Vogeljagd im Wattenmeer: Querschläger im Naturschutzverband Niedersachsen

Illegal geschossene Brandenente (keine Jagdzeit) in einem EU-Vogelschutzgebiet an der Ems, Foto (C): Eilert Voß

Illegal geschossene Brandente (keine Jagdzeit) in einem EU-Vogelschutzgebiet an der Ems, Foto (C): Eilert Voß

Endlich! Einige niedersächsische Naturschutzverbände unter der Federführung des WWF haben sich gegen die Vogeljagd im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer positioniert. Die gemeinsame Pressemitteilung von WWF, BUND, NABU, NVN und anderen Verbänden hat der Weser Kurier in Bremen am 08. September 2016 mit diesem Text ergänzt:

„Dem Wattenrat Ostfriesland dagegen geht der Vorstoß der Umweltverbände nicht weit genug. Der unabhängige Zusammenschluss kleinerer Naturschutzgruppen fordert die Einstellung der Wasservogeljagd in allen EU-Vogelschutzgebieten. Eilert Voß von der Gänsewacht“ des Wattenrates dokumentiert seit Jahren Jagdverstöße bei der Wasservogeljagd im Nationalpark. Seine Fotos belegen Fehlschüsse bei Nebel, aber auch die Verwendung von giftigem Bleischrot.“

Die Pressemitteilung der Naturschutzverbände gegen die Jagd wurde auch vom Naturschutzverband Niedersachsen (NVN) unterstützt. Als vor drei Jahren die Änderung der Jagdzeitenverordnung (auf Initiative des Wattenrates/Eilert Voß/Gänsewacht) zur Einstellung der Jagd in EU-Vogelschutzgebieten diskutiert wurde, kamen 2013 von SPD- Freizeitjägern sofort die Querschüsse, mit Unterstützung von Carola Sandkühler, Parteimitglied der SPD.

WebSeite „Jagderleben“, 10. Nov. 2013: „[…] Aus allen Regionen Niedersachsens trafen sich in Hannover SPD-Mitglieder. Außer ihrem Parteibuch haben sie eine weitere Gemeinsamkeit: Sie verbindet die jagdliche Passion – und die Sorge, dass die Jagd in der SPD-Fraktion des Niedersächsischen Landtages ein eher stiefmütterliches Dasein fristet. Ganz unberechtigt scheint diese Befürchtung nicht zu sein, denn unter den 49 SPD-Landtagsabgeordneten gibt es lediglich einen Jäger, nämlich Gerd Will aus Nordhorn. Dieser war denn auch zusammen mit Thorsten Tellmann, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Jägerschaft der Landeshauptstadt Hannover, die treibende Kraft für dieses Treffen. Unterstützt wurden sie dabei von Carola Sandkühler, Parlamentarische Referentin der SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag für Umwelt & Energie/Landwirtschaft & Verbraucherschutz. […]“

Frau Sandkühler war zu der Zeit (2013) parlamentarische Referentin der SPD im niedersächsischen Landtag und ist, man höre und staune, heute die 1. Vorsitzende des Naturschutzverbandes Niedersachsen! Vor zehn Jahren war sie Mitglied der Geschäftsführung des BUND-Niedersachsen. Diese flexible und karrierebewusste Frau arbeitet derzeit als Referatsleiterin im Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, das zuständig für die Jagd im Lande ist. Und wie Kritiker sagen: als ein integraler Bestandteil des Hannoverschen Politklüngels…

Gänsejäger in einem EU-Vogelschutzgebiete an der Ems, die Jagd begann bei Dunkelheit und Nebel, Foto (C): Eilert Voß

Gänsejäger in einem EU-Vogelschutzgebiet an der Ems. Die Jagd begann frühmorgens bei Dunkelheit und Nebel. Foto (C): Eilert Voß

Nachtrag: Mit dem NVN und seinem ehemaligen Vorsitzenden Prof. Dr. Remmer Akkermann (auch Vorsitzender der Biologischen Schutzgemeinschaft Hunte-Weser-Ems) gab es schon früher einige Scharmützel, die man hier nachlesen kann: 2002, Schlammschlacht um´s Watt oder hier 27. Mai 2011, In eigener Sache: Prof. Remmer Akkermann, Manfred Knake und der Wattenrat.  Davor gab es auch schon Merkwürdigkeiten: 2001 wurden anlässlich einer Windenergie-Veranstaltung der Partei Bündnis90/Die Grünen im Berliner Reichstag Dr. Akkermann vom NVN und die „Vogelschutzexpertin“ Susanne Ihde als Diskussionsteilnehmer angekündigt, ebenso  Dr. Hans-Peter Ahmels vom Bundesverband Windenergie. Die „Vogelschutzexpertin“ Susanne Ihde entpuppte sich ebenfalls als Mitarbeiterin des Bundesverbandes Windenergie. Und Dr. Akkermann als dazugeladener vermeintlicher Gegenpart ist gar kein Windkraftkritiker. In seiner Verbandsveröffentlichung „NVN/BSH-Merkblatt“ (Nr. 57, Oktober 1998, als Beilage zur Zeitschrift „natur“) hatte er zuvor zusammen mit dem Windkraftanlagenbauer Enercon eine naturschutzfachlich verfehlte Darstellung der Auswirkung von Windkraftwerken auf Natur und Landschaft veröffentlicht, mit Bildern von Enercon; Titel: „Windenergie entlastet die Umwelt…Naturschutzverbände fordern zügigen Ausbau“. Dr. Akkermanns Nachfolger im Amt des NVN-Vorsitzenden war bis 2015 Dr. Christian Eberl (FDP), von 2002 bis 2003 Bundestagsabgeordneter und von 2003 bis 2008 Staatssekretär im niedersächsischen Umweltministerium unter dem notorischen Umweltminister Hans-Heinrich Sander. Carola Sandkühler setzt die Tradition von schillernden Personen im Vorstand des NVN fort. Die Frage ist, ob im NVN auch Naturschutz drin ist und nicht nur draufsteht…

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