artenschutz aufgesessen, der die Ansicht verbreitet, „wahrscheinlich 100%“ der Wölfe in Sachsen seien Hybriden. Derselbe Lissina verkündete schon 2008, dass das Rotwild in Sachsen in weniger als fünf Jahren verschwunden sein werde, und dass es keine zwei Jahre dauern würde, bis von einem Kind an der Bushaltestelle nur noch ein blutiger Schulranzen gefunden werde. Weder das eine noch das andere ist eingetroffen.
Und noch ein Beitrag von Ulrich Wotschikowsky zum Thema Wolf und Politik vom März 2018: Vor der Wahl, nach der Wahl…
Link: Der Wolf in Niedersachsen – Häufige Fragen und Antworten (FAQ)