Windenergie: missglückter Schwertransport

28. Nov. 2016: aus dem Verkehr gezogener "Schwertransport", ziwchengeparkt an der L10 in Stedesdorf/LK Wittmund, Foto (C): Manfred Knake

28. Nov. 2016: aus dem Verkehr gezogener „Schwertransport“, zwischengeparkt an der L10 in Stedesdorf/LK Wittmund, Foto (C): Manfred Knake

Man muss sich nur zu helfen wissen: Bauer Reiner T. aus Thunum aus der Gemeinde Stedesdorf in der Samtgemeinde Esens im Landkreis Wittmund in Niedersachsen betreibt eine eigene alte Tacke- Windkraftanlage. Da kann schon mal was kaputtgehen und Ersatzteile sind teuer. Also machte er sich aus Thunum nach dem ca. 8 km entfernten Windpark Utgast in der Gemeinde Holtgast auf. Im Windpark Utgast werden gerade die mehr als zwanzig Jahre alten Tacke-TW-600 Anlagen abgebaut und mit leistungsstärkeren Enercon-Anlagen direkt an einem EU-Vogelschutzgebiet repowert. Bauer T. lud also – wie auch immer – einen kompletten Flügelsatz auf seinen „Schwertransporter“ Marke „Agro-Gigaliner“: drei Ackerwagen mit Strohunterlage mit einem Traktor als Zugmaschine. Kurz vor dem heimatlichen Ziel in Thunum wurde das bemerkenswerte Transportsystem von der Polizei auf der Landesstraße 10 gestoppt und aus dem Verkehr gezogen. Dieser Transport ganz nebenbei eine Straftat: Für diese schwergewichtige Ladung ist das Gespann nicht zugelassen, und ein Führerschein für diese Aktion lag dem Vernehmen nach auch nicht vor. Dumm gelaufen…

"Transportsicherung" Marke Eigenbau, Foto (C): Manfred Knake

„Transportsicherung“ Marke Eigenbau, Foto (C): Manfred Knake

Bemerkenswert ist – und das ist viel schwerwiegender –, dass das illegale Repowering in Utgast nicht annähernd die mediale Resonanz erfuhr wie nun der missglückte Rotorentransport. In Utgast wurden vor dem Repowering keine erforderlichen Vogel- und Fledermausdaten erhoben; eine echte, nach dem Bundesnaturschutzgesetz vorgeschriebene Verträglichkeitsprüfung lag nie vor.

Mühlenschrott im Windpark Utgast: abgebaute Tacke TW-600, Nov. 2016, Foto (C): Manfred Knake

Mühlenschrott im Windpark Utgast: abgebaute Tacke TW-600, Nov. 2016, Foto (C): Manfred Knake

Der Windpark wird nur ca. 300 Meter entfernt vom EU-Vogelschutzgebiet „Ostfriesische Seemarschen von Norden bis Esens“ repowert, nach fachlichen Kriterien viel zu dicht. Das sog. „Helgoländer Papier“ der Staatlichen Vogelschutzwarten in Deutschland empfiehlt 1200 Meter als Abstand zu Vogelschutzgebieten, die deutlich unterschritten werden. Fände sich ein Kläger gegen diese Missstände – von den 15 anerkannten Naturschutzverbänden in Niedersachsen hört man nichts dazu -, könnte das ebenso desaströs für den genehmigenden Landkreis Wittmund ausgehen wie beim Bau der illegalen Umgehungsstraße Bensersiel (Stadt Esens) nicht weit vom Windpark Utgast entfernt.

Nachtrag: Am 07. Dezember 2016 wurden die Rotorblätter durch eine Fachfimra von den Ackerwagen auf einen Schwertransporter umgeladen und zum Anwesen des Bauern weitertransportiert. Das Video stammt vom Anzeiger für Harlingerland in Wittmund:

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