Strandbrütende Vogelarten waren nicht immer vom Aussterben bedroht. Natürliche Feinde der Bodenbrüter sind Springfluten oder Möwen, die die entdeckten Nester plündern können, aber damit konnten die Arten überleben. Dazu kommt nun der Mensch in Massen. Der Massentourismus an der Ostfriesischen Küste im „Weltnaturerbe“ und Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, zum größten Teil auch EU-Vogelschutzgebiet, fordert seine Opfer. Die kleinen, unscheinbaren und kaum bekannten Seeregenpfeifer, Sandregenpfeifer und Zwergseeschwalben sind die Leidtragenden der millionenfachen Tourismusübernachtungen vor allem auf den Inseln. Nicht nur ahnungslose Spaziergänger, auch freilaufende Hunde, Lenkdrachen, Strandsportarten, Geocacher oder anlandende Kitesurfer oder Seekajakfahrer (diese auch mit Zelten) tun das Übrige, um diese Vogelarten von ihren Nestern zu vertreiben. Und alle „lieben“ vermutlich „die Natur“…
Es reichen schon kurze Störungen, durch die die Brutvögel die Nester verlassen. Bei längeren Störungen und Abwesenheit der Elterntiere droht die Übersandung der Gelege, die dann nicht mehr bebrütet werden, ein Zustand, der für ein „Weltnaturerbe“ unannehmbar ist. Die Nationalparkverwaltung arbeitet zudem eng mit den Verursachern, den Akteuren der Fremdenverkehrsindustrie, zusammen. Das „Weltnaturerbe“ ist Teil des Marketings der sog. „Weißen Industrie“ und wird stark beworben. Der Spagat zwischen Tourismus und Naturschutz im Großschutzgebiet Nationalpark geht immer zu Lasten des Naturschutzes aus. Der zwar anerkennenswerte, aber doch eher verzweifelte und wenig „nachhaltige“ Versuch dieses „Strandbrüterschutzes“, der eigentlich keiner mehr ist, wird mit der nachfolgenden Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven dokumentiert.
Link: Das Ende vom Lied (Zeitschrift Nationalpark, 3/2012) „Nationalparks müssen der Schöpfung verpflichtet sein, nicht der Wertschöpfung“
Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer vom 21.04.2018
Strandbrüter-Schutz auf Wangerooge
Nationalparkverwaltung und Mellumrat setzen Schutzmaßnahmen umDie Ostspitze von Wangerooge war in früheren Jahren ein traditioneller Brutplatz für Vogelarten, die auf Stränden brüten. Dazu zählen unter anderem der Sandregenpfeifer und die Zwergseeschwalbe.
Diese Vogelarten nehmen im gesamten Wattenmeer in ihren Beständen ab und sind nach der Roten Liste „Vom Aussterben bedroht“. Gleichzeitig hat der Nationalpark eine besonders hohe Verantwortung beim Schutz dieser Arten, da diese fast ausschließlich nur noch hier brüten.
Im Osten Wangerooges hat sich zudem die Fläche geeigneter Lebensräume verkleinert. Hinzu kamen Störungen während der Brutzeit, obwohl der Brutbereich innerhalb der Ruhezone (höchste Schutzkategorie) des Nationalparks liegt. Dabei passieren Störungen durch Spaziergänger in der Regel unabsichtlich, da Strandbrüter relativ kleine, unauffällige Vögel sind und leicht übersehen werden können. Dies hat insgesamt dazu geführt, dass sich Sandregenpfeifer und Zwergseeschwalbe seit Jahren nicht mehr im Inselosten angesiedelt haben.
Neue Hoffnung gibt es seit der letzten Brutzeit, als die Naturschutzwarte des Mellumrates ein Brutpaar des Sandregenpfeifers an der Ostspitze feststellten. Diese Entwicklung nehmen die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und der Naturschutzverein Der Mellumrat e.V. zum Anlass, aktive Maßnahmen zum Schutz der Strandbrüter vor Ort umzusetzen.
Strandbrüter sind sehr störungsempfindliche Brutvögel, die bei Annäherung durch Menschen das Nest oder die Küken verlassen. Für die Dauer der Brut- und Aufzuchtzeit wird in diesem Jahr das Brutgebiet der Sandregenpfeifer an der Ostspitze von Wangerooge abgezäunt. Strandbesucher sind dazu aufgefordert, die Markierungen der beruhigten Bereiche nicht zu übertreten. So kann jede Gefährdung der Brut vermieden werden. Jeder Einzelne kann zum Schutz der gefährdeten Strandbrüter beitragen. Strandbesucher haben nach wie vor die Möglichkeit, die Ostspitze der Insel ungehindert zu umrunden.
Die Maßnahmen finden in Abstimmung mit der Gemeinde Wangerooge statt. Nach Beendigung des Brutgeschäftes werden die Flächen wieder frei gegeben.
Die Nationalparkverwaltung und der Mellumrat bitten um Ihr Verständnis beim Schutz der sensiblen Inselnatur!