Noch eine Nationalparkfeier: Propaganda statt Fakten

Drei_Affen_1Am 11. August 2016 fand in Cuxhaven die Festveranstaltung zum 30-jährigen Bestehen des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer statt, inszeniert vom Niedersächsischen Umweltministerium und der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven.

Nun hat der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer angeblich sogar „Weltrang“ erreicht, die Berichterstattung  des gebührenfinanzierten Norddeutschen Rundfunks für das Abendmagazin „Hallo Niedersachsen“ aus Hannover zum Jubelfest war jedoch weitgehend recherchefrei. Der Evangelische Pressedienst (epd) interviewte den Festredner Uwe Garrels, Bürgermeister von Langeoog, ausgerechnet Langeoog. Es wurde sehr deutlich, dass es in diesem Nationalpark überwiegend um die Tourismusförderung geht, nichts anderes. Auch der Naturschutz im Wattenmeer hat eine Geschichte, die heute weitgehend vergessen ist, und die beginnt nicht mit der Ausweisung zum Nationalpark. Der Wattenrat Ostfriesland und die Vorläuferorganisation „Konferenz der Natur- und Umweltschutzverbände Ostfriesland“ sind oder waren die Chronisten der gezielten Entwicklung des Wattenmeeres und späteren Nationalparks zum Mega-Freizeitpark. Eine „naturpolitische Erfolgsgeschichte von Weltrang“ ist dieser Nationalpark aber mit Sicherheit nicht, wie uns die Propaganda des Umweltministeriums weismachen will, und das lässt sich belegen.

Ausgerechnet Langeoog!

Der durchaus selbstkritische Langeooger Bürgermeister Uwe Garrels hielt die Festrede in Cuxhaven: „Vom Gegner zum Freund“. Es ist ja auch einfach, „zum Freund“ zu werden, wenn man in so einem schlappen Etiketten-Nationalpark wohnt und im Wesentlichen weitermachen kann wie bisher vor der Einrichtung des Großschutzgebietes. Auf Langeoog wurde auch schon vor Einrichtung des Nationalparks das damalige Naturschutzgebiet „Flinthörn“ im Westen der Insel intensiv genutzt: Grillen und Saufgelage zwischen Nestern der Zwergseeschwalben, als Ankerplatz für Segelboote, für den Hundeauslauf. Kontrolle und Sanktionen der Naturschutzverwaltungen: null. Das änderte sich erst mit der Öffentlichkeitsarbeit von Naturschützern aus Esens von der vorgelagerten Küste. Mit der Unterstützung des damaligen Vorsitzenden des Deutschen Bundes für Vogelschutz (heute NABU), Dr. Fedor Strahl, wurde in den 1970ern  Vogelzivis im Dünengebiet „Flinthörn“ für einige Jahre stationiert, die das Gebiet bewachten und die dort die unglaublichen Missstände dokumentierte. Dann kam 1986 der Nationalpark. Gelege wurden auf der Insel „traditionell“ weiterhin geplündert, 2001 ein illegaler Golfplatz im Nationalpark angelegt; auch hier: keine Sanktionen, obwohl das eine Straftat war. Der Wattenrat erstattete Strafanzeige, die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren ein, der Klüngel funktionierte wie gewohnt. Die Nationalparkverwaltung und die Naturschutzverbände blieben stumm. Dazu kamen noch mehrere Höhenfeuerwerke im Sommer zur Brutzeit für die Touristenbespaßung, aktuell „rücksichtsvoll“ vom Rat der Gemeinde Langeoog auf „nur“ eins reduziert, aber auch noch im Sommer. Mit solch einem Nationalpark kann man gut leben.

CDU im Wahlkampf 1986, Dollart/Wattenmeer, Foto (C): Eilert Voß

CDU im Wahlkampf 1986, Dollart/Wattenmeer, Foto (C): Eilert Voß

Das werbewirksame „Welterbe“, aber nur für die Tourismusindustrie

Hinzu kam 2009 das Etikett „UNESCO Weltnaturerbe“, mit dem man trefflich für den Küsten- und Inseltourismus werben kann. Der ehemalige niedersächsische Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) war damals „zufällig“ Präsident der deutschen UNESCO-Kommission, ein Schelm, wer Arges dabei denkt. Nur der Wattenrat wies auf diese Verquickungen zum ausschließlichen Nutzen der Tourismusindustrie öffentlich hin. Von den Naturschutzverbänden und der Tourismusindustrie wurde das Etikett „Welterbe“ bejubelt. Das „Great Barrier Reef“ in Australien wurde vom Land Niedersachsen in völliger Verkennung der Tatsachen propagandistisch als Vergleichsgebiet herangezogen, obwohl die Fäche das Zehnfache das niedersächsischen Nationalparks beträgt – fast so groß wie Deutschland – und wesentlich besser geschützt ist. Um dem Touristenansturm Herr zu werden und dies in Bares umzusetzen, wurden auf Langeoog sogar im großen Stil Schwarzbauten in vielen Beherbergungsbetrieben zusätzlich eingerichtet. Als das nach einer anonymen Anzeige bekannt wurde, wollten die Insulaner die Verstöße mit einer „Petition“ legalisieren lassen, moderne Inselpiraterie. Was sonst noch so auf Langeoog im Nationalpark abgeht, kann man hier nachlesen (scrollen): http://www.wattenrat.de/tag/langeoog/

Schutzdünen auf Langeoog, April 2015, Foto (C): Manfred Knake

Schutzdünen auf Langeoog, April 2015, Foto (C): Manfred Knake

„Hallo Niedersachsen“, kurz, regierungsnah und voll daneben

Hallo Niedersachsen“ des NDR aus Hannover hat auch über den Festakt berichtet, aber wie, und hatte zunächst in dem Kurzbeitrag von 03:31´ vorne und hinten verwechselt: Der Nationalpark liegt vor dem Deich, nicht hinter ihm, aber das muss man in Hannover nicht wissen. Der interviewte Küstenfischer Dirk Sander behauptete vor der Kamera, vor dreißig Jahren seien sie die Fischer „die einzigsten im Watt“ gewesen. Wahrnehmungsstörungen? Wo waren denn damals die Fische, die Seehunde und die Vögel? Die Küstenfischerei entnimmt pro Fang einer Zielart bis zum Achtfachen an Beifang: Jungfische, Krebse, Seesterne. Der NDR-Sprecher faselte vom „strengen Naturschutz“, obwohl es noch nicht einmal fischereifreie Referenzzonen im Nationalpark gibt und toppte das mit dem braven aber einfältigen Satz: „Die These, dass Naturschutz und Tourismus nicht zusammenpassen, ist deshalb Makulatur.“ Der Nationalparktourismus hat inzwischen bestandsbedrohende Auswirkungen auf Strandbrüter wie See- oder Sandstrandläufer oder Zwergseeschwalben angenommen. Der Naturschutzmann vom BUND (Leiter des Nationalparkhauses in Dornumersiel, früher einmal Wattenrat-Mitarbeiter und vom BUND mit einem Maulkorb belegt) kam mit seinen kritischen Anmerkungen ganze 19 Sekunden zu Wort.

Urlaubsfahrt ins "Weltnaturerbe" nach Borkum, im Hintergrund Eemshaven/NL, Foto (C): Eilert Voß

Urlaubsfahrt ins „Weltnaturerbe“ nach Borkum, im Hintergrund Eemshaven/NL, Foto (C): Eilert Voß

Gelobt wurde von der NDR-Redaktion die „Vergrößerung“ des Nationalparks. Tatsächlich wurde 2001 das Nationalparkgesetz von der damaligen SPD-Regierung Sigmar Gabriel (SPD) so geändert, dass ca. 90 wertvolle Flächen aus dem Schutzgebiet entfernt oder in der Zonierung heruntergestuft – für die Tourismusindustrie – und durch reine konfliktfreie Wasserflächen vor den Inseln ersetzt wurden. Der Wattenrat legte der EU-Kommission dazu drei dicke Aktenordner mit den Gebietsbeschreibungen bei einem Besuch in Brüssel als Beschwerde vor, der Nationalpark ist EU-Vogelschutz und FFH-Gebiet. Die Beschwerde versandete im politischen Klüngelgetriebe.

Kitesurfer als „neue Verbündete“ des Naturschutzes? Auf Langeoog ja!

Die Mitarbeiter des Wattenrates Ostfriesland müssen ihr Licht beim Wattenmeerschutz nicht unter den Scheffel stellen: Der Wattenrat, der seit Jahren die Entwicklung dieses Großschutzgebietes zum Freizeitpark auf seiner WebSeite begleitet, kam bisher in der Berichterstattung zur der aktuellen Jubiläumsnummer nicht vor, von den 15 „anerkannten“ Naturschutzverbänden in Niedersachsen von BUND bis NABU hört man kaum etwas zu den tatsächlichen Belastungsfaktoren im Nationalpark: dramatische Brutvogelrückgänge, Rastvögel ebenfalls rückläufig, marode Salzwiesen durch gezielte Entwässerung, Offshore-Windparks vor den Inseln und Windparks hinter den Deichen in den ehemaligen Rastgebieten, boomender Massentourismus (von 11 Rangern ohne Kompetenzen und Boote auf 3.500qkm „gelenkt“), neue Nutzung Kitesurfen (von der Nationalparkverwaltung nach der „Weltnaturerbe“-Ausweisung“ per unzulässiger „Befreiung“ rechtswidrig in Zusammenarbeit mit den Fremdenverkehrskommunen zugelassen und nur vom Wattenrat ausführlichst bekanntgemacht) und vom Langeooger Bürgermeister in der Zeitung so kommentiert: „Doch die meisten Surfer hielten sich an die ausgewiesenen Zonen.`Letztlich sind sie meine Verbündeten, weil sie die Natur schätzen können und wissen, was Wind und Gezeiten sind.`“ Das ist schon Realsatire, hat es jemand gemerkt?

Nonnengänse und Säbelschnäbler im Watt, Foto (C): Eilert Voß

Nonnengänse und Säbelschnäbler im Watt, Foto (C): Eilert Voß

Es gab auch schon einmal Verbesserungen

Die einzigen tatsächlichen Verbesserungen im Naturschutz waren die Verbote der Wattenjagd in der Regierungszeit von Dr. Ernst Albrecht (CDU) und der Herzmuschelfischerei in der Regierungszeit von Gerhard Schröder (SPD) als niedersächsische Ministerpräsidenten. Die Wattenjagd wurde aus in das Watt gegrabene und verstärkte Löcher (Poolfässer“) mit angepflockten zahmen Lockenten ausgeübt.

Wattenjäger in seinem Poolfass, Foto (C): Eilert Voß

Eilert Voß, heute im Wattenrat tätig, hatte die üblen Jagdpraktiken der Wattenjagd dokumentiert und so Öffentlichkeit hergestellt. Er wurde bei seinen Aktionen mit seinen Mitstreitern von nächtlichen Wattenjägern auch beschossen, die bei schlechter Sicht Jagd auf Enten und Gänse machten, indem sie in die überfliegenden Vogelschwärme schossen, ohne zu wissen, auf was sie schossen. Jagdhunde wurden in der Regel nicht mitgeführt. Der Unterzeichner hat diese Aktionen miterlebt und erinnerte sich noch heute an die „volle Deckung“ hinter der Deichkrone, die wir bei dem Beschuss aus Schrotflinten nehmen mussten. Auf den Inseln darf heute immer noch von Freizeitjägern Jagd auf Zugvögel gemacht werden.

Muschelkutter, mit den seitlich angenachten Dredgen werden Miesmuscheln aus dem Sediment geriseen und die Bodenstruktur nachhaltig verändert - Foto (C): Eilert Voß

Muschelkutter. Mit den seitlich angebrachten Dredgen werden Miesmuscheln aus dem Sediment gerissen und die Bodenstruktur nachhaltig verändert – Foto (C): Eilert Voß

Durch die Herzmuschelfischerei wurde von den Muschelkuttern das Sediment durchgepflügt und dabei die Bodenstruktur mit allen Lebewesen zerstört. Die Muschelkutter haben auf den Miesmuschelfang umgestellt, der ebenfalls abträglich für die Bodenstruktur ist, die Wiederbesiedelung „nachhaltig“ beeinträchtigt und den Eiderenten die Nahrungsgrundlage entzieht.

Grüne als Bremser des Wattenmeerschutzes

Noch heute dokumentiert Voß ähnliche Jagdverstöße in einem EU-Vogelschutzgebiet an der Ems. Ziel seiner Dokumentationen ist die Einstellung der Jagd auf Wasservögel in Schutzgebieten, unterstützt vom Ökologischen Jagdverband (ÖJV). Nach anfänglicher Unterstützung von Politikern der Grünen versandete diese, als die Grünen 2013 Mitregierungspartei in Niedersachsen wurden. Der zuständige Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) ruderte immer weiter zurück, bis aus der Einstellung der Jagd auf Druck der SPD eine „Intervalljagd“ im Turnus von zwei Wochen Jagdruhe und zwei Wochen Jagd herauskam; gewonnen ist damit nichts, weil auch weiterhin die nichtjagdbaren Arten von ihren Rast- und Nahrungsflächen in den Schutzgebieten vertrieben werden. Die äsenden Gänse weichen dann auf landwirtschaftliche Flächen aus. Die Wortschöpfung „Intervalljagd“ triff zudem für die Wasservogeljagd gar nicht zu; sie wurde örtlich für die Schalenwildbejagung in größeren Zeitabständen eingeführt.

Ungeahndete Straftat: erlegte nicht jagdbare Nonnengans

Ungeahndete Straftat: erlegte nicht jagdbare Nonnengans in einem EU-Vogelschutzgebiet an der Ems, Foto: privat

Regierungspropaganda statt Recherche

Was bisher über diese Jubiläumsveranstaltung des Nationalparks veröffentlicht wurde, hat mit Recherche und Journalismus nur noch wenig zu tun, das ist weichgespülte Regierungspropaganda für die zahlreichen Nutzergruppen, also überwiegend Lückenpresse. Peter Südbeck, der derzeitige Leiter des Nationalparks, hat sich mehr als angepasster Tourismusförderer denn als Sachwalter des Naturschutzes erwiesen. Der Altvordere des Naturschutzes im Wattenmeer Otto Leege, der schon vor mehr als hundert Jahren auf die Auswüchse des Fremdenverkehrs im Wattengebiet hinwies, würde sich heute ob der flotten PR-Sprüche des heutigen smarten Nationalparkleiters Südbeck im Grabe umdrehen.

Die „Anwälte der Natur“: BUND, NABU und WWF, oder doch nur Winkeladvokaten?

Und dann waren da auch noch die „anerkannten“ und klagebefugten Naturschutzverbände BUND und NABU in Zusammenarbeit mit dem WWF, die alle paar Jahre gemeinsam – meist zu runden Jubiläen – aus der Deckung kommen und sich zum Zustand des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer und „Weltnaturerbes“ äußern (Pressemitteilung s.u.), ohne sich zwischenzeitlich „nachhaltig“ für die Verbesserung des Geschutzgebietes eingesetzt zu haben. Die identischen Forderungen, die jetzt wieder von BUND, NABU und WWF erhoben werden, waren schon Gegenstand mehrerer „Nationalparkbilanzen“, zuletzt gemeinsam mit weiteren Naturschutzverbänden und unter nicht unerheblicher Beteiligung des Wattenrates im Jahr 2006 zum 20-ten des Nationalparks erstellt: Nationalparkbilanz_2006 . Von einigen der damals beteiligten Naturschutzverbänden hört man heute nichts mehr zum Nationalpark und dessen Entwicklung.

So finden sich in der aktuellen Verbändefunktionärs-Pressemitteilung zum 30-ten des Nationalparks weit ab vom Ort des Geschehens denn auch die einige Forderungen des Wattenrates wieder, wenn auch weichgespült: z.B. das Verbot des Kitesurfens, das der Wattenrat schon vor Jahren gefordert hat. Die Naturschutzorganisationen machten das daraus: „Diese Trendsportart darf allenfalls in ausgewählten, mit dem Naturschutz abgestimmten und klar begrenzten Bereichen des Wattenmeers als befristete Ausnahme zugelassen werden. Dies ist an den in Niedersachsen erreichten Kompromiss mit der Begrenzung des Drachensteigenlassens anzupassen.“ Wie bitte?

Der Lack ist ab: Kitesurfer in Sahlenburg, Mai 2016, Foto (C): Eilert Voß

Der Lack ist ab: Kitesurfer in Sahlenburg/Cuxhaven, Mai 2016, Foto (C): Eilert Voß

Rechtsbeuger

BUND und NABU als klagebefugte Verbände hatten die Genehmigungsgrundlage für das Kitesurfen längst gerichtlich prüfen lassen können. Fakt ist, dass die Genehmigungen für die mehr als zwanzig Kitesurf-Spots durch die Nationalparkverwaltung durch „Befreiungen“ nach § 67 des Bundesnaturschutzgesetzes erfolgten. Befreiungen dürfen aber nur dann erteilt werden, wenn dies aus Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer und wirtschaftlicher Art, notwendig ist oder die Durchführung der Vorschriften im Einzelfall zu einer unzumutbaren Belastung führen würde und die Abweichung mit den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege vereinbar ist. Das „überwiegende öffentliche Interesse“ in einem Nationalpark ist der Naturschutz und nicht das Freizeitvergnügen einer kleinen Trendsportartgruppe! Die Zulassung der Kiter war kein „Kompromiss“, sondern Rechtsbeugung, von den Naturschutzverbänden geduldet.

Blinder lukrativer Fleck: die Gefährdung durch Windparks

Man hört von den Verbänden zwar Kritisches zu vagen Plänen der Ölexploration im östlichen Teil des Nationalparks, aber nichts zum geplanten Nearshore-Windpark „Nordergründe“ in der Außenweser nur 570m von der Nationalparkgrenze entfernt, mitten in der Vogelzugroute. Wie auch, hatte doch der BUND seine Klage dagegen zurückgezogen und dafür vom Land Niedersachsen mehr als 800.000 Euro aus Kompensationsmitteln für ein BUND-nahe Stiftung in Aussicht gestellt bekommen. Das löste eine Lawine von Austritten und die Beschäftigung einiger kritischer Fernsehbeiträge zur Rolle des BUND und seiner Nähe zur Windenergiewirtschaft aus. Der BUND-Mitbegründer Enoch zu Guttenberg verließ u.a. wegen des „Nordergründe“-Skandals, der nur vom Wattenrat publik gemacht wurde, den BUND.

Blick von Norderney aufs Festland. Nur die Harten kommen in den Garrten: Nur Möwen und Austernfischer halten das aus Foto (C): Eilert Voß

Blick von Norderney aufs Festland. Nur die Harten kommen in den Garten: Möwen und Austernfischer halten das aus. Foto (C): Eilert Voß

Alarmisten: Klima und Meeresspiegelanstieg?

Und das wohlfeile „Klima“ und der „Meeresspiegelanstieg als zeitgeistige Paniknummern, die angeblich das Wattenmeer gefährden, durften selbstverständlich auch bei den drei Organisationen nicht fehlen. Nur, der Meeresspiegel der Nordsee steigt gar nicht unvorhersehbar dramatisch an. Er steigt seit dem Ende der letzten Kaltzeit vor ca. 12.000 Jahren langsam wieder an, damals lag er ca. 120 m tiefer als heute und steigt derzeit mit 1,7mm im Jahr oder 17cm im Jahrhundert. Diesen „säkularen“ Anstieg, mit einem zusätzlichen Sicherheitszuschlag, berücksichtigen die Küstenschutzbehörden schon lange bei den Deicherhöhungen. Die Zugvögel des Wattenmeers leben zudem im Jahreszyklus von arktischen bis in die subtropischen Lebensräume und sind seit abertausenden Jahren auch mit dramatischen Klimaschwankungen vertraut.

Alte Hüte

Die Tourismusverbände tragen nichts zum Schutz ihres vermarkteten „Welterbe“-Wattengebietes bei, das als Nationalpark und EU-Vogelschutzgebiet zunächst ein Großschutzgebiet ist. Sie sind u.a. Verursacher der massive Belastungen durch den Massentourismus. Die „Naturschutzabgabe“, der von den Verbände so geforderte „Naturbeitrag analog zum Kurbeitrag“, wurde vom Unterzeichner als damaligem Mitglied der Arbeitsgruppe Nationalpark beim WWF und Mitglied des Nationalparkbeirates schon vor mehr als zwanzig Jahren öffentlich gefordert, selbstverständlich vergeblich. Aus dieser Abgabe ließen sich z.B. noch mehr Rangerstellen finanzieren. Nun taucht diese Forderung via BUND, NABU und WWF nach Jahren wieder auf. Dass die nun mittlerweile 11 hauptamtlichen Ranger weder über hoheitliche Kompetenzen noch über Boote verfügen, wird nicht erwähnt.

Wattwanderer an einer Seehundsbank,: viel zu dicht, im nächsten Moment fliehen die Seehunde. Fot (C). Eilert Voß

Wattwanderer an einer Seehundsbank,: viel zu dicht, im nächsten Moment fliehen die Seehunde. Foto (C): Eilert Voß

Panikflucht von Seehunden (mit einem starken teleobjektiv fotorgrafiert, der Fotograf ist nicht der Verursacher), Foto (C): Eilert Voß

Panikflucht von Seehunden (mit einem starken Teleobjektiv fotografiert, der Fotograf ist nicht der Verursacher), Foto (C): Eilert Voß

Selektive Wahrnehmung

Die Auswüchse des Massentourismus mit z.B. sommerlichen Höhenfeuerwerken zur Touristenbespaßung, die Brut- und Rastvögel oder Seehunde panisch fliehen lassen, kommen in der Pressemitteilung nicht vor. Seehunde leiden an ihren Liegeplaätzen unter dem Stress durch unachtsame oder ignorante Wattwanderer oder Sporboootfahrer; das Heulerproblem wird auch durch den Tourismus verursacht. Den desolaten Zustand vieler Salzwiesen in den strengsten Schutzzonen, die durch Entwässerungsmaßnahmen mit Quecke überwuchern und für Brut- und Rastvögel unattraktiv machen, oder die zugelassene Jagd auf Zugvögel auf den Inseln – der Nationalpark ist auch EU-Vogelschutzgebiet! – klammern die Verbände aus; ebenfalls die z.T. dramatischen Brutvogelrückgänge oder den Rückgang bestimmter Rastvogelarten. Dafür werden die „Zugvogeltage“ als zusätzliche Tourismuswerbung von der Nationalparkverwaltung beworben, kurz bevor die Jagdsaison beginnt. Der Verlust von Rastvogellebensräumen in den nationalparknahen Bereichen durch riesige Windparks oder die Gefährdung des Vogelzuges durch die Offshore-Windenergie bleibt ebenfalls unerwähnt, die Gründe sind bekannt: BUND und NABU sind „Ökostrom“anbieter, der BUND ist eng mit der Windlobby verfilzt.

Mit schwerem Gerät in der den Salzwiessen: Unterhaltungsmaßnahmen in der strengsten Schutzzone bei Dornumersiel/LK Aurich, Foto (C): Manfred Knake

Mit schwerem Gerät in den Salzwiesen: Entwässerungsgräben in der strengsten Schutzzone des Nationalparks (Ruhezone) bei Dornumersiel/LK Aurich, Foto (C): Manfred Knake

Man kann den Verbändefunktionären nur raten, öfter beim Wattenrat vorbeizuschauen, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Um es mit Fox Mulder aus der Fernsehserie „Die X-Akten“ zu sagen: „The Truth Is Out There“, nicht  an den Schreibtischen, man muss nur genau hinsehen. Das Kopieren unserer Texte (nicht der Fotos!) mit Quellenangabe ist übrigens erlaubt: Copy but right!

Manfred Knake

– 20 Jahre ehrenamtlicher Landschaftswart an der Küste im Landkreis Aurich, 20 Jahre lang Mitarbeiter in der „Arbeitsgruppe Nationalpark“ unter Federführung des WWF, 5 Jahre stellv. Mitglied des Nationalparkbeirates –

P.S.: Die öffentlichen Äußerungen des „grünen“ niedersächsischen Umweltministers Stefan Wenzel (Zitat von Anonymus: „Der kann nur Windkraft und Klima, und das noch nicht mal richtig.“) zum 30-jähren Nationalparkjubiläum klingen wie auszugsweise „vom Blatt abgelesen“ von der Pressemitteilung von BUND, NABU, und WWF. Kein Wunder, einige Verbändefunktionäre von BUND und NABU in Hannover haben wegen der Fördermittel aus der Statoil- Wattenmeerstiftung und deren Fördergeldflüssen ein „inniges Verhältnis“ zum Umweltministerium, das diese Mittel verwaltet. MK

Die Pressemitteilung von BUND, NABU und WWF vom 10. August 2016 – unterstützt von sechs der 15 „anerkannten“ Naturschutzverbände in Niedersachsen –  können Sie hier als .pdf-Datei lesen: Jubilaeum_Nds_Wattenmeer_Forderungen_Naturschutzverbaende

Das Bemerkenswerte: Die letzte gemeinsam verfasste“Nationalparkbilanz“ der Naturschutzverbände aus 2006 (also vor zehn Jahren) umfasste noch 25 Seiten, die aktuelle „Gemeinsame Pressemitteilung“ mit „sieben Forderungen“ gerade mal eine. Eine aktuelle gemeinsame Nationalparkbilanz liegt nicht vor.

Evangelischer Pressedienst (EPD), veröffentlicht am 12. August 2016

„Erfolgsgeschichte von Weltrang“ WATTENMEER
Festakt zum 30-jährigen Nationalpark-Bestehen

CUXHAVEN/OSTFRIESLAND/EPD – Der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) hat den Nationalpark Wattenmeer als „naturpolitische Erfolgsgeschichte von Weltrang“ bezeichnet. […]

„Weltnaturerbe ist existenziell wichtig für den Tourismus“
Langeooger Bürgermeister bezieht Stellung
CUXHAVEN/LANGEOOG/EPD –  […] „Dass Wattenmeer gehört den Bewohnern nicht, es ist ihnen geschenkt und es funktioniert als Wattenmeer nur, wenn es seinen eigenen Entstehungsgesetzen folgen kann“, sagte er anlässlich der Feier zum 30- jährigen Bestehen des Nationalparks Wattenmeer gestern in Cuxhaven im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). […] Umweltschützer kritisierten mit einem gewissen Recht etwa die Kite-Surfer, die sich mit Drachen über das Wasser ziehen ließen und dabei die Vögel störten. Doch die meisten Surfer hielten sich an die ausgewiesenen Zonen. „Letztlich sind sie meine Verbündeten, weil sie die Natur schätzen können und wissen, was Wind und Gezeiten sind.“ Das Ziel müsse einKompromiss sein.[…]

Zuletzt bearbeitet am 16. August 2016, 09:30h

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